16.04.2024

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20.09.19 / Manuel Ruoff: / Rückwärts

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-19 vom 20. September 2019

Manuel Ruoff:
Rückwärts

Wenn es eine Branche in Deutschland gibt, die trotz zu schwächeln beginnender Konjunktur noch boomt, dann ist es die Baubranche. Allerorten wird über Wohnungsnot geklagt. Wenn die Bau­- branche droht ausgebremst zu werden, dann nicht nur durch teure staatliche „Klimaschutz“-Auflagen und einen Mangel an bezahlbaren Grundstücken, sondern nicht zuletzt auch durch Handwerkermangel. Wohnungsbaugenossenschaften klagen, dass sie bei der Pflege ihres Bestandes hinterherhinken, weil der Neubau die Handwerker aufsaugt. Zusätzlich erschwert wird die Situation durch fehlenden Nachwuchs aufgrund des Pillenknicks und des Trends der Jugend, an den Unis statt in den Lehrbetrieben ihr Glück zu versuchen. Und in einer solchen Situation will die Bundesregie- rung durch eine Rolle Rückwärts zum Meisterzwang das Angebot an Handwerkern künstlich zusätzlich verkleinern (siehe S. 7).

Auch als Historiker kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Da feiern wir mit den preußischen Stein-Hardenbergschen Reformen auch die Ersetzung des Zunftzwangs durch die Gewerbefreiheit und dann sowas. Man muss den Liberalismus mit seiner Marktwirtschaft ja nicht gut finden, aber ist die Rückkehr in den Feudalismus mit seinem Zunftzwang die bessere Alternative?

Bleibt das Argument der Qualität. Wer glaubt, dass ein Meister besser arbeitet, kann ja gezielt einen Meister beauftragen. Die anderen sollten jedoch die Möglichkeit behalten dürfen, das Risiko einzugehen, einem günstigeren Anbieter ohne Meisterbrief den Vorzug zu geben. Auch das gehört zur Freiheit und Eigenverantwortlichkeit des mündigen Bürgers.