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18.10.19 / Straßenbahn ohne Fahrer / Konsortium um Siemens startet Zukunftsprojekt in Potsdam

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-19 vom 18. Oktober 2019

Straßenbahn ohne Fahrer
Konsortium um Siemens startet Zukunftsprojekt in Potsdam

Noch im Laufe des Oktobers startet ein Konsortium um Siemens Mobility und die ViP Verkehrsbetrieb Potsdam ein dreijähriges Projekt zur Entwicklung einer autonom fahrenden Straßenbahn. Nach Angaben von Siemens ist das Projekt namens „Astrid“ (Autonome Straßenbahn im Depot) darauf angelegt, ein vollautomatisiertes Straßenbahndepot zu entwickeln. Darin sollen sich die Fahrzeuge selbst steuern, damit beispielsweise personalintensive Rangierarbeiten automatisiert ablaufen können. Angedacht ist etwa, dass eine Tram künftig ohne Fahrer vom Abstellgleis in die Waschanlage und wieder zurück fährt. 

Siemens betrachtet ein derartig automatisiertes Betriebsdepot als „eine erste Stufe des autonomen Fahrens“ und will die Technik bereits mittelfristig auch kommerziell nutzbar machen. Sabrina Soussan, Vorstand von Siemens Mobility, spricht sogar vom „nächsten großen Meilenstein auf dem Weg zur autonom fahrenden Straßenbahn“. 

Ein Vorteil des Forschungsprojekts auf dem Betriebshof der Potsdamer Verkehrsbetriebe ist es, dass Erfahrungen unter realen Einsatzbedingungen gewonnen werden können, dies aber in einem abgegrenzten Bereich, ohne dass Fahrgäste gefährdet werden. Ein Vertreter der ViP Verkehrsbetrieb Potsdam dämpfte im vergangenen Jahr allerdings die Hoffnungen, dass die Computertrams schon bald auf den Straßen zum Einsatz kommen werden. 

Anlass für diese Einschätzung war eine Weltpremiere, die im Herbst 2018 in Potsdam stattfand. Dabei hatte Siemens eine Testfahrt mit der ersten autonom fahrenden Straßenbahn der Welt durchgeführt. Pressevertreter und ausgewählte Fachbesucher der Verkehrstechnikmesse Innotrans konnten dabei auf einem sechs Kilometer langen Teilstück des Potsdamer Straßenbahnnetzes erleben, wie fortgeschritten die Technik der Computertram bereits ist. 

Für den Testbetrieb hatte Siemens drei Straßenbahnwaggons mit Kameras, Sensoren und einem Rechnersystem ausgestattet. Diese „digitalen Augen“ sollen eine ständig Beobachtung der Fahrsituation ermöglichen. Mithilfe künstlicher Intelligenz prognostiziere ein solches Computersystem den weiteren Verlauf und löse erforderliche Reaktionen aus. Die Technik sei so programmiert, dass sie Hindernisse auf den Gleisen und Gefahrensituationen selbstständig erkennt und darauf reagiert.   N.H.