Es war eigentlich eine perfekte Künstler-Symbiose: Der Komponist Robert Schumann und seine als Pianistin auftretende Ehefrau Clara befruchteten sich zu Lebzeiten gegenseitig. Während Clara nach ihrem Tod beinahe in Vergessenheit geriet, strahlte der Stern ihres Mannes umso heller. In Leipzig, wo Clara Schumann geborene Wieck am 13. September 1819 geboren wurde (siehe PAZ vom 13. September), sorgt man im Stadtgeschichtlichen Museum für eine Art Wiedergutmachung.
Unter dem Titel „Frauenliebe & Leben. Clara Schumann zum
200. Geburtstag“ zeigt man dort eine das Jubiläumsjahr abschließende Ausstellung, in der die Künstlerin und die Persönlichkeit Clara Schumann gewürdigt werden. Das Besondere hierbei: Die Besucher können selbst andere Gäste zu einem Kurzkonzert am Klavier einladen.
In den drei Themenbereichen „Das Leipziger Wunderkind“, „Die große Liebe“ und „Frauenleben“ zeigt die Ausstellung, wie und um welchen Preis es Clara Schumann gelang, ihre Pianistinnenkarriere zu verfolgen. Nach ihrer Hochzeit wusste sie ihre künstlerischen Ideale mit großer Leidenschaft und Arbeitsdisziplin sowie Selbstbehauptung und Familiensinn zu verbinden. Sie war damit eine Ausnahme in der männerdominierten Gesellschaft des Biedermeiers. Konfliktfrei verlief das alles nicht: Liebe, Erschöpfung, Rivalität zwischen den Eheleuten, Schicksalsschläge, Genie und Wahnsinn gehören zum Bild dieses Star-Künstler-Liebespaars der Romantik.
Clara Schumanns Lebenselixier war und blieb dabei das Klavier. Es steht im Mittelpunkt der Ausstellung: Ein moderner Flügel, der die Präsenz des Klaviers im Leben Clara Schumanns und die Aura eines Konzertpodiums andeutet – und der auch von den Besuchern zum Klingen gebracht werden darf. Flankiert wird er von einem historischen Tafelklavier aus Leipziger Fabrikation. Eine Auswahl von Clara-Schumann-Exponaten aus den Sammlungen des Stadtgeschichtlichen Museums, intime Briefe, Porträts, Dokumente und plastische Bildwerke, sowie eine Film- und Hörstation ergänzen das Arrangement.
Von ihrem Vater Friedrich Wieck hervorragend ausgebildet und zu professioneller Selbstständigkeit erzogen, reifte sie früh zur Starpianistin, Komponistin und geschätzten Lehrerin. Zu Lebzeiten künstlerisch erfolgreicher als ihr Mann, sorgte sie über Jahre für den gemeinsamen Lebensstandard und die mit acht Kindern rasch gewachsene Familie. Von diesem unermüdlichen Tätigsein zwischen Auftritt, Unterricht, Konzertorganisation und Alltagsbewältigung erzählen die Bühnenprogramme, Bilder und Briefzeugnisse dieser Ausstellung. Zu erleben ist eine moderne Karrierefrau, die Kind und Kegel unter einen Hut brachte.
Haus Böttchergäßchen, Böttchergäßchen 3, 04109 Leipzig, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, Eintritt: 5 Euro, freier Eintritt an jedem ersten Mittwoch im Monat. Internet: www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de