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23.08.19 / Dürers bester Schüler / Die Königsberger behielten ihn gleich da – Die Karriere des Kupferstechers Jakob Binck

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-19 vom 23. August 2019

Dürers bester Schüler
Die Königsberger behielten ihn gleich da – Die Karriere des Kupferstechers Jakob Binck
Martin Stolzenau/tws

Als größter deutscher Kupferstecher der Renaissance gilt Albrecht Dürer. Es ist nicht vermessen zu sagen, dass sein Zeitgenosse Jakob Binck der größte in Ostpreußen tätige Kupferstecher war. Binck stammte eigentlich aus Köln, wurde wahrscheinlich in Nürnberg im Um­feld vom älteren Dürer als Grafiker geprägt und wirkte vor allem an den Höfen von Kopenhagen, Stockholm und Königsberg, wo er vor 450 Jahren gestorben ist 

Binck glänzte als herausragender Porträtist, schuf viele Reproduktionen von berühmten Künstlern und unterstrich zudem als Druckgrafiker im Stil des niederländischen Malers Lucas van Leiden seine Vielseitigkeit. Damit erreichte Binck als Künstlergröße der Renaissance über seinen Tod hinaus bis in die Gegenwart eine beträchtliche Nachwirkung.

Binck wurde um 1490 in Köln geboren. Seine offenbar wohlhabenden Eltern förderten seine künstlerische Begabung und ga­ben ihn in diesem Zusammenhang früh in die Obhut bekannter Meister. Dazu gehörten Studien in Nürnberg, das damals zu den wichtigsten Reichsstädten und Künstlerzentren gehörte. 

Eine Schlüsselgestalt dieser Kunstszene war Dürer, der nach Italienreise und Auseinandersetzung mit der dortigen Renais­sancekunst Vorbild für viele Künstler wurde. Darunter zählte auch Binck, der sich zunächst in Nürnberg den Brüdern Barthel sowie Hans Sebald Beham an­schloss, Schülern von Dürer, ehe er dann wohl auch den direkten Kontakt zum Nürnberger Großmeister der Künstlerschaft pflegte und von ihm lernte. 

Die Nürnberger Lehrjahre um­fassten das Porträtieren, die Kopie und die Kupferstecherei. Dürer war es sicherlich, der Binck auf die Niederländer um van Leyden verwies. Mit den Nürnberger Grundlagen unternahm der junge Künstler dann zur weiteren Vervollkommnung Studienreisen, die ihn nach 1525 in die Niederlande brachten, wo er auch mit dem fast gleichaltrige van Leyden zusam­mentraf. Dieser Künstler galt bald als „Großmeister der Renaissance in den Niederlanden“. 

Das schlug sich bei van Leyden in religiösen Bildern, wirklichkeitsnahen Porträts und prachtvollen Kupferstichen nieder. Da­von profitierte nun auch Binck, der sich als guter Schüler erwies. 

Nach diesem Qualitätszuwachs reiste Binck nach Kopenhagen, wo ihn der kunstsinnige dänische König Christian III. mit Kusshand verpflichtete. Die Palette der Ko­penhagener Arbeiten für den König und dessen Umfeld reichte von Porträts über Siegel bis zu Medaillons. Binck genoss bald einen hervorragenden Ruf, der ihm auch Angebote aus Schweden eintrug. 

Nach einigen Arbeitsjahren in Kopenhagen ging er deshalb 1541 nach Stockholm, wo er am dortigen Hof seinen Künstlerruf mit weiteren Werken festigte. Größere Be­kanntheit aus der Schwedenzeit erreichte ein Bildnis von König Gustav Wasa. 

Inzwischen hatte man wohl auch in Königsberg über die Verwandtschaft in Ko­penhagen Kenntnis von der künstlerischen Meisterschaft Bincks erhalten. Herzog Albrecht von Preußen, der Schwager des Dänenkönigs, erreichte 1543 den Wechsel 

Bincks nach Königsberg. Hier erhielt der gefragte Maler einen überaus großzügigen Anstellungsvertrag als Hofmaler, der ihm viele Reisefreiheiten und ein gutes Gehalt sicherte. Binck blieb bis an sein Lebensende Hofmaler in Königsberg, nutzte aber regelmäßig seine vertraglich gesicherten Reiseprivilegien für weitere Auslandsaufenthalte. Seine Hauptwirkungsstätten waren deshalb außer Königsberg auch immer wieder Kopenhagen, Antwerpen, Finnland und zuletzt auch Kurland. 

Binck schuf vorrangig Porträts, Medaillen, Druckgrafiken, die in der Qualität denen van Leydens glichen, und Reproduktionen, die von seinen fürstlichen Auftraggebern verlangt wurden. Dabei kopierte er hauptsächlich Werke von Dürer, Hans Baldung, Martin Schongauer und Albrecht Altdorfer sowie auch von italienischen und niederländischen Größen.

Zwischendurch gab es zwei weitere Aufenthalte in Antwerpen, wo er mit Cornelis Floris Kontakt hatte, das Epitaph für die verstorbene Herzogin von Preußen erwarb, Kopien anfertigte und neue Anregungen aufnahm.

Nach einem Kurlandaufenthalt 1565 ließ es der Meister im Alter ruhiger angehen. Darüber starb er am 28. August 1569 in Königsberg. Diese Datumsangabe nimmt Bezug auf einen Brief des preußischen Herzogs an den dänischen König, in dem am 28. August 1569 das zuvor erfolgte Ableben Bincks erwähnt wird. Sein Wirken und seine Bedeutung werden bis heute in kunstwissenschaftlichen Nachschlagewerken gewürdigt.