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13.09.19 / Beispiel Russland – Wie Spezialeinsatzkräfte die Politik begleiten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-19 vom 13. September 2019

Beispiel Russland – Wie Spezialeinsatzkräfte die Politik begleiten
Wolfgang Kaufmann

Geheimdienstgeschichte ist ein weitgehend vernachlässigtes Teilgebiet der Geschichtswissenschaft. Dabei werden viele historische Ereignisse erst richtig verständlich, wenn man weiß, was sich in ihrem Umfeld im Verborgenen abgespielt hat. Insofern sind Neuerscheinungen auf dem Gebiet der Geheimdienstgeschichte grundsätzlich willkommen – insbesondere, wenn dann auch noch die inhaltliche Qualität stimmt, so wie im Falle des Buches „Spionage, Terror und Spezialeinsatzkräfte“, in dem es vor allem um Maßnahmen gegen Terroristen und Attentate geht, an denen Geheimdienste auf irgendeine Weise beteiligt waren.

Im Mittelpunkt der von dem Berliner Historiker Jürgen W. Schmidt herausgegebenen Aufsatzsammlung stehen eindeutig das Zarenreich und die Sowjet-union beziehungsweise Russland: Mal geht es um die Bekämpfung des sozialrevolutionären Terrors in Russisch-Turkestan durch die Geheimpolizei Ochrana, mal um bislang unbekannte, misslungene Attentate auf Stalin oder Einsätze der KGB-Spezialeinheit ALFA gegen kaukasische Flugzeugentführer. Besonders aktuell machen den Band dabei die Beiträge „Russiagate Fake“ von Helmut Roewer und „MH 17 – Die Wahrheit liegt noch in Trümmern“ von Bernd Biedermann.

Im ersteren Falle schildert der Jurist und frühere Präsident des thüringischen Landesamtes für Verfassungsschutz, wie sich die angebliche Russland-Connection von Donald Trump „als reine Wunderblume auf dem Mist von Hillary Clinton“ erwies. 

Im anderen Fall zeigt ein Oberst a.D. und Experte für Flugabwehrraketen, dass die von der Obama-Regierung und dem ukrainischen Geheimdienst SBU in die Welt gesetzte Behauptung, die malaysische Passagiermaschine sei am 

17. Juli 2014 von prorussischen Separatisten mit einer Buk-Boden-Luft-Rakete abgeschossen worden, keinesfalls stimmen kann. Die von Biedermann vorgelegten Indizien deuten sehr viel eher darauf hin, dass ein ukrainisches Kampfflugzeug vom Typ SU-25 versucht hat, die zeitgleich im ostukrainischen Luftraum befindliche Maschine des russischen Präsidenten Wladimir Putin vom Himmel zu holen – wobei dem Piloten Wladislaw Woloschin dann eine höchst folgenschwere Verwechslung unterlief.

Darüber hinaus enthält das Buch auch noch einen abschließenden weiteren bemerkenswerten Beitrag von Roewer, in dem der Frage nachgegangen wird, inwiefern der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz Thomas Haldenwang berechtigt war, die AfD zum „Prüffall“ zu erklären. Dabei lautet das Fazit ganz eindeutig, dass der Nachfolger des geschassten Hans-Georg Maaßen „ein Instrumentarium in die Debatte eingeführt hat, das ihm rechtlich nicht zusteht.“

Jürgen W. Schmidt (Hg.): „Spionage, Terror und Spezialeinsatzkräfte. Fallstudien und Dokumente aus 140 Jahren Geheimdienstgeschichte“, Verlag Köster, Berlin 2019, gebunden, 305 Seiten, 29,95 Euro