24.04.2024

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30.08.19 / Jan Heitmann: / Ohne Anspruch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-19 vom 30. August 2019

Jan Heitmann:
Ohne Anspruch

Damals, 1975, war sie die richtige Antwort auf Herausforderungen wie den Zusammen- bruch des Wechselkurssystems und die Ölkrise: die Etablierung eines informellen Zusammenschlusses der bedeutendsten Industrienationen des Westens. Ohne formelle Zwänge sollten sich die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsländer regelmäßig treffen, um im kleinen Kreis in entspannter Atmosphäre über Finanz- und Wirtschaftsfragen zu beraten. Bald beherrschten auch andere Themen die Treffen. Stets waren die Teilnehmer von dem Bestreben geleitet, Konsens zu finden und dann geschlossen zu handeln.

Doch das ist Geschichte. Bei ihrer Gründung lenkten noch Staatsmänner wie Helmut Schmidt und Valéry Giscard d’Estaing die Geschicke der G7-Staaten. An ihre Stelle sind längst Karikaturen getreten, denen es mehr um die Pflege ihrer Eitelkeit und nationaler Egoismen als um eine gemeinsame Gestaltung der Zukunft geht. Haben sie beim letzten Mal wenigstens noch mit Hängen und Würgen eine gemeinsame Abschlusserklärung zustande gebracht, waren sie jetzt nicht einmal mehr dazu willens. Die Gipfel sind keine Treffen von Gleichgesinnten mehr, sondern Pflicht- veranstaltungen von Leuten, die sich eigentlich nichts mehr zu sagen haben.

Schon immer mussten sich die G7-Staaten vorhalten lassen, ein exklusiver Klüngel zu sein, welcher die Realität der Staatenwelt nicht abbilde. Mittlerweile repräsentieren sie nicht einmal mehr die größten Volkswirtschaften, denn mehrere Schwellenländer haben den schwächeren G7-Ländern längst den Rang abgelaufen.

Die G7-Staaten haben ihren Führungsanspruch über die Welt verwirkt. Sie sollten einem Forum weichen, das die tatsächlichen Verhältnisse in der Welt abbildet.