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23.08.19 / Apolls Meistersänger / Beim Apollonia Kunstfest wird Schwarzmeerort zur Freilichtbühne

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-19 vom 23. August 2019

Apolls Meistersänger
Beim Apollonia Kunstfest wird Schwarzmeerort zur Freilichtbühne
Helga Schnehagen

Schon die alten Griechen zog es an Bulgariens Schwarzmeerküste, wo sie im 7. Jahrhundert vor Christus ganze Stadtkolonien gründeten, darunter Odessos, jetzt Varna, Messambria, jetzt Nessebar, und Apollonia Pontike, jetzt Sosopol. Um ihn von anderen gleichnamigen Städten zu unterscheiden, erhielt der Hafenort mit heute 4300 Einwohnern den Namenszusatz Pontike, latinisiert Apollonia Pontica. 

Die historischen Altstädte von Nessebar nördlich von Burgas und Sosopol südlich der Flughafenstadt, wo heute ein Großteil der ausländischen Schwarzmeer-Touristen landet, sind nach unseren Begriffen „unter Denkmalschutz stehende“ Freilichtmuseen. Jede für sich malerisch auf einer befestigten Landzunge gelegen, wurde Nessebar mit seiner einzigartigen Fülle an byzantinischen Kirchen, die bis zum 5. Jahrhundert zurückreichen, bereits 1983 UNESCO-Weltkul­tur­erbe. 

Sosopol entdeckte vor gut 100 Jahren Bulgariens Literaten- und Kunstszene und machte es zu einem der extravagantesten Orte der Küste. Jetzt reiht sich Sonnenschirm an Sonnenschirm an So­sopols Strand und Haus an Haus.

Doch seit 1984 erobern sich Musiker, Schauspieler, Maler, Regisseure, Produzenten, Dichter und Schriftsteller beim Apollonia Kunstfestival die Meeresstadt für kurze Zeit zurück. Und zwar dann, wenn Ende August/Anfang September Sosopols Altstadt für zehn Tage zur Bühne von Thea-ter-, Tanz- und Filmvorstellungen, Freiluft-, Kammer- und Jazzkonzerten, Ausstellungen und Literaturabenden wird.

An der 35. Ausgabe vom 29. Au­gust bis zum 7. September wirken der bekannte italienische Soulsänger Mario Biondi, die bulgarische Opernsängerin Alexandrina Pendatchanska und die bulgarischen Rockhelden Kiril Marichkov & The Foundation mit, um nur einige der Gäste zu nennen. Auch die Folklore ist mit dem „Northern Ensemble“ unter den rund 70 Programmpunkten prominent vertreten. 

Zu den Höhepunkten gehören die Konzerte im Archäologischen Museum inmitten der Vitrinen mit ihren eindrucksvollen Funden verschiedenster Epochen. Gehören Nessebar und Sosopol doch zum Kreis von Europas ältesten Städten. 

Ein besonderer Schatz ist eine kleine Holzstatuette des Gottes Apoll aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Unter den Hellenen wachte über dem Hafen eine zehn Meter hohe und 13 Tonnen schwere bronzene Apollostatue des griechischen Bildhauers Kalamis. Nachdem die Handelsniederlassung 72 v. Chr. vom römischen Heer eingenommen worden war, kam die Kolossalstatue als Siegesbeute nach Rom und wurde auf dem Kapitol aufgestellt. 

Sosopols Stadtwappen zeigt allerdings nicht den Gott Apoll, sondern einen Anker. Auch er nimmt Bezug auf die Antike. Der Anker war bereits auf den Münzen der griechischen Seehandelsstadt Apollonia abgebildet. Mit einem Unterschied: Im Stadtwappen zeigt der Schaft nach oben, auf den antiken Münzen dagegen nach unten.