29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
27.09.19 / »Ein Sonntag mit Herder« / Nach wie vor von Bedeutung – Mohrungen feierte den 275. Geburtstag des deutschen Philosophen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-19 vom 27. September 2019

»Ein Sonntag mit Herder«
Nach wie vor von Bedeutung – Mohrungen feierte den 275. Geburtstag des deutschen Philosophen
Uwe Hahnkamp

An den größten Sohn der Stadt, den Philosophen Johann Gottfried Herder, erinnert Mohrungen seit einigen Jahren immer an dessen Geburtstag, am 25. August. In diesem Jahr jährte sich dieser zum 275. Mal. Deshalb hat die Gesellschaft der deutschen Bevölkerung „Herder“ in Mohrungen, auf deren Initiative die Herderfeiern begonnen wurden, mit einem Vortrag in ihrem Sitz einen zusätzlichen Programmpunkt organisiert.

Unter der neuen Leitung des Johann-Gottfried-Herder-Museums in Mohrungen gab es eine zeitliche Verschiebung der Geburtstagsfeiern für Herder. Die „Museumsnacht mit Herder“ ist dem „Sonntag mit Herder“ gewichen. Das ändert aber nichts an der Bedeutung dieses Tags für das Museum, die Stadt Mohrungen und die Gesellschaft der deutschen Bevölkerung „Herder“. Es gab ein attraktives Programm mit Vorträgen, Musik und Unterhaltung im und vor dem Museum sowie einen feierlichen Besuch beim Herder-Denkmal. „Wir haben wie immer für die Torte und einen finanziellen Beitrag zum Programmpunkt ,Musik in Museumsräumen‘ gesorgt“, erläutert die Vorsitzende Urszula Manka, „darüber hinaus haben wir aber dieses Jahr am 24. August zu einem Vortrag über Herder zu uns eingeladen.“ Referenten waren der Professor Fred Manthey und seine Ehefrau Christine, die das Buch „Johann Gottfried Herder. Wir auf dem Weg zu Dir“ geschrieben haben und seit Jahren mit Seminaren zu Herder die Weiterbildung von Lehrern und Schülern in Mohrungen unterstützen. 

Wichtig im Buch und beim Vortrag in Mohrungen war die Rolle Herders in Weimar. „Wir betonen, dass er im späteren Leben ein wichtiger Teil des bekannten Weimarer Viergestirns mit Goethe, Schiller und Wieland war. Das ist hier in Mohrungen vielen bis heute gar nicht bewusst“, sagt Christine Manthey. Das Buch ist bewusst einfach geschrieben und groß gedruckt, um möglichst vielen Menschen den Zugang zu Herder zu erleichtern, auch und gerade Deutsch lernenden in seiner Geburtsstadt Mohrungen. „Unter dem Untertitel ,Wahres und Mögliches‘ lassen wir eine fiktive Familie Herder dorthin fahren und die heutige Stadt erleben. Außerdem gibt es bei uns auch eine mögliche Begegnung des jungen Herder mit seinem späteren Lehrer Immanuel Kant in Mohrungen“, schmunzelt Fred Manthey. Kant war in frühen Jahren in Groß Arnsdorf nahe Mohrungen Hauslehrer und möglicherweise mit seinen Schülern dort auf Besuch. Später unterrichtete er Herder auf jeden Fall an der Universität in Königsberg.

Waldemar Manka, Vizevorsitzender der Gesellschaft „Herder“, freute sich über das große Interesse an der Veranstaltung. Gekommen waren neben den Mohrunger Mitgliedern Gäste aus der Bundesrepublik, unter anderem Norbert Schütz vom Landesverband Thüringen des Bundes der Vertriebenen und die Vorsitzende der Heimatkreisgemeinschaft Mohrungen, Ingrid Tkacz, die eng mit der Gesellschaft „Herder“ zusammenarbeiten. Beide freuten sich über die Möglichkeit, die bestehenden Kontakte zum Herder-Museum und der Stadt zu erneuern. „Mit der früheren Leiterin des Museums hatten wir sehr gute Kontakte, und ich denke nach der ersten Begegnung mit der neuen Direktorin Angelika Rejs, dass das so bleibt“, so Tkacz. 

Neu im Amt, wenn auch nicht im Rathaus, ist auch die Sekretärin von Gemeinde und Stadt Mohrungen, Katarzyna Zarachowska, der das Treffen mit dem Ehepaar Manthey sehr wichtig war: „Wir haben auch darüber gesprochen, wie bekannt Herder bei uns im Alltag ist. Wir finden, dass es damit gut aussieht.“ Dabei steht seit einiger Zeit auch der Vorschlag der Gesellschaft „Herder“ und des Ehepaars Manthey im Raum, den Namen der Stadt um den Begriff „Stadt Herders“ zu ergänzen. „Eine solche Änderung muss der Stadtrat gemeinsam in Konsultation mit der lokalen Gesellschaft treffen“, erklärte Zarachowska, „das ist nicht so einfach.“ 

Einen Schritt weiter ist der lokale Verband der Lyzealschulen „Leon Kruczkowski“, der mit dem Museum und der Deutschen Minderheit gut zusammenarbeitet, so dessen Direktor Jan Horbacz: „Unsere Aula wurde vor einigen Jahren nach Herder benannt.“ Vielleicht erhält sogar die ganze Schule den Namen des großen Philosophen. Schulpatron Kruczkowski muss nämlich voraussichtlich wegen des Gesetzes über das Verbot der Propaganda des Kommunismus seinen Platz räumen, und Herder ist ein Kandidat für die Nachfolge. „Eine Dokumentation über einen Namenswechsel ist erstellt. Ob, wann und mit wem als zukünftigen Namensgeber der Name geändert wird, entscheidet aber der Schulträger, der Kreis Osterode“, informierte Horbacz. Für die Bekanntheit Herders in Mohrungen wäre das ein weiterer wichtiger Schritt.