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27.09.19 / Was du nicht willst, das man dir tu ... / Kanadas politisch korrekter Premier plötzlich Zielscheibe von Rassismus-Vorwürfen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-19 vom 27. September 2019

Was du nicht willst, das man dir tu ...
Kanadas politisch korrekter Premier plötzlich Zielscheibe von Rassismus-Vorwürfen
Erik Lommatzsch

Es dürfte schwer sein, einen Regierungschef zu finden, der der neuen Religion der Politischen Korrektheit gründlicher huldigt als der kanadische  Premierminister Justin Trudeau. Sein Kabinett ist paritätisch mit Männern und Frauen besetzt. Minderheitenpolitik und „Antidiskriminierung“ werden großgeschrieben. Hinsichtlich sexueller Übergriffe stellt er sich an die Spitze einer „Null-Toleranz-Politik“. 

Trudeau versteht sich selbst als „Feminist“ und betätigt sich im Sinne der „Integration“ auch schon mal als Sprachschöpfer. So wies er im vergangenen Jahr eine Diskussionsteilnehmerin darauf hin, sie solle statt „mankind“ lieber „peoplekind“ sagen. Im englischen Wort für „Menschheit“ störte ihn das Wort für „Mann“ (man) so sehr, dass er es durch „Leute“ (people) ersetzt sehen möchte. 

Und jetzt das: In einer böswilligen Schublade fand sich ein altes Foto. Es zeigt Trudeau auf einem Kostümfest einer Privatschule, an der er damals unterrichtete. Zum Thema „Arabische Nächte“ hatte sich der jetzige Regierungschef entsprechend verkleidet und die Haut dunkel geschminkt. Das Ganze ereignete sich im Jahr 2001. 

„Brownfacing“ gilt, ebenso wie „Blackfacing“ oder „Yellowfacing“, vor allem in Nordamerika, aber auch immer mehr in anderen westlichen Gesellschaften, nicht zuletzt in Deutschland, als hochgradig „diskriminierend“ und „rassistisch“. Früher war es bedenkenlos möglich, sich kurzzeitig eine andere Hautfarbe aufzutragen – etwa anlässlich des Karnevals oder als Schauspieler in einer Theateraufführung. 

Der Raum des Erlaubten wird jedoch zunehmend von Stimmen vorgegeben, welche hierin eine unzumutbare Herabsetzung derjenigen sehen, an deren Vorbild man sich, mehr oder weniger gelungen, bei seiner „Verwandlung“ orientiert hat. Sämtliche Maßstäbe für Verhältnismäßigkeiten und die hinter der Verkleidung stehenden harmlosen Absichten scheinen verloren zu gehen. Dass das Trudeau-Foto wenige Wochen vor der kanadischen Parlamentswahl veröffentlicht wird, ist natürlich kein Zufall. Den sich als Vorkämpfer gebenden Tru­deau dürfte es getroffen haben, wie an seinen Reaktionen zu erkennen ist. Er befürchtet Schaden und geht in Sack und Asche. Ein „Fehler“ sei es gewesen, „zutiefst leid“ tue es ihm. Im Rückblick sehe er nun, dass seine Kostümierung „rassistisch“ gewesen sei.

Neben Prominenten fühlen sich auch immer wieder Unternehmen unter Druck, wegen vermeintlich rassistischer Äußerungen, vor allem in ihrer Werbung, öffentliche Bitten um Entschuldigungen zu platzieren. So etwa vor einiger Zeit die Kosmetikfirma Dove, welche einen kurzen Film zeigte, in dem eine dunkelhäutige Frau ein dunkles Shirt abstreifte – darunter kam eine hellhäutige Frau mit hellem Shirt zum Vorschein. 

Das Textilunternehmen H&M warb für einen Kinder-Pullover mit der Aufschrift „Coolest Monkey in the Jungle“ (Coolster Affe im Dschungel) mit einem dunkelhäutigen Fotomodell. Nach massiven Angegriffen musste sich H&M reumütig zeigen. Dass die Mutter des Werbe-Kindes meinte, sie verstehe die Aufregung nicht, ging unter. 

Wenig beachtet wurde auch, dass der Fußball-Funktionär Clemens Tönnies im August auf das große Problem Afrikas, die Überbevölkerung, hingewiesen hatte. Aufgegriffen wurde lediglich seine Wortwahl. Er bat kleinlaut um Verzeihung für seinen „Rassismus“.

Premierminister Trudeau, dem wohl niemand ernsthaft unterstellen wird, er habe seinerzeit Araber herabsetzen wollen, ist nur ein – aktuelles – Beispiel aus der langen Reihe derer, die in selbstgeißelnden Stellungnahmen vor den Wächtern der Politischen Korrektheit einen übrigens auch intellektuell armseligen Kotau machen. Im Unterschied zu anderen hat er allerdings das Seine dazu beigetragen, diese drückende Atmosphäre zu schaffen.