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04.10.19 / Glaskünstlers Lichtzeichen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-19 vom 04. Oktober 2019

Glaskünstlers Lichtzeichen
Andreas Rüdig

Einer, der im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. So besagt es eine Redensart. Damit wird jemandem zur Vorsicht geraten. Man kann Glas aber nicht nur in der Architektur verwenden. Glasmaler stellen farbige Fenster mit bildlichen Darstellungen her. Das durchscheinende Licht verleiht diesen Fenstern dann eine besondere Wirkung, was insbesondere an der Leuchtkraft der Farben und den Helligkeitsunterschieden liegt.

Die Glaskunst ist aber auch eine unterschätze Kunstform. Sie steht im Schatten von Kunstformen wie Malerei, Bildhauerei und Architektur. Zu Recht? Wer sich einen Eindruck davon verschaffen möchte, wozu Glaskunst in der Lage ist, sollte eine Reise nach Linnich in den nordrhein-westfälischen Kreis Düren nicht scheuen. Dort gibt es mit der Firma Oidtmann nicht nur die älteste noch tätige Glasmalereiwerkstatt Deutschlands (es gibt das Familienunternehmen ununterbrochen seit 1857), auch das Deutsche Glasmalerei Museum ist als Spezialmuseum einzigartig in seiner Art. „Lichtzeichen Die Kunst von Johannes Schreiter“ heißt die Sonderausstellung, die dort noch bis zum 27. Oktober zu sehen ist. 

Die Sonderausstellung stellt Person, Arbeitsweise und Werk des 1930 in Buchholz im Erzgebirge geborenen und heute in Hessen lebenden Künstlers  gleichermaßen vor. Die Ausstellung zeigt Werke Schreiters aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie einige seiner Glasbilder aus dem beginnenden 21. Jahrhundert. Die Nähe zu biblischen und christlichen Themen ist dabei selbst für den künstlerischen Laien erkennbar – es geht um christliche Symbole, Figuren, das Leben und den Tod. Was auch nicht weiter verwunderlich ist – Schreiter ist selbst bekennender Christ.

Die Fenster vieler Kirchen hatten früher die Funktion, den lese- und schreibunkundigen Menschen des Mittelalters die biblischen Geschichten bildlich nä­herzubringen. Von diesem Ansatz hat sich die Glaskunst der Moderne inzwischen deutlich entfernt. Fast schon abstrakt ist die Motivgestaltung und lädt den Betrachter selbst zum Hinsehen und Interpretieren ein.

Was ist von einer solchen Ausstellung zu halten? Die Glasmalerei ist unter künstlerischen Ge­sichtspunkten durchaus sehenswert. Was Schreiter als Persönlichkeit anbelangt, hätte sicherlich mehr daraus gemacht werden können. Wie arbeitet ein Glasmaler? Wo sind Kunstwerke von Schreiter zu sehen? Wie sahen wichtige Stationen seiner künstlerischen Entwicklung aus? Wer Antworten auf Fragen wie diese sucht, wird zu anderen Quellen greifen müssen.

Deutsches Glasmalerei Museum, Rurstraße 9–11, 52441 Linnich, geöffnet Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr, Eintritt: 6 Euro, www.glasmalerei-museum.de