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23.08.19 / »Yes we short« / Marokkaner solidarisieren sich mit belgischen Helferinnen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-19 vom 23. August 2019

»Yes we short«
Marokkaner solidarisieren sich mit belgischen Helferinnen

Im Süden Marokkos, in dem Berberdorf Imoulasse (50 Kilometer nördlich von Taroudant) halfen die Freiwilligen des Bauordens in den letzten Jahren, ein Kultur- und Bildungszentrum zu bauen, das den vor allem unter den Frauen und Mädchen verbreiteten Analphabetismus bekämpfen will. „Die Freiwilligen halfen den Dorfbewohnern bei der Renovierung des Kultur- und Bildungszentrums und der zerstörten Straßen“, so hieß es in dem deutschen Prospekt des Internationalen Bauordens (IBO), einer in vielen europäischen Ländern verbreiteten gemeinnützigen Organisation, die europaweit Baucamps in erster Linie für junge Erwachsene organisiert und damit soziale und gemeinnützige Einrichtungen bei Bau- und Renovierungsarbeiten unterstützt. 

Drei junge belgische Frauen, die wegen des Tragens von Shorts auf dieser Baustelle in Marokko vom Tod bedroht sind, haben beschlossen, nach Hause zurück­zukehren, und es wird keine neue Gruppe von Freiwilligen in dieses Land geschickt. Das gaben die belgischen Organisatoren eines Jugendlagers des IBO bekannt. Die Gruppe bestand aus 37 jungen Leuten, hauptsächlich jungen Mädchen. 

Ein junger marokkanischer Lehrer protestierte dagegen, dass sie in kurzen Hosen arbeiteten, und rief in sozialen Netzwerken dazu auf, sie zu enthaupten. Ein marokkanischer Abgeordneter prangerte ihr Verhalten als „leichtsinnig“ an. Der belgische Bauorden hat zwischenzeitlich seine Camps in Marokko abgesagt. Dazu gehört auch ein Camp Ende August mit Freiwilligen aus Deutschland. 

In Marokko erhielt der Bauorden nun die Zusicherung der Behörden, dass die Sicherheit der Freiwilligen, die sich noch in Marokko aufhalten, gewährleistet sei durch die Anwesenheit der Gendarmerie. „Wir verstehen jedoch voll und ganz, dass einige der Teilnehmer früher zurückkehren möchten“, sagte ein Sprecher des Ordens, der alles tun wird, um die Rückkehr zu organisieren. Der marokkanische Lehrer, der die Todesdrohungen ausgesprochen hatte, wurde verhaftet und wird wegen „Anstiftung zu terroristischen Handlungen“ angeklagt, sagte die marokkanische Sicherheit. 

Sein Aufruf zur Enthauptung erinnerte an die Ermordung von zwei skandinavischen Touristinnen, die 2018 von radikalisierten Marokkanern bei einem Bergsteigertrip in ihren Zelten im Namen einer Dschihadistengruppe grausam enthauptet worden waren. Jetzt läuft ein Prozess gegen ein Dutzend Angeklagte, die in das Verbrechen verwickelt gewesen sein sollen.

Die Drohungen gegen die jungen belgischen Freiwilligen haben in der marokkanischen Presse und den sozialen Netzwerken empörte Reaktionen ausgelöst. Mehrere Medien einschließlich des öffentlich-rechtlichen Rundfunkkanals Med1 TV richteten einen Aufruf an ihre Hörer, Zuschauer und Leser, an einem Strand in Casablanca in kurzen Hosen zu protestieren, um „eine Botschaft an die Dunkelmänner zu richten, die extremistische Gedanken aufzwingen wollen und das Image unseres Landes zerstören wollen“. Eine Initiative, die von einer Facebook-Seite mit dem Titel „Yes we short“ nach einer Petition „Tous en shorts“ ins Leben gerufen wurde, erhielt in kurzer Zeit mehr als 1000 Unterschriften, darunter die von 50 marokkanischen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Die Seite „Yes we short“ ruft Marokkaner dazu auf, einen Blumenstrauß mit einem Dankeswort an den belgischen Verband zu senden.B.B.