26.04.2024

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11.10.19 / Kampf ums Lesen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-19 vom 11. Oktober 2019

Kampf ums Lesen
Christiane Rinser-Schrut

Amy ist eine gute Schülerin, sie gibt keine Widerworte, ist immer bei der Sache und verbringt ihre Zeit am liebsten in der Schulbibliothek oder zu Hause mit ausgeliehenen Büchern. Das ändert sich, als ihr Lieblingsbuch mit einigen anderen Titeln aus dem Bestand entfernt wird. Hintergrund ist eine engagierte Mutter, die die Jugend, insbesondere ihren Sohn, vor der schlimmen Literatur bewahren will. Gewalt, Lügen, Schimpfwörter – alles ein Grund, Titel entfernen zu lassen. Aus dem schüchternen Mädchen entwickelt sich eine mutige, von Freunden unterstützte Kämpferin, die in ihrem Schulspind möglichst alle verbotenen Buchtitel sammelt und verleiht.

Das Kinderbuch „Amy und die geheime Bibliothek“ von Alan Gratz wird vom Verlag ab neun Jahren empfohlen, und das passt sehr gut. Mit neun können Kinder schon ihre eigene Welt erlesen, ihren Neigungen folgen und entscheiden, was sie lesen mögen und was nicht. Gratz ist in den USA ein gefeierter Autor von Kinder- und Jugendliteratur, und er spricht im Nachwort davon, dass in den Vereinigten Staaten jedes Jahr Hunderte von Beschwerden in Bibliotheken eingereicht werden und so Bücher aus den Regalen verschwinden. Es geht ihm um die Freiheit zu lesen. So wird aus seiner schüchternen Titelfigur eine mutige Kämpferin um die Freiheit des Lesens. 

Der Text ist spannend geschrieben, sehr unterhaltsam, oft aufwühlend und nie langweilig. Die einzelnen Kapitel sind jeweils nur wenige Seiten lang, sodass Kinder beim Lesen nicht entmutigt werden und dann eher ein zweites Kapitel noch lesen, als eines nicht auszulesen. Außerdem liefert dieser Text einen bemerkenswerten Kanon an Jugendliteratur gleich mit. Für jeden Bücherwurm zu empfehlen.

Alan Gratz: „Amy und die geheime Bibliothek“, Carl Hanser Verlag, München 2019, gebunden, 246 Seiten, 15 Euro