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23.08.19 / ZUR PERSON

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 34-19 vom 23. August 2019

ZUR PERSON

Fußball-Kapitän namens Fritz

Vom Deutschen Fußballbund (DFB) kann die SPD noch viel lernen. Während sich bei den Sozialdemokraten ein ungeeigneter Kandidat nach dem anderen um den Vorsitz bewirbt und sich die Partei damit ständig weiter blamiert, ist der ebenso angeschlagene DFB einen anderen Weg gegangen, um die seit April anhaltende Führungskrise zu beenden. Eine Findungskommission hat mithilfe einer externen Personalagentur wochenlang hinter verschlossenen Türen nach einem fähigen Nachfolger Reinhard Grindels gesucht, der wegen der Annahme einer Luxusuhr zurücktrat.

Jetzt hat man die Katze aus dem Sack gelassen: Fritz Keller soll es werden. Der Präsident des Fußball-Erstligisten SC Freiburg steht für alle Tugenden, die dem deutschen Fußball nach und nach abhandengekommen sind: Integri­tät, Bodenständigkeit und Sparsamkeit. Der 62-jährige Winzer und Hotelier soll am 27. September ins Amt gewählt werden.

Wegen der vier Weltmeistertitel schmücken die DFB-Trikots vier Sterne. Keller bringt einen eigenen Stern mit, nämlich einen Michelin-Stern. Diese Gastronomie-Auszeichnung besitzt er seit 1969 für sein Hotel und Restaurant „Schwarzer Adler“ im badischen Oberbergen. Dort im Kaiserstuhl führt Keller in dritter Generation auch ein Weingut, für das der „Botschafter der Weinkultur Badens“ dieses Jahr vom Gault-Millau zusätzlich zum „Winzer des Jahres“ erklärt wurde.

Ob er auch einmal Präsident des Jahres wird, hängt davon ab, ob der DFB erneut den Weltmeistertitel holt. Dass der Sportclub, wo Keller 2010 Erster Vorsitzender und 2014 dessen Präsident wurde, meist nur im Mittelfeld der Tabelle zu finden ist, muss nicht heißen, dass beim DFB jetzt Mittelmaß einzieht. Es gilt zu berück-sichtigen, dass sich der badische Verein dem fußballerischen Mainstream teurer Spielertransfers und schneller Trainerwechsel widersetzt und sich trotzdem in der ersten Liga behauptet. 

Der Verein setzt fast nur junge Spieler ein, die aus dem eigenen Fußballinternat kommen. Eine Talentschmiede, die sich der DFB zu eigen machen könnte. Mit Christian Streich hat der Club seit 2012 außerdem den dienstältesten Trainer der Bundesliga, dem Keller auch beim Abstieg vor vier Jahren in die 2. Bundesliga die Treue hielt. Der sofortige Wiederaufstieg ein Jahr später war der Lohn.

Mit seiner Beharrlichkeit könnte Keller, der 20 Jahre lang Vizepräsident der deutschen Sommelier-Union war, den abgehobenen DFB wieder in die Spur bringen. Das miserable Abschneiden bei der WM 2018, die Anklage früherer DFB-Chefs wegen der Vergabe der WM von 2006 im eigenen Land sowie die Uhrenaffäre des CDU-Politikers Grindel stecken dem mit sieben Millionen Mitgliedern größten Sportbund der Welt noch tief in den Knochen.

Keller ist übrigens Patenkind von Fritz Walter, dem Kapitän der Weltmeistermannschaft von 1954. Bald soll ein neuer Kapitän namens Fritz den DFB anführen. Kein schlechtes Omen.H. Tews