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04.10.19 / Leserforum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-19 vom 04. Oktober 2019

Leserforum

In Taiwan heilt die Demokratie die Wunden der Geschichte

Zu: Taiwan robbt dem Westen hinterher (Nr. 38)

Taiwan robbt dem Westen hinterher, weil die westlichen Systeme für viele Menschen attraktiv sind. 

Dass die Bevölkerung in Taiwan tief in alten Traditionen verhaftet ist, ist allgemein bekannt. Ebenso wie die Tatsache, dass Taiwan eine offene, lebendige Zivilgesellschaft ist, die auf den Werten von Demokratie, Freiheit, Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit aufgebaut wurde. Es ist liberal und respektvoll im Umgang mit Religion. Hier werden Diversität, Multikulturalismus und Gleichheit akzeptiert und selbstverständlich angenommen.

Eine offene Gesellschaft ist nie ruhig und harmonisch, sondern konfliktbehaftet. Stets konkurrieren Interessengruppen miteinander. Ähnlich sieht es bei der taiwanischen Gesellschaft bezüglich des Themas homosexuelle Ehe aus. Taiwans Verfassungsgericht hatte im Mai 2017 hinsichtlich der Homo-Ehe entschieden, dass das Ehe-Verbot für Homosexuelle rechtswidrig ist, und die Regierung beauftragt, ein entsprechendes Gesetz binnen zwei Jahren zu verabschieden. Taiwans Parlament hat im Mai 2019 einem entsprechenden Gesetz zugestimmt, obwohl sich die Gegner der Homo-Ehe in dem Referendum im November 2018 durchgesetzt hatten. Eine ganz ähnliche Situation wie in Großbritannien im Zusammenhang mit dem Kampf zwischen Abgeordneten und dem Volk über den Brexit.

Es ist keine Arroganz der Regierung gegenüber dem Willen des Volkes, sondern eine Auslösung durch das Machtverhältnis im Parlament. Taiwaner haben die Freiheit, sich durch Referenden für oder gegen etwas auszusprechen. Aber sie wissen, dass Demokratie in der Regel über Kompromisse funktioniert. Bisher haben wir noch nicht beobachten können, dass die Keimzelle der Gesellschaft in Deutschland durch die „Ehe für alle“ kaputtgegangen ist. 

Sie meinen, mit diesem vermeintlichen innenpolitischen Erfolg möchte Präsidentin Tsai die Isolation Taiwans überwinden. Doch daraus wird nichts. Wenn es so wäre, dann läge der Hauptgrund in der Zurückhaltung und „Selbstzwergung“ des Westens ge­genüber der Willkür Pekings und in Taiwans Errungenschaft, sie mit Doppelmoral zu beurteilen.

Es ist Taiwan gelungen, sich von einem autoritär geführten Entwicklungsland hin zu einer prosperierenden Demokratie zu transformieren. Im Zusammenhang mit der Entwicklung der Beziehungen zwischen Taiwan und China ist es erwähnenswert, dass sich nicht wegen, sondern trotz der ernsten Bedrohung durch KP-China in Taiwan eine Demokratie entwickelt hat. Deshalb ist es kein Widerspruch, keine Zugeständnisse unter der militärischen Bedrohung von KP-China zu machen und sich den Dämonen der vergangenen Diktatur unter Tschiang Kai-schek zu stellen. 

Weil Tschiang sich 1949 nach der Niederlage im Bürgerkrieg nach Taiwan absetzte, wurde er dort zum Diktator. Um seine Position im Inneren zu sichern und gleichzeitig kommunistische Invasion abzuwehren, führte die Nationale Volkspartei (Kuomintang) un­ter Tschiang als dem starken Mann ein autoritäres System ein. Vorgeblich im Namen der Eliminierung der kommunistischen Bedrohung wurden Unliebsame aus dem Weg geräumt. An diese Zeit des sogenannten Weißen Terrors erinnern sich viele ältere Taiwaner. Wer wissen möchte, wie die Aufarbeitung einer düsteren diktatorischen Vergangenheit aussehen könnte, sollte nach Taiwan fahren. 

Das Tiananmen-Massaker von 1989 ist in China bislang ein Tabu, die Erinnerung daran wird ausgelöscht. Die Regierung verhindert die Aufarbeitung der jüngeren Vergangenheit. Dies gilt für den „Großen Sprung nach vorn“, der 1957 bis 1961 bis zu 45 Millionen Menschen das Leben kostete. Erst recht gilt es für die Kulturrevolution, die China von 1966 bis 1976 in ein tödliches Chaos stürzte. Von Vergangenheitsbewältigung ist nur die Rede, wenn es darum geht, die 110 Jahre währende Demütigung seit dem Opiumkrieg durch ausländische Mächte zu überwinden. In Europa ist es mit erstaunlichem Erfolg gelungen, die unheilvolle Verknüpfung von Geschichte und Politik aufzulösen. Wir sind sicher, dass die historische Selbstkritik in Deutschland dazu viel beigetragen hat. Taiwan macht dem Riesen auf dem Festland vor, wie man erfolgreich Wunden der Geschichte heilt.

Mei-shu Lo, Generaldirektor Taipeh-Vertretung, Büro Hamburg






In Misskredit

Zu: „Deshalb haben wir das gemacht“ (Nr. 36)

Die Festrede des Ministerpräsidenten Armin Laschet aus dem Kalifat Nordrhein-Westfalen zum „Tag der Heimat“ hat mich tief verstört.

Wie kann der Festredner die Erwartung aussprechen, dass auch in den nächsten Jahren „Tage der Heimat“ begangen werden, wenn unser Land durch rechtswidrige Handlungen der regierenden Politiker, zu denen auch Herr Laschet gehört, mit kulturfremden Menschen überschwemmt wird? Ein Widerspruch par excellence und Beispiel für die Entfremdung der Politiker von der Wirklichkeit. Auch ohne selbst erlebte Vertreibung gibt es für mich seit der Grenzöffnung 2015 zunehmend keine Heimat mehr. Und so fühle ich mich mit Blick auf die Ergebnisse der Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen wohl nicht alleine.

Und die Einforderung des Festredners von Respekt für den „anderen, der hierherkommt und der eine schwierige Situation hat“, ist für mich eine Frechheit. Den Respekt fordere ich zuallererst von den „Schutzsuchenden“, für die ich als Steuerzahler auch noch mit aufzukommen habe, vor uns Deutschen ein. 

Es tut mir leid: Vor Messerstechern, Massenvergewaltigern, kriminellen Straßenräubern und Islamisten habe ich absolut keinen Respekt. Und das eingeforderte Zuhören und gemeinsame Sprechen überlasse ich gerne Herrn Laschet und denen, die diese Menschen gerufen haben und die für diese Missstände verantwortlich sind, und den Kirchen, den Gewerkschaften, „Flüchtlingsver­einen“ und den Arbeitgeberverbänden. Ihr schafft das doch wohl, oder doch nicht?

Und gerade die deutschen Heimatvertrieben haben es gezeigt, wie Menschen eine „schwierige Situation“ meistern können. Es hieß für sie, für Jahre die Ärmel aufzukrempeln und sich am Aufbau des verwüsteten deutschen Landes wirksam zu beteiligen und nicht in ein vom Krieg verschontes Land zu strömen, um dort ein angenehmes Leben auf anderer Leute Kosten zu führen. Schade, dass man den Erinnerungstag „Tag der Heimat“ durch einen falschen Festredner so in Misskredit bringen kann.

Karl Krugmann, Erfurt






In der Misere

Zu: Deutsche Wirtschaft auf der Kippe (Nr. 34) und: Autobauer in der Krise (Nr. 31)

Dass die DAX-notierten Firmen einschließlich der Deutschen Bank einen Abwärtstrend verzeichnen, bis hin zur Rezession, scheint die Regierung unbekümmert hinzunehmen. Es folgen Entlassungen, Kurzarbeit und Drosselung der Produktion, nur weil man beim Export ausgeruht, die Steigerung der Produktivität vernachlässigt, Fehler in der Führung gemacht, ein Stahlkartell verhindert und die Herausforderungen nicht ernst genommen hat. 

Dazu hat die Regierung Steuermehreinnahmen für soziale Wohltaten verteilt. Es kommt hinzu, dass der weltgrößte Chemiekonzern BASF sich nach China verlagert und es andere Industrie-Unternehmen dem gleichtun. Wenn dann noch der Präsident des BDI dummes Zeug erzählt und die AfD für den Abschwung verantwortlich macht, so haben wir die Misere.

Günter Algner, Berlin-Tempelhof






Grobe Unkenntnis

Zu: Rudolf Steiners und Emil Molts gemeinsames Baby (Nr. 36)

Der Artikel (zum Jubiläum der Waldorfschulen, d. Red.) ist nicht dazu angetan, die vielen Opfer und Verdienste der Waldorflehrer zu würdigen oder sich wenigstens dafür zu interessieren.

Die Unkenntnis, die in diesem Artikel zum Ausdruck kommt, hat mich zutiefst beschämt. Hat der Autor auch nur ein einziges Mal eine Waldorfschule betreten oder kennt er sie nur aus den Schriften der Gegner beziehungsweise eines Herrn Zander?

Wir können nach drei Generationen Waldorfschul-Erfahrung nicht die geringste Ähnlichkeit mit diesem Artikel erkennen. Ist es wirklich Zufall, dass sich die Schulen in 100 Jahren so verbreitet haben, völkerverständigend bis in die Türkei oder nach China und Japan?

An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen, heißt es. Lange bevor irgendjemand an „Bio“ und Umwelt auch nur gedacht hat, wurde durch den ach so verachteten und geschmähten Rudolf Steiner der landwirtschaftliche Kurs in Koberwitz gehalten, welcher die bio-dynamische Landwirtschaft begründete.

Wenn alle Artikel in Ihrer Zeitung so von Unkenntnis, Unsachlichkeit und Einseitigkeit triefen würden, dann hätte die Preußische Allgemeine keine große Zukunft mehr. 

Christiane und Peter Kahlert, Lörrach





Eine Verirrung

Zu: Rudolf Steiners und Emil Molts gemeinsames Baby (Nr. 36)

Der Beitrag über die Anthroposophie nach Rudolf Steiner und die Waldorfschulen lässt erkennen, dass der Autor beides nicht kennt. So findet er auch nicht zu ihrem Kern, der Erziehung zur Freiheit, und kann deren Bedeutung für unsere Zeit nicht würdigen. Was er im Einzelnen anführt, klingt naserümpfend und kopfschüttelnd, sodass man den Eindruck bekommt, dies sei mit Absicht so zusammengefügt.

Man fragt sich, wie informierend andere Beiträge sein mögen, wenn man in Fällen, wo man als Leser sachkundig ist, solche Verirrung bemerkt.

Guido Teutsch, Schwerin






Über den 1. September ist noch nicht das letzte Wort gesprochen

Zu: Dem Kriegsbeginn folgten schwere Massaker (Nr. 35)

Überall und in allen Variationen spricht man über die Schuld des deutschen Aggressors. Die Schuldsteigerung findet einen Höhepunkt im Auftreten des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier bei den Feierlichkeiten zum Gedenken an die Bombardierung von Wielun in Polen durch die deutsche Luftwaffe. Dort sprach er als Vertreter des deutschen Volkes und bat Polen in aller Demut um Vergebung für die an polnischen Menschen verübten Gräueltaten, die durch den „Überfall“ der deutschen Wehrmacht auf das friedliebende Polen erfolgt seien.

An diesem Tag wurde mit keinem Wort der völkerrechtswidrigen Vertreibung der 16 Millionen Deutschen aus ihrer angestammten Heimat gedacht. 

Unklar ist, aus welchem Grund dieser Bombenangriff stattgefunden hat. War dort etwa eine Kavallerie-Brigade gesichtet worden? Oder war es ein zufällig ausgewählter Ort, um Krankenhaus und Kirche zu zerstören? Dass Russland am 17. September 1939 auch in Polen eingefallen ist, wird nur beiläufig erwähnt. Die Verluste der polnischen Bevölkerung werden großzügig dem deutschen Schuldkonto zugerechnet.

Im ARD-„Presseclub“ dieses traditionsträchtigen Tages schreibt man auch noch die Ermordung von 20000 polnischen Offizieren und Teilen der polnischen Intelligenz dazu. Das war offensichtlich ein Hinweis auf die Verbrechen in Katyn, die jahrzehntelang von sowjetischer Seite den Deutschen angelastet worden waren. Doch mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden unter Gorbatschow 1990 gewisse Archive in Moskau geöffnet, die den Beweis erbrachten, dass der NKWD der Sowjetunion – vor dem Einmarsch deutscher Truppen in dieses Gebiet – 20000 bis 25000 polnische Offiziere und Mitglieder der polnischen Intelligenz massakriert hatte. Im „Presseclub“ ging man davon aus, dass zwar die polnischen Offiziere vom sowjetischen NKWD ermordet worden seien, dass jedoch die größere Schuld Deutschland zu käme, denn Deutschland wollte angeblich ja die ganze polnische Oberschicht ausrotten.

Eine weitere schwere Schuld wird den Deutschen durch die Zerstörung Warschaus angelastet. Unerwähnt bleibt dabei, dass Polen sich weigerte, Warschau als offene Stadt zu erklären, wie das mit Paris und Rom geschehen war, die nicht durch Kampfhandlungen zerstört worden sind.

Darf man heute noch etwas Positives über die Vergangenheit berichten? Nach dem Krieg wurde es den lizensierten Medien vorgeschrieben, dass sie nichts Negatives über die Siegermächte schreiben und sagen dürfen und nichts Positives über das besiegte Deutschland. Das ist stark verinnerlicht worden, und man hat den Eindruck, dass es heute immer noch Gültigkeit hat.

Wie weit ist es der Allgemeinheit bekannt, dass die polnischen Offiziere, die während des Polenfeldzuges in deutsche Gefangenschaft geraten waren, in zwölf Gefangenenlagern (Oflag) untergebracht waren? Dort hatten sie die Möglichkeit, unter polnischen Professoren, die aus anderen Kriegsgefangenenlagern zugeteilt wurden, wie auf einer Universität zu studieren und Examina abzulegen. In den entsprechenden Lagern wurden mit Hilfe des Roten Kreuzes Bibliotheken eingerichtet, die bis zu 25000 Bücher je Lager enthielten.

Wie ist dieses Verhalten in Einklang zu bringen mit dem angeb­lichen Wunsch der deutschen Führung, die polnische Intelligenz auszurotten? Wird es nicht allmählich Zeit, dass man die Wahrheit aussprechen darf, ohne gleich stigmatisiert zu werden?

Der 1. September ist ein Gedenktag, an dem Polen die schon mehrmals gestellte Forderung nach Reparationszahlungen wiederholt hat. Ist es da nicht an der Zeit, dass man offenlegt, wie es zu diesem Kriegsausbruch gekommen ist, den man allein Deutschland zur Last legt, indem man die Vorgeschichte einfach übergeht, verschweigt?

Es ist jedoch wichtig, sich zu erinnern, was dieser Katastrophe vorausgegangen ist. War Deutschland wirklich der Alleinschuldige? War es ein einvernehmliches Leben, nachdem Polen wieder ein selbstständiger Staat geworden war?

Wenn man sich die Entwick­lung Polens anschaut und mit Deutschland vergleicht, erkennt man einen gravierenden Unterschied. Deutschland hat durch den Krieg ein Drittel seines Staatsgebietes verloren, und 

16 Millionen Menschen, die dort lebten, sind aus ihrer angestammten Heimat vertrieben (nicht umgesiedelt worden, wie es verharmlosend klingen soll!), sondern auf sehr brutale Weise vertrieben worden. Zirka 2,5 Millionen sind dabei umgekommen. Dieser Völkermord, geschehen am eigenen Volk, ist dem Bundespräsidenten nicht einmal ein Wort des Erinnerns wert, geschwiege denn des Gedenkens.

Das Gegenteil ist der Fall. Durch sein demutsvolles Verhalten überträgt er alle Schuld auf seine Mitmenschen. Wie ein Damoklesschwert steht ein Schild über allen Köpfen: „Deutschland hat den Krieg mit seinem plötzlichen Überfall auf Polen angefangen und ist daher an allem Leid schuld, das dieser Krieg über die Welt gebracht hat.“ War es wirklich ein brutaler Überfall auf den ahnungslosen Nachbarn? Oder war die Situation nicht eine ganz andere?

Wenn man heute Schriften maßgeblicher US-Amerikaner liest, zum Beispiel von Louis Nizer „What to do with Germany“, so erfährt man, dass die Deutschen den Amerikanern als ein seit Urzeiten kriegslüsternes und räuberisches Volk dargestellt werden, das unbedingt vernichtet werden müsste.

Das war auch ganz im Sinne des damaligen britischen Premierministers Winston Churchill – wenn auch aus etwas anderer Sicht. Ihm ging es um die Vernichtung der erstarkenden deutschen Wirtschaftsmacht. Und der internationalen Finanzwelt gefiel es nicht, dass Hitler sich vom Dollar unabhängig machen wollte.

Wäre es nicht an der Zeit, um ein friedliches Zusammenleben zu erreichen, in Wahrheit über die damaligen Geschehnisse zu sprechen?

Inge Keller-Dommasch, Jonen/Schweiz