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27.09.19 / Kuriositätensammlung von Begriffen aus dem »Grimmschen Wörterbuch«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-19 vom 27. September 2019

Kuriositätensammlung von Begriffen aus dem »Grimmschen Wörterbuch«
Lydia-Marie Wenzel

BÜCHERGLÜCK n. : fatum libelli.: bücherglücke: bücher haben auch ihr glücke./wann sie nicht gesalzen sein, /faszt man dennoch gute würze, pfeffer oder safran drein./kümt es dir, ich bin zu friede, liebes Buch, nur auch so gut, wann mit dir nur in geheime niemand was verschämtes thut.“

Mit eben diesem „Bücherglück“ hatten die Brüder Wilhelm und Jacob Grimm selbst so einige Erfahrung und es lag ihnen am Herzen, dieses weiterzugeben. So bringen sie nicht nur Kindern bis heute durch ihre Sammlung der Kinder- und Hausmärchen die Begeisterung für das Lesen und Vorlesen näher. Die Sprachwissenschaftler und Volkskundler hatten sich auch vorgenommen, ihre eigene Sprachbegeisterung und ihr Wissen über die deutsche Sprache in Form des „Grimmschen Wörterbuches“ in die Wohnstuben zu bringen. 

Ein wahres „lexikografisches Martyrium“, denn erst 123 Jahre nach Beginn dieses Mammutprojektes wurde das Werk mit über 320000 Stichworten beendet. Dort finden sich auch allerlei seltsame, lautmalerische und komische Begriffe, die heute teilweise gar nicht mehr bekannt oder auch regional bedingt sind. Eine Sammlung der schönsten dieser Wörter hat nun Peter Graf in „Eine ungemein eigensinnige Auswahl unbekannter Wortschönheiten aus dem Grimmschen Wörterbuch“ zusammengetragen. Der Titel könnte nicht treffender sein. Wörter wie die „Besuchsameise“, also jemand, der „von besuch zu besuche läuft“, „Erzgeneralfelddummheit“, ein Wort, das man gebrauchen kann, wenn man eine Dummheit besonders betonen möchte, wie auch „verzoderloppen“, was zerlumpt bedeutet, finden in diesem schön aufgemachten Band ein Zuhause. 

In einem kurzen Vorwort erläutert Graf die Geschichte des Grimmschen Wörterbuches und ordnet einige Begriffe – vor allem aus dem Dritten Reich, während dem weiterhin am Wörterbuch gearbeitet wurde – kritisch ein und schlägt dann vor, diese Version des Wörterbuches einfach zum Stöbern zu benutzen. Dazu lädt auch die optische Gestaltung des Bandes ein, so ist beispielsweise jedem Buchstaben eine Seite mit einem ihn beschreibenden Zitat des Originalwörterbuches gewidmet. Auch sind die einzelnen Einträge übersichtlich gestaltet, mit einer Erklärung des jeweiligen Begriffes und einem Zitat, in dem dieser vorkommt. Zwischendurch sind zusätzlich immer wieder Stammbäume von verwandten Wörtern zu finden, die einen kleinen Eindruck davon vermitteln, wie Sprache eigentlich entsteht. So ist das Durchstöbern dieser Kuriositätensammlung von Wörtern gar keine „Lumpenbeschäftigung“ (eine „nichtswerte, bettelhafte beschäftigung“), sondern vielmehr eine Schauherrlichkeit.