26.04.2024

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04.10.19 / Mut zum Altwerden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-19 vom 04. Oktober 2019

Mut zum Altwerden
Dirk Klose

Älterwerden ist nichts für Feiglinge!“ Dieser Satz des Film- und Fernsehstars Joachim Fuchsberger ist fast schon zum geflügelten Wort geworden. Und da immer mehr Menschen in Deutschland älter und schließlich alt werden, ist die Aufforderung zu mehr Courage ja auch gar nicht so abwegig. Zahlreiche Bücher wollen dabei mittlerweile Hilfestellung leisten. Oft geht es über Gemeinplätze nicht hinaus oder man malt – wie etwa der frühere Nahost-Korrespondent Sven Papke – ein dunkles, melancholisch stimmendes Bild. 

Wenn jemand wie hier Josef Aldenhoff aus der Psychiatrie und Neurobiologie kommt, lange wissenschaftlich gearbeitet hat und heute Therapeut ist, schaut man genauer hin, was er zum Alter sagt, zumal ähnliche Bücher von ihm schon viel Zustimmung gefunden haben. Für Aldenhoff ist ganz klar: Mit dem Alter beginnt die „spannendste und interessanteste Lebensphase überhaupt!“ Warum? „Weil wir frei sind! Frei für neue Erfahrungen, frei, um Neues zu lernen, frei, das Leben neu zu genießen.“

Aldenhoffs Buch ist eine einzige Aufforderung, im Alter nicht in einen Ruhestand zu treten („Ruhestand ist nicht!“), sondern im Gegenteil beweglich zu sein im wahrsten Sinne des Wortes und sich geistig offen für Neues zu zeigen. Bewegung, so sagt er, müsse zur Grundlage des (neuen) Alltags werden, genauso regelmäßig und kontinuierlich wie Essen und Reinigung. Und Essen? Natürlich in Maßen, aber letztlich doch immer das, wovon man spürt, dass es einem bekommt und gut tut. 

Das alles ist sehr ausführlich und anschaulich geschrieben, in manchen Passagen auch ein biss-chen allzu locker nach dem Motto: Hoppla, jetzt fangen wir ein neues Leben an. Aber der Grundtenor ist richtig: Der Autor will Mut machen, dem Alter offen und in positiver Einstellung zu begegnen. Ernster wird er dann ohnehin, wenn es in der zweiten Buchhälfte um Krankheit und Tod geht. Es ist eine Binsenweisheit, vor der wir uns gleichwohl ständig zu drücken suchen, dass Krankheiten, Schmerz, Behinderungen und nötige Pflege irgendwann zunehmen werden, was den Autor übrigens zu einer bitteren Kritik an der Pflegesituation in Deutschland veranlasst. Am Ende dann ein sensibles Nachdenken über die letzten Lebensmomente; Aldenhoff setzt sehr auf die Hilfen der Palliativmedizin: „Das Tröstlichste überhaupt: die Patienten nicht alleine lassen.“

Ob das Buch – was es will! – Mut macht und Zuversicht gibt, hängt letztlich von Mentalität und Lebenssituation jedes Einzelnen ab. Ein Plädoyer ist es auf jeden Fall, sich nicht durch Ängstlichkeit und Unsicherheit das Leben zu vergällen. Aldenhoff zitiert den früheren Fernsehunterhalter Alfred Biolek. Auf die Frage, was für ein Verhältnis er zum Älterwerden habe, sagte dieser: „Ein entspanntes, es gibt ja keine Alternative“.

Josef Aldenhoff: „Bin ich schon alt oder wird das wieder? Älter werden für Ungeübte“, Bertelsmann Verlag, München 2018, gebunden, 330 Seiten, 20 Euro