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23.08.19 / Offene Denkmäler bringen offene Gedanken / Baudenkmäler flechten nach und nach das deutsche Erbe ein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-19 vom 23. August 2019

Offene Denkmäler bringen offene Gedanken
Baudenkmäler flechten nach und nach das deutsche Erbe ein
Chris W. Wagner

Während Deutschland am 8. September den Tag des offenen Denkmals begeht, werden polenweit die „Europäischen Tage des Kulturerbes“ gleich an diesem und dem darauffolgenden Wochenende gefeiert. An diesen Tagen, die 2019 auf den 7. und 8. sowie den 

14. und 15. September fallen, lohnt es sich, eine Reise in die Gebiete jenseits der Oder und Neiße anzutreten. 

So bietet sich der verschlafene ostbrandenburgische Ort Reinswalde [Zlotnik], sieben Kilometer von Sorau [Zary] entfernt, für eine Reise in die Vergangenheit an. An der mittelalterlichen Kirchruine, die extra für die Tage des Kulturerbes zugänglich gemacht wurde, befinden sich Reste eines Kirchhofs mit Epitaphen und Grabsteinen vom 17. bis zum 

19. Jahrhundert. Die Kirchruine und der Kirchhof sind von einer Steinmauer umrahmt, an der ein Renaissancegebäude aus dem Jahre 1534 überdauert. Dort befand sich einst die Stätte der Scholtisei, das Amtsgebäude eines Gemeindevorstehers. Hierin wird Keramik, die während Aufräumarbeiten für die Kulturtage im nahegelegenen Gasthaus, das bis 1945 noch in Betrieb gewesen ist, gefunden wurde, präsentiert. 

Das Museum Gerhart-Hauptmann-Haus „Wiesenstein“ in Agnetendorf [Jagniatkow], heute ein Stadtteil von Hirschberg im Riesengebirge, zeigt aus diesem Anlass gleich zwei Sonderausstellungen um Gerhart Hauptmanns Malerkreis. „Am 7. September zeigen wir erstmalig polenweit Grafiken von Ferdinand Staeger zu Hauptmanns Werken von 1923“, freut sich Museumsleiter Janusz Skowronski. Präsentiert werden Arbeiten beispielsweise zu Hanneles Himmelfahrt oder „Der arme Heinrich“. Am 14. September eröffnet Skowronski die Ausstellung zu Riesengebirgsgrafiken von Friedrich Iwan, Paul Aust und anderen. Besonders Iwan ist dem deutschen Publikum durch seine Winterlandschaftsradierungen aus dem Riesengebirge bekannt. Der gebürtige Landeshuter zog 1921 in das benachbarte Krummhübel, ab 1924 lebte er bis 1945 in Hirschberg. Bereits zu Lebzeiten ist er durch die Radierungen mit Riesengebirgsmotiven, und hier speziell seine Wintermotive, berühmt geworden. Viele seiner Arbeiten wurden auf Ansichtskarten gedruckt.

In Glatz gedenkt man während der Kulturerbetage der jüdischen Gemeinde, indem am 7. September auf den Spuren der Glatzer Juden gewandelt wird. Treffpunkt ist der Vorplatz des Museums des Glatzer Landes um 12 und 14 Uhr. An markanten Orten der Stadt werden niedergeschriebene Erinnerungen deutscher Juden gelesen. An die polnische Zeit der jüdischen Gemeinschaft nach 1945, als Juden in Glatz vorübergehend eine neue Heimat fanden, wird im Museum von 15 bis 17 Uhr erinnert. In den 50er und 60er Jahren zog die Masse von ihnen nach Pogromen weiter nach Israel.

Im Oberschlesischen Hindenburg wird unter anderem an den Pionier der Fotografie Karl-Ludwig Max Steckel erinnert, der das oberschlesische Kohlebecken der 20er Jahre verewigte. In der ehemaligen Concordiagrube [Szyb Maciej] im Hindenburger Stadtteil Mathesdorf werden 31 Fotografien aus dem Zyklus „Schwarze Diamanten“ von 1928 präsentiert, die die Arbeit unter Tage zeigen. 

Das Motto der polnischen Tage des kulturellen Erbes lautet „Polnisches Geflecht“ und wird von vielen Kulturschaffenden so verstanden, dass dem Erbe der jeweiligen Region deutsche Elemente eingeflochten wurden, die es zu bewahren gilt. 

Der polenweite Auftakt der Tage wird in Fraustadt [Wschowa] begangen. Der Ort wurde im 

13. Jahrhundert von deutschen Kolonisten gegründet. Innerhalb der polnischen Grenzen behielt die Stadt ihren deutschen Charakter, da protestantische Glaubensflüchtlinge jenseits der Grenzen des Habsburgerreiches hier Aufnahme fanden. Zu preußischer Zeit war Fraustadt ein Garnisonsstandort, dessen berühmtester Soldat, Paul von Hindenburg, hier von 1884 bis 1885 als Kompaniechef diente.


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