20.04.2024

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27.09.19 / Aus einem Gelehrtenleben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-19 vom 27. September 2019

Aus einem Gelehrtenleben
D. Jestrzemski

Der österreichische Schriftsteller Alois Brandstetter ist anerkanntermaßen ein großer Sprachkünstler und ein überaus mitteilsamer dazu. Bis 2007 hatte der 1938 im oberösterreichischen Pichl geborene Philologe und Historiker an der Universität Klagenfurt eine Professur für Ältere deutsche Sprache und Literatur inne. 

Unterdessen entstand eine lange Reihe von literarischen Veröffentlichungen, die mittlerweile einen Zeitraum von fast fünf Jahrzehnten umspannt. Diese hat er jüngst um ein weiteres Werk erweitert. Der Titel „Lebenszeichen“ bezieht sich auf eine „Lebensbescheinigung“, die der Autor jedes Jahr der deutschen Rentenversicherung zukommen lassen muss, um weiterhin seine Rente aufgrund einer früheren Tätigkeit im Saarland zu erhalten. Unter „Lebenszeichen“ firmiert hier all das, was Brandstetter aus seinem reichen Wissens- und Erfahrungsschatz einfallsreich unter Kapitelüberschriften wie „Brandstatt“, „Bauleute“, „Kaufleute“, „Das gefundene Fressen“, „Glaubensfragen“ oder auch „Geschmacksverstärker“ zusammengetragen hat. Und das ist nicht wenig und vor allem ungeheuer vielfältig. 

Man könnte das Buch als eine Art von Blütenlese aus einem langen Gelehrten- und Schriftstellerleben bezeichnen oder auch als meisterliche Verwertung von Zettelkastennotizen zu einem großen Strauß von Themen. Was nicht heißen soll, dass nicht auch neue Gedanken in den assoziativen Fluss von Geschichten und Anekdoten eingeflochten wurden, von denen etliche einen hohen Schmunzel-Faktor besitzen. 

Brandstetter, der sich als katholischer Theist bezeichnet, ist nach wie vor fasziniert von Sprache, Namen und Begriffen, deren Bedeutung und Herkunft er kenntnisreich aufdröselt. Beispielsweise anknüpfend an Begriffe wie „Auspuff“ oder „Stör“ (aus Peter Roseggers „Waldheimat“), plaudert er unterhaltsam über Sitten und Gebräuche in Vergangenheit und Gegenwart, über Werke von Musikern und Literaten, aus denen er markante Passagen zitiert, kolportiert das eine oder andere Gerücht und erzählt aus seiner Kindheit als Sohn eines Müllers und Kleinlandwirts. Ironische Kritik muss sein, geschimpft wird aber nicht. Mit anderen Worten, es handelt sich um ein Buch voller Anregungen, dabei aber auch geeignet zur Erholung für Seele und Geist.

Alois Brandstetter: „Lebenszeichen“, Residenz Verlag, Wien 2018, gebunden, 255 Seiten, 24 Euro