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11.10.19 / Grünes Licht / 2020 kommt die Ampel für Lebensmittel – Zur Pflicht wird sie nicht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-19 vom 11. Oktober 2019

Grünes Licht
2020 kommt die Ampel für Lebensmittel – Zur Pflicht wird sie nicht
H. Tews

Ampeln gibt es nicht mehr nur im Straßenverkehr. Seit vielen Jahren geben Verbraucherampeln auf Haushaltsgeräten eine Orientierung über die Energieeffizienz. Grün bedeutet gut, rot schlecht.

Eine ähnliche Ampelregelung soll es zukünftig auch für Lebensmittel geben. Von grün „A“ für gesund bis rot „E“ für besonders zucker-, salz- und fetthaltig reicht hier die fünfteilige Skala. Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöck­ner, will dieses Modell einer vereinfachten erweiterten Nährwertkennzeichnung in Deutschland einführen. 

Vorausgegangen war eine um­fassende, wissenschaftlich fundierte sowie – das wird extra betont – unabhängige Verbraucherforschung im Auftrag des Ministeriums. In deren Vorfeld hatte die Bundesministerin erst das Max-Rubner-Institut eine ernährungswissenschaftliche Analyse zahlreicher Modelle durchführen lassen und dann alle Beteiligten an einen Tisch geholt.

Gemeinsam mit den Koalitionsfraktionen, dem Bundesverband der Verbraucherzentralen und dem Lebensmittelverband Deutschland hatte Klöckner be­schlossen, welche Modelle genau in die Verbraucherforschung ge­geben werden, die eine europarechtliche Voraussetzung für die Notifizierung ist. Deren Ergebnis liegt nun vor. Einen entsprechenden Verordnungsentwurf will die Ministerin zeitnah vorlegen.

Das Rennen um die Nährwertkennzeichen hat jetzt das farbige Logo Nutri-Score gemacht, das bereits seit 2017 in Frankreich eingesetzt ist. Sie habe damit eine valide Entscheidung in einer Debatte getroffen, „die seit über einem Jahrzehnt sehr emotional – teils auch polarisierend – geführt wird“, teilte Klöckner mit. Tatsächlich hatten Verbraucherschützer schon im vergangenen Jahr die Ampelkennzeichnung gefordert, die von Klöckner damals noch abgelehnt wurde. Erst als einige Lebensmittelkonzerne wie Iglo und Danone Produkte freiwillig zu kennzeichnen begannen – das Milchprodukt „Fruchtzwerge erhielt ein grünes „B“ –, erfolgte ein Umdenken.

Damit kein Wildwuchs bei der Kennzeichnung entsteht, sollte so schnell wie möglich eine einheitliche Regelung geschaffen werden. „Der Wunsch der Verbraucher nach mehr Sicherheit und Transparenz beim Kauf von Le­bensmitteln – das zeigen die Er­gebnisse – ist groß. Für viele er­scheint es bisher schwer, beim Thema gesunde Ernährung vieles richtig zu machen und sich sicher bei der schnellen Kaufentscheidung zu fühlen“, sagte Klöckner.

Was die Ministerin als „Meilenstein in der Ernährungspolitik“ anpreist, hält der Bund für Le­bensmittelrecht und Lebensmittelkunde für nicht ausreichend. Kritisiert wird vor allem, dass die Kennzeichnung vorerst nur auf freiwilliger Basis der Konzerne erfolgen soll.