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11.10.19 / Städte aus der Retorte / Nicht immer sind am Reißbrett geplante Idealstädte ideal

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-19 vom 11. Oktober 2019

Städte aus der Retorte
Nicht immer sind am Reißbrett geplante Idealstädte ideal

Am Reißbrett geplante Idealstädte haben immer wieder den Städtebau beeinflusst. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Konzept der Gartenstädte einflussreich. Ausgehend von Großbritannien, versuchte die Gartenstadt-Bewegung, Ansiedlungen zu schaffen, in denen Mensch und Natur in Harmonie leben konnten. Auch hierzulande wurden Gartenstädte gebaut, oft mit dem Ziel, Menschen aus beengten und maroden Wohnverhältnissen ein gesünderes Leben zu ermöglichen. 

Ein Beispiel dafür ist die Gartenstadt Berne in Hamburg. Sie entstand zwischen 1919 und 1932 in genossenschaftlicher Selbsthilfe. Einige Jahre später schlug der US-amerikanische Architekt Frank Lloyd Wright mit Broadacre City (Weite Stadt) ein Stadtkonzept vor, das mit technologischen Mitteln und organischer Architektur das Leben seiner Bewohner verbessern wollte. 

Dass Idealstädte in der Wirklichkeit nicht unbedingt ideal sein müssen, zeigt das Beispiel der brasilianischen Hauptstadt Brasilia. Brasilia folgte Leitbildern zur autogerechten Stadt und zur Trennung von Arbeiten und Wohnen. Aber es fehlte an bezahlbarem Wohnraum für Normalverdiener und Arbeiter, die sich in den umliegenden Satellitenstädten ansiedeln mussten. Heute ist Brasilia eine Millionenstadt; die Lebensqualität in der Stadt selbst ist hoch, die in den Vorstädten jedoch miserabel. 

In den USA errichteten nach dem Zweiten Weltkrieg private Investoren Planstädte wie Levitton und Reston, die aber der weißen Mittelschicht vorbehalten blieben und den Bewohnern zum Teil sehr strikte Vorgaben zur Grund­stücks­gestaltung machten. Das gilt auch für die 1994 vom Disney-Konzern erbauten Stadt Celebration, deren Architektur sich an 

historischen Städten wie Savannah orientiert. 

Songdo in Südkorea unweit von Seoul sollte als Vorbild für die Smart City dienen. Die Stadt bietet eine umfassende digitale Infrastruktur für fast alle Aspekte urbanen Lebens. Aber kaum jemand mag dort leben und arbeiten. Von 300000 Wohneinheiten ist nur ein Drittel besetzt, und Firmen zögern, sich dort anzusiedeln.F.L.