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23.08.19 / Abhängig von Peking / Hongkongs bedeutendste Fluggesellschaft Cathay Pacific

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-19 vom 23. August 2019

Abhängig von Peking
Hongkongs bedeutendste Fluggesellschaft Cathay Pacific
Markus Matthes

Die seit Wochen anhaltenden Demonstrationen gegen die Behörden in Hongkong und vor allem die Reaktion der chinesischen Führung darauf haben die bedeutendste örtliche Fluglinie, Cathay Pacific, deren 240 Maschinen 2018 rund 35,4 Millionen Passagiere beförderten, in die schwerste Krise ihrer 73-jährigen Geschichte gestürzt. Durch die starke Abhängigkeit vom chinesischen Markt, den man wöchentlich mit 850 Flügen zu 24 Zielorten bedient, ist das Unternehmen anfällig geworden für politisch motivierte Entscheidungen der roten Mandarine.

Diese betrachten die dramatischen Ereignisse in der ehemals britischen Kronkolonie mit großer Verärgerung und dementsprechend eindeutig fiel eine Ankündigung der Chinesischen Zivilen Luftfahrtbehörde (CAAC) aus: Besatzungsmitglieder, die sich diesen „illegalen Protesten“ angeschlossen oder auch nur unterstützt hätten, würden nicht nur von Flügen nach China, sondern vollständig aus dem chinesischen Luftraum verbannt. Sämtliche Besatzungslisten würden von der Zentralen Kommission für Politische und Rechtliche Angelegenheiten rigoros und ohne Ausnahme überprüft. 

Mittlerweile hat Cathay Pacific zwei Piloten und zwei weitere Mitarbeiter entlassen, die vertrauliche Informationen hatten durchsickern lassen beziehungsweise als Unruhestifter verhaftet worden waren. Die Unternehmensführung hat in Peking Farbe bekennen müssen, dabei ihren „Null-Toleranz-Ansatz“ unterstrichen und kurz darauf mehr Sicherheit und verstärkte interne Kontrollen bekanntgegeben. Man stelle sich hinter die Regierung in Hongkong und warne davor, das Prinzip „Ein Land, zwei Systeme“ in Frage zu stellen, das die Grundlage der Autonomie der Sonderwirtschaftsregion bildet. Als zirka 55000 Passagiere von der Streichung von 272 Flügen während der zweitägigen Flughafenbesetzung betroffen waren und einzelne Fluggäste gar am Abflug gehindert wurden, sprach man von „unzumutbarem Verhalten“, das den Ruf der Stadt als Ganzes schädigen würde. 

Nachdem die Aktien von Cathay Pacific Anfang der Woche kurzzeitig auf das niedrigstes Niveau der letzten zehn Jahre gefallen waren, gab Chinas größte Kreditbank eine deutliche Verkaufsempfehlung ab. Die Sorgen der Geschäftsführung sind berechtigt, denn immerhin erzielte Cathay Pacific 2018 mehr als die Hälfte der Einnahmen von 111 Milliarden Hongkong-Dollar (über 13 Milliarden Euro) dank China und dem bedeutenden Umsteigeknoten Hongkong.

Durch geschickte Investitionen ist es der Firma ab 2006 gelungen, sich einen beträchtlichen Anteil an einem der am schnellsten wachsenden Luftverkehrsmärkte der Welt zu sichern, dessen Aufkommen Mitte des nächsten Jahrzehnts den der Vereinigten Staaten übertreffen soll. Ein wichtiger Teil davon ist das Delta des Perlflusses, das neben Hongkong noch zehn andere Städte mit zirka 70 Millionen Einwohnern umfasst, obwohl sich die starke Konkurrenz in der Region negativ auf die Preise ausgewirkt hat.

Für Cathay Pacific steht also viel auf dem Spiel, zumal durch die politischen Verhältnisse und insbesondere die enge Zusammenarbeit mit der größten chinesischen Fluglinie, Air China, der Spielraum für den kommunistischen Machthabern nicht genehme Entscheidungen sehr begrenzt ist.