20.04.2024

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04.10.19 / Erste Schritte zur Vermeidung von Müll

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-19 vom 04. Oktober 2019

Erste Schritte zur Vermeidung von Müll
Christiane Rinser-Schrut

In einer Zeit, in der die Produktion von Plastik immer weiter steigt, entsteht immer auch eine Gegenbewegung. In diesem Fall ist es der Verzicht auf Müll. Der Ratgeber von Olga Witt „Ein Leben ohne Müll“ zeigt Wege auf, wie jeder Müll vermeiden kann. Da gibt es zum Einen die Möglichkeit, in den Nichtverpackungs-Läden einzukaufen. Zum anderen bietet sich jedoch eine Vielzahl von andern Müllvermeidungsmöglichkeiten. 

Schon das Buch selbst ist besonders. Es wurde nach dem „Cradle-to-Cradle-Verfahren“ produziert, bei dem nur gesundheitlich unbedenkliche Substanzen zum Einsatz kommen. Damit kann dieses Buchpapier zu 100 Prozent wiederverwertet werden, was bei herkömmlichem Altpapier nicht der Fall ist. Der Umschlag besteht aus 50 Prozent Wiesenkräutern, die anstatt 6000 Liter Wasser pro Tonne Holzzellstoff für die Produktion von Papier nur einen einzigen Liter Wasser benötigen. Natürlich wird das Buch unverpackt verkauft, um Müll zu vermeiden. Hier hat der ökologisch bewusste Leser ein gutes Gefühl, das allerdings nach den ersten Seiten schon wieder verschwindet. 

Der Sinneswandel der Autorin  benötigte erst einmal eine sechsmonatige Südostasien-Reise nach der Trennung von ihrem Partner. Vermutlich soll dieser Einblick in die Privatsphäre Witts nicht nur eine Beziehung zu den Lesern knüpfen, sondern auch zeigen, dass nicht jeder für die Müllvermeidung gemacht ist. Mittlerweile lebt die Autorin glücklich mit Mann und Kindern und so gut wie ohne Müll. Um nicht ungerecht zu wirken: Das Buch bietet tatsächlich viele Strategien, mit denen auf Müll verzichtet werden kann.

Zunächst erhält der Leser Einblick in das Thema Müll allgemein. Wo gibt es ihn, was ist Mikroplastik, wie wird Müll entsorgt? Am Ende steht natürlich der Appell, Müll zu vermeiden. Es  geht los mit der Verwendung von Mehrweg- anstatt Einwegprodukten: Keine Abschminktücher mehr, denn es gibt den Waschlappen, keine Papier-, sondern Stoffservietten. Ob man jedoch wirklich wieder zu Stofftaschentüchern zurückgreifen möchte, bleibt jedem selbst überlassen. Noch intimer ist der Verzicht auf Toilettenpapier. Stattdessen könnte man eine Handbrause benutzen.

Im nächsten Kapitel „Essen & Trinken“ geht es um Verpackungen mit diversen Exkursen zu den Themen Glas und Palmöl. Essig, Öl und Gewürze können in speziellen Geschäften in mitgebrachte Gefäße gefüllt werden. Es wird nicht verschwiegen, dass es nicht einfach ist, solche Geschäfte zu finden. Immer wieder wird der Leser darauf hingewiesen, dass Verpackungen aus Kunststoff nicht gesundheitsfördernd sind und so ein Verzicht auf Verpackung und damit Müll auch der Gesundheit zugutekommt.

Weitere Kapitel beschäftigen sich mit Lebensmittelverschwendung, Reinigungsmittel, Körperpflege mit etlichen Rezepten wie der Herstellung von Shampoo, Gesundheit, Kleidung und Texti-lien, Büro, Werbung im Briefkasten, dem Nutzkreislauf (Reparieren statt wegwerfen), wie man richtig entsorgt und dass auch das Umfeld eine wichtige Rolle spielt beim Müllvermeiden. 

Eines der letzten Kapitel zeigt dem Leser, wie man Feste müllfrei feiert – ohne Geschenkpapier zum Beispiel. Das letzte Kapitel vereint alle Argumente, die für eine Müllvermeidung sprechen, wobei die Betrachtung nicht einseitig ist. Zum Beispiel wird beim Thema Zeitsparen zuerst darauf hingewiesen, dass auf der einen Seite Zeit eingespart wird, auf der anderen jedoch, Stichpunkt Einkaufen, man viel mehr Zeit aufwenden muss, um die Produkte unverpackt zu erhalten.

Als Anhang findet der Leser eine Link-Sammlung für das Internet, und die Endnoten aus dem gesamten Buch sowie ein Register, mit dem schnell das gefunden werden kann, was den Leser in puncto Müllvermeidung besonders interessiert.

Dieser Ratgeber hinterlässt den motivierten Leser vielleicht etwas ernüchtert, weil nur ein Ansatz von Müllvermeidung in einem „normalen“ Umfeld mit der ganz normalen Zeitnot möglich ist, bietet aber dennoch einen Einstieg. Und ein bisschen weniger Müll macht schon einen Anfang.

Olga Witt: „Ein Leben ohne Müll. Mein Weg mit Zero Waste“, Tecum-Verlag, Baden-Baden 2019, broschiert, 269 Seiten, 20 Euro