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20.09.19 / Ein Museum für die Zukunft / In Berlin hat das Futurium eröffnet – Interessante Denkanstöße neben zeitgeistigem Geschwätz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-19 vom 20. September 2019

Ein Museum für die Zukunft
In Berlin hat das Futurium eröffnet – Interessante Denkanstöße neben zeitgeistigem Geschwätz
Norman Hanert

Unweit von Kanzleramt und Berliner Hauptbahnhof ist vor Kurzem das Futurium eröffnet worden. Das „Haus der Zukünfte“ hat gute Chancen, ein Besuchermagnet zu werden.

Bereits zur Eröffnung am 5. September waren neben einigen hundert geladenen Gästen, unter ihnen der deutsche Raumfahrer Alexander Gerst, zu einem mehrtägigen Fest der Zukunft auch rund 30000 Besucher gekommen. Das rege Interesse an dem „Zukunftsmuseum“ hält bislang weiter an. 

Innerhalb des Berliner Regierungsviertels mit seinen Bürobauten sticht das Futurium bereits durch seine dunkel schimmernde Glasfassade hervor. Im Innern des Gebäudes fallen insbesondere die Kunstinstallationen auf. Auf dem Weg ins Obergeschoss baumelt beispielsweise ein weißer „Tornado“ von der Decke. Laut der Ausstellungschefin Gabriele Zipf soll diese Installation für die Beschleunigung der Welt in den vergangenen 200 Jahren stehen. Ein kanadischer Architekt hat ein mehrere Meter hohes und ebenso breites Kunstwerk entworfen, das auf Impulse der Personen reagiert, die sich dem Objekt nähern. 

Nicht nur wegen dieser Kunstinstallation fällt es schwer, das Futurium     lediglich als eine moderne Variante eines Technikmuseums zu verstehen. Zum Angebot des Hauses gehört neben Ausstellungen auch ein „Zukunfts-Forum“ für Veranstaltungen und Dis­kussionen. Schwerpunkt des Programms ist im Oktober und November die Zukunft der Künstlichen Intelligenz. Für den Dezember ist ein Festival zur Zukunft der Gesundheit angekündigt. 

Bei technikbegeisterten Jugendlichen dürfte sich wiederum das „Lab“ zu einem Renner entwickeln. Im Untergeschoss bietet das Haus Besuchern die Möglichkeit, in einem „Zukunftslabor“ selbst experimentieren zu können und dabei beispielsweise zu erfahren, wie Roboter programmiert werden. Die große Masse der Besucher wird vermutlich von den Ausstellungen im ersten Obergeschoss des Futuriums angezogen werden. 

Dort geht es aktuell um Zukunftsentwürfe in den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Energie, Arbeit und Leben in den Städten. Das dabei technische Aspekte stark betont werden, dürfte nicht zuletzt dem Umstand geschuldet sein, dass das Bundesforschungsministerium bei der Entwick­lung des Futuriums eine ganz entscheidende Rolle spielte. Zusammen mit Wissenschaftsorganisationen wie der Max-Planck-Gesellschaft, Stiftungen und forschenden Unternehmen wie BASF, Bayer und Siemens hat das Ministerium das Projekt mitgeplant und mitfinanziert. Das „Haus der Zukünfte“ soll 58 Millionen Euro gekostet haben. 

In der Ausstellung können die Zukunftsthemen oft nur oberflächlich gestreift werden. Geboten wird den Besuchern eher eine Denkanregung statt eine in die Tiefe gehende Information. Laut Stefan Brandt, dem Direktor des Hauses, soll das Futurium Fragen stellen und zum Denken anregen. Brandt spricht zudem davon, dass das Haus unfertig sei und von Ausstellungsmachern und Besuchern permanent weiterentwickelt werde.

Auffallend an der aktuellen Ausstellung zu den drei „Denkräumen“ Mensch, Natur und Technik ist eine starke Betonung der Themen Umweltschutz und „erneuerbare Energien“. Auch im Veranstaltungsprogramm wird für den Oktober ein „24-Stunden-Hackathon für Klimaschutz“ angekündigt. Ziel dieser Veranstaltung soll es sein, „mit kreativen Methoden konkrete Klima-Herausforderungen vor Ort zu knacken“.

Dem propagierten Zeitgeist wurde auch bei den Beschriftungen auf den Ausstellungstafeln Tribut gezollt. Dort haben die Ausstellungsmacher auf gendergerechte Formulierungen zurückgegriffen. Dementsprechend ist dann von „Energiebürger*innen“, „Vordenker*innen“ und „Genoss*innen am Netz“ die Rede. Ebenso gaben sich die Planer des Hauses: Das Dach des Futuriums wurde fast vollständig mit Solarmodulen bestückt. 

Die öffentlich zugängliche Dachfläche ist dennoch einen Abstecher wert. Ein sogenannter „Skywalk“ bietet Besuchern einen beeindruckenden Ausblick auf den Tiergarten und das Kanzleramt auf dem gegenüberliegenden Spreeufer. Von der Rückseite des Futuriums lässt sich wiederum ein Blick auf das historische Gelände der Berliner Charité werfen. 

Das Futurium liegt am Alexanderufer 2, nur wenige Gehminuten vom Berliner Hauptbahnhof entfernt.