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30.08.19 / Orte, an denen RAF und APO aktiv waren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-19 vom 30. August 2019

Orte, an denen RAF und APO aktiv waren

Das Jahr 1968 ist als Fixpunkt im Öffentlichen Gedächtnis verankert als das Jahr der internationalen Jugendrevolte gegen die etablierten Verhältnisse in Politik und Gesellschaft. In derselben Form wie schon in seinem Buch über die Berliner Schauplätze der Revolution von 1918/19 führt der Potsdamer Politologe Ingo Juchler den Leser in seinem Band „1968 in Deutschland. Schauplätze der Revolte“ zu 36 zentralen Schauplätzen der 68er-Studentenrevolte in Berlin und anderen deutschen Städten, darunter Hamburg, Hannover und Frankfurt. Jedem Schauplatz sind eineinhalb Seiten Text und ein Foto zugeordnet. Die Reihenfolge entspricht der chronologischen Abfolge der Ereignisse. 

Im Fokus der Texte stehen dementsprechend auch die mit den Orten jeweils verbundenen Akteure. Flankiert von einer Außerparlamentarischen Opposition (APO), hatte die Berliner Studentenrevolte eine beispielgebende Wirkung für ganz Deutschland. In einem knapp gehaltenen Einführungstext erläutert Juchler die Entwicklung der studentischen Protestbewegung in West-Berlin ab Mitte der 1960er Jahre. Ein früher Kulminationspunkt war die erste Anti-Vietnam-Demonstration 1966 in Berlin, ein weiterer die Erschießung von Benno Ohnesorge bei dem Besuch des Schahs am 2. Juni 1967 vor der Deutschen Oper. 

Ikonografische Bedeutung erlangte das Foto von einer spektakulären Aktion am 9. November 1967 im Audimax der Universität Hamburg: Anlässlich des Rektoratswechsels trugen zwei Studenten vor den eintretenden Professoren ein Transparent mit der Aufschrift: „Unter den Talaren der Muff von 1000 Jahren“. Neben den Zentren der westdeutschen Studentenrevolte werden erstmals auch Schauplätze der systemkritischen Opposition in Ost-Berlin und Leipzig in den Fokus genommen. Held und Vorbild für die Oppositionellen in der DDR war neben den Revolutionären Che Guevara, Fidel Castro unter anderen der tschechische Staatschef Alexander Dubcek, der den Prager Frühling einleitete. 

Während die Studentenbewegung zerfiel, gründeten sich in West-Berlin Ende 1969/

Anfang 1970 Stadtguerilla-Gruppen wie die RAF: Was mit friedlichen Protesten begonnen hatte, wurde von Splittergruppen militant fortgesetzt. Der Hinwendung zur Gewaltanwendung und den auslösenden Motiven sind die letzten Schauplatz-Texte gewidmet. Interviews mit zwei Akteuren aus West- und aus Ost-Berlin, Knut Nevermann und Toni Krahl, beschließen den informativen Zeitreiseführer. Eine Literaturliste ist angehängt.  D.J.

Ingo Juchler: „1968 in Deutschland. Schauplätze der Revolte“, be.bra Verlag, Berlin 2018, broschiert, 128 Seiten, 14 Euro