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23.08.19 / Gläubiger Schuldenkaiser / Spendabler Ehrenbürger – Augsburg ehrt Maximilian I. mit einer großen Ausstellung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-19 vom 23. August 2019

Gläubiger Schuldenkaiser
Spendabler Ehrenbürger – Augsburg ehrt Maximilian I. mit einer großen Ausstellung
Veit-Mario Thiede

Er galt als letzter Ritter. Augsburg ehrt Kaiser Maximilian I. mit einer prachtvollen Ausstellung.

Der Chronist Clemens Jäger überliefert die Worte, mit denen Kaiser Maximilian I. am Ende des Augsburger Reichstags von 1518 der Stadt Lebewohl gesagt haben soll: „Nun segne dich Gott, du liebes Augsburg und alle frommen Bürger darinnen! Wol haben wir manchen gutem muth in dir gehabt: nun werden wir dich nicht mehr sehen.“ Der von Todesahnungen erfüllte Habsburger behielt Recht. Kurze Zeit nach seinem letzten Besuch in Augsburg starb er im Januar 1519. 

Maximilian hielt sich gern in der Reichs- und Bischofsstadt auf. Seine zahlreichen Besuche summieren sich auf 1037 Tage. Nirgendwo sonst in Deutschland weilte er länger. Mit der prachtvollen Sonderschau „Maximili­-

an I. (1459–1519) – Kaiser. Ritter. Bürger zu Augsburg“ in dem nach König Max II. von Bayern benannten Maximilianmuseum gedenkt die Stadt des vor 500 Jahren gestorbenen Kaisers, den sie 1957 zum „Ehrenbürger“ ernannte.

Rund 150 wertvolle Bilder, Bücher, Objekte und Dokumente sind aufgeboten. Schwerpunkt der Schau sind die engen Verbindungen zwischen Maximilian  und Augsburg. Kuratorin Heidrun Lange-Krach bescheinigt ihrer Ausstellung eine gewisse „Papierlastigkeit“. Das liegt darin, dass Augsburg ein Zentrum der Druck­kunst war. Die nutzte Maximilian, um vor seinen Zeitgenossen zu prunken und der Nachwelt in guter Erinnerung zu bleiben.

Doch bevor es in der Schau glanzvoll wird, sorgt das von ei­nem unbekannten Maler geschaffene „Totenbildnis Maximilians I.“ (16. Jh.) für einen erschreckenden Anblick. Denn der Kaiser hatte die Anweisung gegeben, dass sein Leichnam gegeißelt werde, ihm die Haare geschoren und die Zähne ausgeschlagen werden, um Buße für seine Sünden zu tun.

Porträts stellen uns Augsburger Persönlichkeiten vor, die Maximilian hilfreich zur Seite standen. Eine Federzeichnung Albrecht Dürers präsentiert den Patrizier „Matthäus Lang von Wellenburg“ (um 1518). Maximilian erhob diesen zu seinem engen Ratgeber und dank seiner Un­terstützung stieg Lang zum Kardinal auf. Er rief 1508 im Dom von Trient Maximilian zum Kaiser aus. 

Hans Burgkmairs Farbholzschnitt präsentiert „Jakob Fugger den Reichen“ (1511). Auch eine Ausgabenrechnung des Handelsherrn und Bankiers für Maximilian wird präsentiert. Sie weist uns darauf hin, dass er der wichtigste Geldgeber für die Kriegszüge des Herrschers sowie seine kostspielige Hofhaltung mitsamt glanzvollen Ritterturnieren war. Maximilians enorme Schulden sind so legendär wie seine Prachtentfaltung. Die ging bis hin zu den vergoldeten Fingerspitzen der Handschuhe einer Harnischgarnitur, die der bedeutende Augsburger Plattner Lorenz Helmschmied für ihn schuf.

Mit ehrgeizigen Kunstaufträgen ließ Maximilian das Haus Habsburg und erst recht sich selbst feiern. Der berühmteste Künstler, der für ihn arbeitete, war der Nürnberger Albrecht Dürer. Er ist mit einem um 1518/19 von zwei Stöcken in Gold und Schwarz abgezogenen Holzschnitt vertreten, der das Brustbild des würdevoll nach rechts schauenden Maximilian präsentiert. Diese von Dürer auch als Gemälde verwirklichte Darstellung bestimmt wie keine andere unsere Vorstellung vom Aussehen Kaiser Maximili-ans I. Aber allen voran waren es Augsburger Künstler, die der Kaiser mit Aufträgen betraute. 

Der mit Holzschnitten von Hans Burgkmair d. Ä., Hans Schäufelin und Leonhard Beck ausgestattete und von Maximilian höchstselbst verfasste autobiografische Epos „Theuerdank“ er­schien 1517. Vieles andere blieb unvollendet oder kam erst nach Maximilians Tod zum Abschluss. So entwarf Leonhard Beck über 100 Holzschnitte von Heiligen, die Maximilian als Mitglieder seiner Familie reklamierte. Sie sollten seine ehrwürdige Herkunft bezeugen. Zu seinen Lebzeiten erschienen jedoch nur wenige Probedrucke, darunter die seltenen Abzüge zweier Patrone des Bistums Augsburg: die heiligen Bischöfe Ulrich und Simpert.

Die Bistumspatrone Simpert, Ulrich und Afra ruhen in der katholischen Ulrichsbasilika, ehemals Kirche des 1802 aufgelösten Benediktinerklosters St. Ulrich und Afra. Dem war Maximilian eng verbunden. 1492 nahm er als Sarkophagträger an der Translationsfeier des heiligen Simpert teil. Acht Jahre später legte Maximilian den Grundstein zum Neubau des Chores der Ulrichsbasilika und nahm an der feierlichen Weihe des Langhauses teil. 

Im Maximilianmuseum sind kleinformatige Reproduktionen dreier Gemälde ausgestellt, die die Prozession, die Grundsteinlegung des Chores und die Langhausweihe zeigen. Die jeweils mehr als vier Meter langen Originalgemälde, die ein unbekannter Künstler um 1613 schuf, hängen im südlichen Querhaus und im Hochchor der besuchenswerten Ulrichsbasilika. Der fromme Herrscher trat sogar der Bruderschaft von St. Ulrich und Afra bei.

Doch die guten Beziehungen zu den Brüdern wurden auf eine harte Probe gestellt, denn sie veruntreuten die ihnen vom Kaiser zur Errichtung seines Reiterstandbildes anvertrauten Gelder. Hans Burgkmairs Entwurfszeichnung des Reiterstandbildes (um 1508) zeigt den geharnischten Kaiser, der stolz aufgerichtet im Sattel seines Pferdes steht. Vortrefflicher hätte man den „letzten Ritter“ nicht darstellen können. 

Aber diesen Beinamen erhielt Maximilian erst Jahrhunderte nach seinem Tod. Kuratorin Lange-Krach ist sich sicher: Der Kaiser hätte diesen Beinamen abgelehnt, denn er sah sich seinem Rang gemäß als den „ersten Ritter“ an.

Bis 15. September im Maximilianmuseum, Fuggerplatz 1, Augsburg, geöffnet Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr, Eintritt: 9 Euro. Internet: www.kunstsammlungen-museen. augsburg.de. Führungen auf den Spuren Kaiser Maximilians I. durch Augsburg buchbar unter www.augsburg-tourismus.de