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20.09.19 / Künstliche Künstlerin / Schluss mit der Kreativität – Roboter fangen mit dem Malen an

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-19 vom 20. September 2019

Künstliche Künstlerin
Schluss mit der Kreativität – Roboter fangen mit dem Malen an
Stephanie Sieckmann

Roboter-Frau AI-Da stellt erstmals Kunstwerke aus. Und das mit vollem Erfolg. Die Erfindung mit dem Namen AI-Da ist in Großbritannien zu Hause und ein Produkt der Zusam­menarbeit von Kunsthändler Ai­dan Meller, Kuratorin Lucy Seal und der Universität Oxford. Schon wenige Tage nach der Ausstellungseröffnung stand fest: Das Projekt hat sich gelohnt, es hat mehr als eine Million US-Dollar eingespielt. 

So weit ist es also schon gekommen, dass wir in eine Ausstellung gehen, um uns Bilder und Skulpturen anzusehen, die von einer Maschine erstellt wurden. Silikon, Kameras und Produkte aus dem 3D-Drucker wurden zusammengeschraubt, die so entstandene Hardware wurde mit Software bestückt und mit Algorithmen gefüttert. Fertig ist der Mal-Roboter. Entschuldigung: Der Künstler. Jetzt kann man der Roboterfrau wahlweise einen Bleistift oder einen Pinsel in die Hand drücken. Die Software führt den technisch eindrucksvollen Arm, der nichts, aber auch gar nichts Menschliches hat und blanke Maschine ist. Dann entsteht eine Zeichnung oder ein Gemälde.

Im Gegensatz zu dem Maschinen-Arm hat der Kopf von AI-Da eine dem Menschen nachempfundene Optik. Was das Auge von AI-Da, besser gesagt die Kameras hinter der so menschlichen Fassade, erfassen, das bilden sie ab. Die Programme, die dafür genutzt werden, sind eine Kombination aus Bilderfassung wie bei Überwachungskameras und Bildbearbeitung, wie sie heute bei der Fotobearbeitung Standard ist.

Andere Elemente wie Filter sorgen dafür, dass sogar unterschiedliche Stile programmierbar sind. Neu? Nein. Diese Möglichkeiten gibt es bereits in kommerziell verfügbarer Software, mit der Aquarelle ebenso erzeugt werden können wie Bilder im Stil des Pointillismus. Trotzdem gilt AI-Da als Meilenstein und wird als erster humanoider AI-Roboter-Künstler gefeiert.

Die Verwendung von Algorithmen ist ebenfalls nicht neu. Sie herrschen bereits über viele Lebensbereiche, ermitteln unsere Kreditwürdigkeit ebenso wie mögliche Krankheiten. Relativ kurz werden Algorithmen jedoch erst im Bereich der Kunst eingesetzt. Informatikprofessoren ba­steln weltweit an kreativer Software, wobei manche auf das Prinzip Zufall setzen, andere Künstliche Intelligenz (KI) verwenden. Die oft nach dem englischsprachigen Begriff „Artifical Intelligence“ (AI) bezeichnete Software sorgt beim automatisierten Lernen dafür, dass Prozesse des menschlichen Gehirns nachgeahmt werden, sodass der Roboter aus ge­machten Erfahrungen lernen kann, und so selbstständig neue Entscheidungen treffen kann. 

Wer jetzt denkt, damit sei der menschliche Künstler überflüssig, der irrt. Künstler sehen den Einsatz von KI und KI-Robotern, den technisch raffinierten Maschinen, als neuen Weg und Bereicherung. Mit den zur Verfügung stehenden Algorithmen kann der menschliche Künstler spielen, indem er den Roboter mit verschiedenen Aufträgen oder Inspirationen füttert. Künstler, KI-Entwickler und Software sowie Roboter arbeiten gewissermaßen Hand in Hand. Kunst wird zum Gemeinschaftsprodukt.

Das ist an sich nicht neu. Aber wenn ein Roboter mit von der Partie ist, dann ist das zumindest vorübergehend aufregend neu.