19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
30.08.19 / Im Meinungskartell gefangen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-19 vom 30. August 2019

Im Meinungskartell gefangen
Volker Wittmann

Bemerkungen über das Wetter waren ehedem eine unverfängliche Art, mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Derzeit darf man von Glück reden, wenn der Mitmensch nicht gleich Gift und Galle spuckt. Klima-Propheten und Klima-Skeptiker führen einen verbissenen Glaubenskrieg. Es geht um mehr als Blitz und Donner, Sonne, Wind und Regen. Die ganze Welt steht angeblich auf dem Spiel, das ganze Jahrhundert, die Zukunft schlechthin.

Die Propheten führen an, in Deutschland habe man noch nie 42 Grad Celsius im Schatten gemessen. Die Skeptiker halten dagegen, auch ohne Aufzeichnungen wären schon vergleichbare Hitzewellen gerollt. Womöglich haben beide recht oder irren zugleich. Nichts Genaues weiß man nicht. Genau das ist womöglich die Ursache der Grabenkämpfe.

Je ungewisser der Gegenstand ist, desto erbitterter tobt der Meinungsstreit. So fand der Verhaltensforscher und Nobelpreisträger Konrad Lorenz heraus, dass „innerartliche Aggression“ den Menschen von der Natur ins Herz gelegt sei. Ursprünglich erfülle der Trieb nützliche Aufgaben. Werde er aber unterdrückt, käme es zum Stau. Dann genüge ein geringer Anlass zu unkontrollierten Entladungen.

Tatsächlich sieht laut einer Umfrage des Instituts Allensbach ein erheblicher Anteil der Deutschen seine Meinungsfreiheit eingeschränkt. Um unter steigendem Druck Dampf abzulassen, könne Aggression an „Ersatzobjekten“ abreagiert werden. Das nannte Lorenz „Umorientierung“. Man schlägt den Sack und meint den Esel. Das Grautier ist in dem Fall der unsägliche „Kampf gegen rechts“. Auf dieser Seite sieht man die Klima-Skeptiker. Die Klima-Propheten gelten als links. Im Streit um die Erwärmung der Welt schwelt mithin untergründig politischer Hader.

Lorenz’ Landsmann, Sozialpsychologe Peter Hofstätter, hat untersucht, wie es dabei bis zur Spaltung der Gesellschaft kommt. In „Psychologie der öffentlichen Meinung“ schilderte er ein verbreitetes Unbehagen, aktuelle Fragen nicht beurteilen zu können. Den Schwebezustand erleben überfragte Leute als innere Spannung. Um sie zu lösen, greifen sie zu einer gängigen, oft vertretenen Ansicht. 

Bedenklich werde es dann, so Hofstätter, „wenn Vertreter typischer Meinungen sich zusam­mentun und von den übrigen abschließen. Wobei sie dazu neigen, sich selbst als gut und die anderen als schlecht zu bezeichnen. Wo sich einmal eine solche Parteiung vollzogen hat, pflegen Dis­kussionen die Gegensätze zu vergrößern, statt sie zu über­brücken.“

Klingt schlüssig, so sollte man meinen. Doch warum spricht man immer weniger über Lorenz und schimpft nur auf Hofstätter? Im politisch korrekten Laufstall deutscher Medien reimt sich wieder einmal fast alles auf dieselbe Leier. Beide Forscher haben im Dritten Reich gelebt und gearbeitet. Für krumme Haltungs-Journalisten und Meinungs-Eunuchen ist das Grund genug, sie zu Unpersonen zu machen.