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30.08.19 / Der satirische Wochenrückblick mit Klaus J. Groth / Tage der Schröpfung / Warum sich Donald Trump verzockte, die Geisterbahn aufrüstet und Syrer Heimaturlaub brauchen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 35-19 vom 30. August 2019

Der satirische Wochenrückblick mit Klaus J. Groth
Tage der Schröpfung / Warum sich Donald Trump verzockte, die Geisterbahn aufrüstet und Syrer Heimaturlaub brauchen

Donald Trump pfeift auf den Klimawandel. Jedenfalls auf die menschliche Beteiligung. „Alles Quatsch“, sagt Trump. Trotzdem ist ihm nicht entgangen, dass sich das Klima verändert. In der Arktis sogar mächtig. Dort steigt die Durchschnittstemperatur doppelt so schnell wie in den mittleren Breiten. In diesem Sommer hatten sie sogar eine Hitzewelle auf Grönland. Elf Milliarden Tonnen Gletschereis waren einfach so weg. Ist ja interessant, wird sich der größte Dealmaker aller Zeiten gedacht haben. Wer weiß, was unter diesem wunderbaren Eis an großartigen Schätzen zu Tage kommt. Und irgendwann stehen da Palmen. Hübsche Badestrände haben die Grönländer schon im Sommer. Auf dem hoffnungsvollen Eiland muss man den Daumen haben, bevor andere dahinterkommen. Grönland mal so eben kaufen, ist doch keine große Sache. Darum hat Trump erst ein paar Tage, bevor er sich zum Staatsbesuch nach Dänemark aufmachen wollte, etwas von seinem Kaufinteresse gemurmelt. Oder besser: getwittert. In der Hinsicht ist er noch fleißiger als Ralf Stegner. 

Und was machen die komischen Dänen? Die sagen schlicht, Grönland sei nicht zu verkaufen. Ebenso schlicht sagen es die Grönländer, sie wollen sich auch nicht kaufen lassen. Kann man das verstehen? Trump jedenfalls verstand es nicht. 

Dabei gibt es doch eine großartige Vorlage für einen großartigen Deal des großartigen Amerika. 1867 kauften die Vereinigten Staaten von Amerika dem russischen Zaren Alaska ab. Zar Alexander II. brauchte Geld, er hatte seine Staatskasse im Krieg auf der Krim verpulvert. Darum schlug er bei einem Angebot von 7,2 Millionen US-Dollar ein. Und was machten die Amerikaner? Sie meckerten über den unvorteilhaften Deal, weinten ihren schönen Dollars nach. So viel Geld für 1718000 Quadratkilometer Eiswüste. Das waren ja 4,74 Dollar für jeden Quadratkilometer Nichts! 

Die Stimmung änderte sich erst, als Gold und Öl gefunden wurden. Heute ist der Kauf ein großartiger Deal, selbst wenn der Kaufpreis auf die heutige Kaufkraft umgerechnet, 15 Milliarden Dollar entspräche. Selbst dann bleibt dieser Deal ein Schnäppchen. 

Grönland wäre etwas teurer geworden, schon allein, weil es 2166000 Quadratkilometer groß ist. Aber darüber muss nach der deutlichen Abfuhr nicht mehr gesprochen werden. Darum lohnt auch der ganze Staatsbesuch nicht mehr. Kurzerhand sagte Donald Trump dem dänischen Königshaus ab, er komme lieber ein anderes Mal „in dieses sehr besondere Land“. Das nun wiederum kann man doch sehr gut verstehen von diesem besonderen Herrn Trump. 

Nun sage niemand, wir hätten keine Schafsgeduld. So geduldig wie die Bundesbürger, jedenfalls die überwiegende Zahl, sind nicht einmal Schafe. Als der Solidaritätszuschlag, zärtlich Soli genannt, vor nunmehr sage und schreibe 24 Jahren eingeführt wurde, da wurde er von vielen gerne gezahlt. Einen Beitrag zum Aufbau des verrotteten Nachlasses der DDR wollte man freudig leisten. War ja für einen guten Zweck. Auch wenn manchmal etwas des Guten zu viel getan wurde. Hübsche Straßenlaternen, wo gewöhnlich nur Rindviecher wiederkäuen, Bürgersteige, über die kein Bürger steigt, liebevoll restaurierte öffentliche Gebäude, für die sich keine Nutzung findet. Mittel flossen reichlich, wenn Bürgermeister und Landräte nur ausreichend Phantasie hatten. Besser etwas zu viel getan als zu wenig. 

Doch nun sollte irgendwann einmal Schluss sein, die Sonderabgabe hat ihren Zweck erfüllt. So war es jedenfalls versprochen worden. 2020 sollte der Soli abgeschafft werden. 

Daraus wird nichts. Einen kleinen Nachschlag gönnt sich der Finanzminister. Erst 2021 ist Schluss. Aber nicht für alle. Wer mehr als 100000 Euro im Jahr verdient, brutto selbstverständlich, zahlt weiter. Handwerker, Familienbetriebe und Kapitalgesellschaften sowieso. Mit anderen Worten: Die Kelle für den Nachschlag fällt reichlich groß aus. Damit kann man gut schöpfen, dort, wo die dicken Brocken in der Suppe schwimmen. Nur dort, wo die Suppe schon immer dünn und wässrig war, wo noch niemals viel zu holen war, dort legt man die Kelle beiseite. Manche nennen das eine verkappte Reichensteuer. 

Wäre sie das, wäre das bereits dreist genug. Aber sie ist es nicht. Die Grenze von 100000 Euro Jahreseinkommen ist nicht hoch genug, um nicht auch den gutverdienenden Mittelstand zu schröpfen. 

Eigentlich hatte der größere Koalitionspartner sich das anders gedacht, jedenfalls wird er nicht müde, das öffentlich zu sagen. Hinter verschlossenen Türen hat das offenbar anders geklungen. Von tapferem Widerstand gegen die Fortsetzung der Schröpfungsgeschichte ist nichts zu hören gewesen. Eine Koalition auf Abruf hat eben ihren Preis, Solidarität gibt es nicht umsonst. Aber das wissen wir ja schon seit 1995.

Kaum ist das Ding mit dem Soli geschaukelt, da rüsteten die Sozialdemokraten ihre Kammer des Schreckens weiter auf. Sie staubten die alte Vermögenssteuer ab und stellten sie in ihre Geisterbahn. Da kam große Freude auf – bei den Aufstellern. An alles wollen sie ran, an Barguthaben, Wertpapiere, Immobilien, Autos, Schmuck und Kunstwerke. Da wird die Steuerfahndung noch viel zu tun bekommen, um die vielen Sparschweine zu knacken und nach verssteckten Euro-Scheinen unter Matratzen zu suchen. 

Wolfgang Schäuble sieht selten nach Satire aus. Dabei hat er es offenbar faustdick hinter den Ohren. Nachdem Gras über die Sache gewachsen war, verwies er die Debatte um die CDU-Mitgliedschaft des früheren Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen „in den Bereich von Witzveranstaltungen“. Der scharfe Schuss galt Annegret Kramp-Karrenbauer. Da die nun mit einem Ministeramt gut versorgt ist, muss sie ja auch nicht mehr Kanzlerin werden. Hauptsache, Fehlbesetzungen werden rechtzeitig erkannt. 

So, nun ist mal Schluss mit Satire. Der Hinweis ist notwendig und muss mit aller Deutlichkeit gegeben werden. Der geneigte Leser könnte meinen, jetzt gehe es erst richtig los mit der Satire. Denkste. Horst Seehofer, der Innenminister, von dem schon allerlei Merkwürdiges zu hören war, sagte in einem Interview der „Bild am Sonntag“, wer als syrischer Flüchtling regelmäßig in Syrien Urlaub mache, der könne sich nicht ernsthaft darauf berufen, in Syrien verfolgt zu werden. Wie bitte, wie meint er das? Ist das jetzt Satire oder seriös? Ist wohl seriös, denn Seehofer folgerte, solchen reisefreudigen Syrern müsse der Flüchtlingsstatus entzogen werden. Davon ist allerdings bisher nichts bekannt. Dabei ist die Aufregung um das Thema nicht neu. Darüber wurde schon vor Monaten gesprochen und geschrieben, bis es glücklicherweise in Vergessenheit geriet. Nun ist die Aufregung wieder groß, es wird viel geschimpft, vor allem auf den Seehofer, der das Thema ausgebuddelt hat. Weniger über die Reisebüros in Berlin, die nach Angaben der Zeitung Pauschalreisen in das Bürgerkriegsland bereits für 800 Euro anbieten. Das ist nicht zu teuer, denn in dem Preis sind bereits die Schmiergelder enthalten, die gezahlt werden müssen, um die Syrien-Flüchtlinge über die Grenze nach Syrien zu bringen. Denn direkt dürfen sie nicht einreisen, das könnte den Flüchtlingsstatus gefährden. Also besorgen sie sich in diplomatischen Vertretungen in Deutschland die notwendigen Papiere, die für den Flug in die Türkei oder in den Libanon notwendig sind. Von dort geht es über die syrische Grenze. Auch ein syrischer Blogger meldete sich zu Wort, der voller Verständnis für seine syrischen Landsleute eine Erklärung dafür gab, warum dieser Heimaturlaub dringend notwendig ist: „Als jemand, der viele #Flüchtlinge kennt, die in ihrem Heimatland Urlaub machen, kann ich nur sagen: Diese Menschen haben es sich verdient Ruhe von Deutschland zu nehmen, bei dem Hass, und ihre Familienmitglieder zu besuchen und zurückkommen. Sie brauchen das!“ Spätestens an dieser Stelle scheint der Hinweis noch einmal dringend notwendig: Dies war jetzt überhaupt keine Satire!