25.04.2024

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04.10.19 / Gefährliche Scheintote / Resultat von Negativzinsen – Zahl sogenannter Zombie-Firmen steigt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-19 vom 04. Oktober 2019

Gefährliche Scheintote
Resultat von Negativzinsen – Zahl sogenannter Zombie-Firmen steigt
Bodo Bost

Der Minuszins legt die Hand an die Grundfesten unserer Gesellschaft. Ohne Zins ist die Funktionsweise des Kapitalismus fundamental gestört. Die Situation könnte sich bald noch verschärfen, wenn im Oktober die Europäische Zentralbank den Zins noch weiter ins Minus drückt. Dann könnten Banken gezwungen sein, nicht nur von Großkunden, sondern auch von ganz normalen Kunden Verwahrgebühren für ihnen anvertrautes Geld zu verlangen. Aber auch auf dem Gebiet der Realwirtschaft zeigen die Negativzinsen absurde Folgen. 

Eine davon sind die so genannten Zombie-Firmen. Dieses sind Unternehmen, die nicht rentabel arbeiten, das heißt ihre Kosten nicht mit ihren Gewinnen decken können. Von diesen Firmen gibt es infolge des Zinsverfalls immer mehr, wie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) berichtete. Die hochverschuldeten Unternehmen sind nicht nur unproduktiv, sondern auch eine Gefahr für die Wirtschaft. Bundesweit haben etwa 300000 Unternehmen mit finanziellen Problemen zu kämpfen und könnten bald in die Insolvenz rutschen. 

Niedrigzinsen haben viele Firmen zur Aufnahme hoher Kredite verleitet, die auch den Schuldendruck reduzierten. Die Kredite benötigen die Zombie-Firmen, um mindestens einen Teil ihrer Rechnungen zu begleichen und sich so mittelfristig bei Hochkonjunktur über Wasser halten zu können. Erst in den kommenden Jahren droht diesen Zombie-Firmen bei abflauender Wirtschaftslage die Pleite.

Zwischen 1980 und 2016 hat der Anteil der Zombie-Firmen im Schnitt um zehn Prozent zugenommen. Wegen ihrer geringen Produktivität hemmen sie nicht nur die Beschäftigung, sie verhindern auch Investitionen in anderen, produktiveren Unternehmen.

Gefährlich wird es für die Zombie-Firmen allerdings erst bei einem Zinsanstieg. Dann können viele der finanziell belasteten Unternehmen ihre Kredite nicht mehr bedienen. Im schlimmsten Fall führt dies zu einem Zusammenbruch der Firmen und zu steigender Arbeitslosigkeit. 

Zombie-Firmen gibt es in allen Bereichen, sie treffen aber die Branchen besonders hart, die vom Abschwung besonders betroffen sind. Gerade bei den Autozulieferern, von denen es in Mitteldeutschland besonders viele gibt, ist nun das Ende des Aufschwungs spürbar. Die Autoindustrie leidet unter der Diesel- und Klimadebatte und sinkender internationaler Nachfrage. Auch der Wandel zur Elektromobilität macht vielen Autozulieferern zu schaffen. Gleichzeitig fehlen vor allem in Mitteldeutschland oft die über Jahrzehnte gewachsenen Familienbetriebe, die Schwächeperioden besser durchstehen können. 

Langfristig kann das Sterben der Zombie-Firmen jedoch auch positive Aspekte haben und zu besseren Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt führen. Deshalb ist das Zombie-Sterben auch ein gesunder Prozess, der regelmäßig zu beobachten ist. Anfang der 2000er Jahre traf es das Baugewerbe, später fast die gesamte deutsche Solarindustrie. Beide Branchen haben sich relativ schnell wieder erholt.