29.03.2024

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18.10.19 / Nach Pizza kommt Steak

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-19 vom 18. Oktober 2019

Nach Pizza kommt Steak
Christiane Rinser-Schrut

Kent Hahne ist nicht unbedingt als Gründer der Apeiron Restaurant und Retail Management GmbH, sondern als Mitbegründer der Pizzeria-Kette Vapiano bekannt. Im Februar 2019 folgte ein Krisenbericht dem nächsten; Umsatzziele wurden verfehlt, Aktienkurse brachen ein, eine zu schnelle Expansion (Vapiano-Filialen in 33 Ländern) wurden als Krisenursache angegeben. Wie gut, dass Hahne schon Jahre zuvor seine Anteile an und seine Restaurants der Marke verkauft hat. Mit seiner neuen Firma führt er nun die Systemgastronomieketten L’Osteria (Pizzeria), The Ash (American Steak House), Bullitt (Burger und Wings, übernimmt die Fleischreste des Steakhauses), und GinYuu. Bei der Marke GinYuu, was thailändisch so viel wie „einfach essen, leicht leben“ heißt, läuft es nicht so gut. Das liegt nach eigenen Angaben daran, dass die Kunden im mittleren Preissegment noch nicht an die asiatische Küche gewöhnt seien. Die Zeit der Selbstbedienungsgastronomie sei vorbei; das war wohl die bittere Lehre der Vapiano-Krise. So wird nun an dieser Schraube bei dem Asia-Restaurant gedreht, von der es bislang nur zwei laufende Filialen gibt. Eine wurde nach kurzer Zeit wieder geschlossen, Mietverträge für geplante vorzeitig gekündigt. Wie gut, dass die relativ neue Marke „The Ash“ läuft. Steaks, Steaks und nochmals Steaks – ob da wohl die Klimabilanz stimmt? 

Erst vor Kurzem wurde das achte Steakhouse in Bochum eröffnet. Viel Platz, ein zentral platzierter Lavagrill, eine meterhohe lange Theke mit allem, was zu Fleisch schmeckt und Hochtische – das sind die Erkennungsmerkmale dieser Systemgastronomiekette. Essen soll zum Erlebnis werden.

Wo ist nur die Zeit geblieben, in der es hieß: „Wir gehen heute zu Renate essen“ und meinte damit, die gutbürgerliche deutsche Küche zwei Straßen weiter? Nach einer wissenschaftlichen Untersuchung der Carlson School of Management liegt Deutschland bei der Liste der Anteile von Restaurants mit einheimischer Küche auf dem letzten Platz. Auch weltweit belegt die deutsche Küche nur Platz zwölf von 20 der beliebtesten kulinarischen Richtungen. Systemgastronomie, angefangen bei McDonalds über Pizza- und Asia-Imbisse bis hin zu hochwertigeren Restaurantketten sprießt hingegen wie Pilze aus dem Boden. Hier weiß der Kunde schon vor seiner Bestellung, wie das Essen schmecken wird, und dabei ist es egal, ob er sich in Deutschland oder in England befindet. Gastronome mit nur einem Lokal können bei den Preisen kaum mithalten und verlieren viel zu häufig den Kampf gegen die Einheitsküche. Dabei geht nicht nur der individuelle Geschmack  und ein Stück Kultur verloren, auch das persönliche Gespräch mit dem Wirt und die Erfüllung von ganz eigenen Wünschen bleibt auf der Strecke. Da sag ich nur: „Mahlzeit!“