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04.10.19 / »...die mir gefällt...« / Tharau erinnert an 400 Jahre Anna Neander

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-19 vom 04. Oktober 2019

»...die mir gefällt...«
Tharau erinnert an 400 Jahre Anna Neander
Joachim Anker

Am 5. Oktober feiern wir den 400. Geburtstag unseres „ Ännchen von Tharau“ in Tharau.

Anna Neander, genannt „Ännchen von Tharau“, geboren und aufgewachsen in Tharau als Tochter von Martin Neander, dem dortigen Pfarrer an der Dorfkirche von Tharau aus dem 14. Jahrhundert.

Anna Neander, eine bildhübsche, junge Frau, ging nach dem frühen Tod ihrer Eltern von Tharau nach Königsberg zu ihrem Paten, wo schon bald kein geringerer als der berühmte Universitätsprofessor an der Albertina-Universität, Simon Dach, auf sie aufmerksam wurde.

Dennoch heiratete Anna Neander schließlich den Theologen Johannes Portatius aus Schlesien, mit dem sie 1636 nach Trempen und später Laukischken bei Labiau ging. 1646 starb Johannes Portatius und Anna Neander überlebte – entsprechend der Pfarrwitwenversorgung – noch weitere zwei Ehemänner, um schließlich ihren Lebensabend bei Ihrem Sohn Friedrich in Insterburg zu verbringen, wo sie dann am 

28. September 1689 starb.

Das Leben der Anna Neander war gekennzeichnet von zahlreichen Schicksalsschlägen, wie dem Tod von sieben ihrer elf Kinder.

Berühmt wurde sie durch Simon Dach, dem „Kopf der Musikalischen Kürbishütte“ einem exklusiven Freundeskreis der Dicht-und Gesangskunst in Königsberg.

Dort auch entstand zur Hochzeit der Anna Neander mit Johannes Portatius das berühmte Volkslied „Ännchen von Tharau“, das Simon Dach in samländischem Platt verfasste und das später von dem großen Ostpreußen, Johann Gottfried Herder, ins hochdeutsche übertragen wurde.

Der Tübinger Musikprofessor, Friedrich Silcher, vertonte schließlich das Lied und machte es zu einer Hymne Ostpreußens, die weit über die Grenzen Ostpreußens in aller Welt bekannt und heute noch gesungen wird.

So ist das Volkslied „Ännchen von Tharau“ eng mit unserer Gemeinde Tharau verbunden und gilt als eines der bedeutendsten und meist gesungenen Volkslieder, nicht nur in Deutschland, auch wenn viele Menschen nicht wissen, dass Tharau in Ostpreußen liegt.

„Anny of Tharau“, die englische Übersetzung, ist in den USA und im englischen Sprachraum genauso bekannt, und auch unsere russischen Nachbarn verehren unsere ostpreußische Berühmtheit und singen dieses Volkslied bei jeder Gelegenheit.

Für die in Düsseldorf lebende französische Mezzosopranistin, Isabelle Kusari, ist gerade heute unser „Ännchenlied“ fester Bestandteil ihres klassischen Repertoires, das sich insbesondere dem deutschen Liedgut widmet und  Ausdruck für deutsch-preußische Tugenden, den Reichtum der deutschen Sprache und den Stil der großen Denker stehe.

In dem kürzlich im Fernsehen ausgestrahlten zweiteiligen Film über das Leben der Unternehmerfamilie Burda in Offenburg wurde gezeigt, dass sich Frau Anna Burda ihren späteren Rufnamen „ Änne“ nach ihrem Lieblingslied „Ännchen von Tharau“ gab.

Am 5. Oktober 2019 finden im Kulturzentrum von Tharau unter Leitung von Irina Lombenko und ihrem Team, die Festlichkeiten anlässlich des 400. Geburtstages von Anna Neander statt.

Das Programm ist bunt und umfangreich und beginnt in der wunderbaren kulturgeschichtlich bedeutenden und unter Denkmalschutz stehenden Kirche von Tharau, die zu diesem Tag erstmals nach 1945 gefahrlos begehbar sein wird. Zahlreiche kleine und große Spenden aus Nah und Fern, vorwiegend aus Deutschland, haben dieses möglich gemacht.

Der Festakt bewegt sich von dort in das nahe gelegene 70-jährige Kulturzentrum und Heimatmuseum, in dem die Gipsbüste unseres „Ännchen“ steht, aus der die Künstler Arnold Künne (1912) und später – nach der Zerstörung – Harald Haacke (1988) die Bronzebüsten für die „ Ännchenfigur“ auf dem Brunnen in Memel, der Geburtsstadt Simon Dachs, schufen.

Irina Lombenko wurde in Tharau geboren und ist eine ausgesprochene Kennerin der deutschen Geschichte um unsere Heimatstadt Tharau und stolz auf die damit verbundenen Sitten und Gebräuche. Sie wird vor dem Museum das in Stein gemeißelte Relief eines „Ännchen“ enthüllen.

Dieses Relief entstand aus der Hand eines bekannten Königsberger Künstlers in Anlehnung an die uns bekannte „Ännchenbüste“ und ist sehr ansprechend.

Irina Lombenko rechnet mit zahlreichen Besuchern aus 

Politik und Wirtschaft, den diplomatischen Vertretern beider 

Staaten, den Einwohnern von Tharau und Wittenberg und 

sehr vielen besonders von jungen Leuten. Auch wir alle sollten uns dieses Ereignis nicht entgehen lassen. Ich werde dabei sein.