29.03.2024

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06.09.19 / Revolution in Berlin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 36-19 vom 06. September 2019

Revolution in Berlin
Dagmar Jestrzemski

Was sich während der Revolution von 1918/19, beginnend am 9. November, in der Reichshauptstadt Berlin abspielte, schildert der Potsdamer Politologieprofessor Ingo Juchler in seinem Buch „Berlin 1918/1919. Schauplätze der Revolution“, indem er die Geschehnisse an den authentischen Orten in den Fokus nimmt. 

Im kleinen Band sind jedem der mehr als 40 Schauplätze Texte von jeweils eineinhalb Seiten gewidmet und ein oder zwei Fotos beigefügt. Mehrere der insgesamt 50 Abbildungen werden hier zum ersten Mal veröffentlicht. Zum Teil gibt es die abgebildeten Gebäude gegenwärtig noch beziehungsweise erinnern heute Mahnmale und Erinnerungstafeln an die teilweise dramatischen Ereignisse, die sich während der Revolution dort abgespielt haben. So das Mahnmal am Neuen See im Tiergarten an der Stelle, wo Karl Liebknecht ermordet wurde, und das Denkmal an der Fußgängerbrücke am Landwehrkanal zur Erinnerung an die Ermordung von Rosa Luxemburg. 

Die Reihenfolge der Schauplätze ergibt sich aufgrund der chronologischen Abfolge der zentralen Ereignisse, welche teilweise in Fortsetzungen geschildert werden. Durch das Schema vom Umfang her begrenzt, sind die knapp und pointiert gehaltenen Texte dennoch keineswegs trocken, zumal der Autor Zitate aus zeitgenössischen Reden und Pamphleten sowie späteren Würdigungen der damals handelnden Personen eingefügt hat. 

In einer Einführung erhält der Leser einen Überblick über die Entwicklung im Vorfeld der Novemberrevolution und die wichtigsten Vorkommnisse in deren Verlauf, einschließlich zahlreicher, heute zum Teil fast vergessener Gräueltaten im Januar und März 1919, speziell in Berlin. Den Ausgang nahm die Revolution Ende Oktober 1918 mit den Meutereien auf den Schlachtschiffen in Wilhelmshaven und den gewaltsam niedergeschlagenen Aufständen der Matrosen und Arbeiter in Kiel Anfang November. Die Zeitreise endet mit den Berliner Märzkämpfen von 1919, die nochmals in einem blutigen Massaker der Regierungstruppen an Aufständischen kulminierten. Den Schluss bildet ein Kapitel über die Sondersitzung der Nationalversammlung am 12. Mai in der Aula der Friedrich-Wilhelms-Universität. Anlass war der Friedensvertragsentwurf der Alliierten, welcher der deutschen Delegation am 7. Mai in Versailles zur Kenntnisnahme überreicht worden war. Bekanntlich nutzte der Protest der Nationalversammlung gegen die Vertragsbedingungen ebenso wenig wie dessen Ablehnung von Seiten der Unternehmen und Gewerkschaften. 

Das Buch ist mit einem Literaturverzeichnis und einer Übersichtskarte ausgestattet und insofern auch als Wegweiser für historische Spaziergänge zu bestimmten Schauplätzen der Revolution geeignet.

Ingo Juchler: „Berlin 1918/1919. Schauplätze der Revolution“, be.bra Verlag, Berlin 2018, broschiert, 128 Seiten, 16 Euro