Friedrich der Große hat rühmlichere Taten vorzuweisen als den Befehl, das sächsische Schloss Hubertusburg im Jahr 1761 zu plündern. Geschehen ist dies während des Siebenjährigen Krieges, welcher 1763 mit dem Frieden von Hubertusburg auch hier beendet wurde. Zu den Verhandlungen musste eigens Mobiliar herangeschafft werden, bis auf die Kapelle hatten die Preußen nichts verschont.
Erst 40 Jahre vor der Plünderung war mit dem Bau des zwischen Dresden und Leipzig in Wermsdorf gelegenen Schlosses begonnen worden, welches eine der größten Jagdresidenzen des europäischen Rokoko wurde. August der Starke hatte es in Auftrag gegeben. Errichtet wurde es für dessen Sohn – ab 1733 als Friedrich August II. Kurfürst von Sachsen, zudem 1734 als Au-
gust III. zum polnischen König gekrönt – sowie für dessen Frau Maria Josepha, einer Tochter des Habsburger-Kaisers Joseph I.
Die Dresdner Hochzeitsfeier des jungen Paares im September 1719, für die der ehrgeizige Bräutigam-Vater keinen Aufwand und keine Kosten scheute, ist nun Anlass für eine Ausstellung auf Schloss Hubertusburg. Über
100 Objekte aus den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden geben in sechs Räumen – dem ersten Ausstellungsteil – Einblick in das sächsisch-höfische Leben des 18. Jahrhunderts. Ausgangspunkt ist das einmonatige Fest vor 300 Jahren.
Erinnerungsstücke wie Plaketten, die anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten geprägt wurden, oder Ausstattungsgegenstände der Chevalier-Garde sind ebenso zu sehen wie grafische Dokumentationen zum „Karussell der vier Elemente“, einem aufwendigen Reiterspiel, welches im Rahmen der großes Festes im – damals gerade errichteten – Dresdner Zwinger stattfand.
Dass sich viel Porzellan in den Vitrinen findet, ist anlässlich der führenden Rolle der Meißner Manufaktur wenig überraschend. Der legendäre Hofnarr Joseph Fröhlich ist mit mehreren figürlichen Darstellungen aus unterschiedlichen Materialien präsent.
Die „Funktion“ des Schlosses Hubertusburg wird durch den Ausstellungsteil zur Jagd unterstrichen, einer Leidenschaft, der das Kurfürsten- und Königspaar ausgiebig frönte. Hubertusburg war auch Veranstaltungsort für Musikaufführungen. Ein kleines hölzernes Opernhaus gab es, das Werk „Ipermestra“ des Hofkomponisten Johann Adolf Hasse wurde hier erstmals gespielt.
Von der Plünderung vor über 250 Jahren hat sich das riesige Schloss bislang nicht erholt. Das Innere des sonst nicht als Museum genutzten Gebäudes ist, abgesehen von Ausnahmen wie einem Veranstaltungssaal, in entsprechendem Zustand und harrt seiner Restaurierung.
In einem zweiten Ausstellungsteil wird der Besucher durch lange Gänge und leere Räume geschickt. Er erhält mittels Schrifttafeln einen Einblick in die nicht immer erfreuliche Geschichte Hubertusburgs, welches unter anderem als Lazarett, Gefängnis und Psychiatrie diente. Der Weg führt chronologisch rückwärts und endet vor Baubeginn bei einer – gelungenen – Video-Installation über die Hochzeit von 1719.
„Friedrich August und Maria Josepha. Das verlorene sächsische Rokoko“, Schloss Hubertusburg, Wermsdorf, bis 6. Oktober, geöffnet täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, Eintritt 7 Euro, Internet: https://ruestkammer. skd.museum