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18.10.19 / Von Psychopathen geführt / Persönlichkeitsstörungen sind bei der politischen Karriere oft sogar hilfreich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-19 vom 18. Oktober 2019

Von Psychopathen geführt
Persönlichkeitsstörungen sind bei der politischen Karriere oft sogar hilfreich
Dirk Pelster

Wenn von Psychopathen in der Politik die Rede ist, dann fallen meistens die Namen von historischen Personen, wie Mao, Stalin oder Hitler. Derartige Darstellungen sollen zu dem Schluss führen, Menschen mit Persönlichkeitsstörungen könnten sich nur in autoritär oder totalitär organisierten Gesellschaften ihren Weg zu den Schalthebeln der Macht bahnen, wohingegen man in einer Demokratie vor solchen Gefahren schon ganz grundsätzlich gefeit sei. Doch dies ist eine Fehlannahme. 

Aus der psychologischen Forschung ist seit Langem bekannt, dass sich Personen mit krankhaften psychischen Auffälligkeiten überdurchschnittlich häufig in Führungspositionen wiederfinden. Persönlichkeitsstörungen, wie Narzissmus, Pseudologismus oder Empathielosigkeit gelten unter einzelnen Forschern gar als Erfolgsfaktor für den Aufstieg an die Spitze eines Unternehmens. 

Während in der Normalbevölkerung nur rund vier Prozent der Menschen psychopathische Verhaltensmuster zeigen, gehen Wissenschaftler davon aus, dass der Anteil bei Führungskräften drei- bis viermal so hoch liegt. Zwar existieren bislang keine eingehenderen Forschungen zur Verteilung von psychischen Auffälligkeiten unter Politikern, es gibt jedoch keine ernstzunehmenden Gründe, die gegen die Annahme sprechen, dass das politische Spitzenpersonal in unserem Land nicht in einem ähnlichen Maß von Psychopathen durchsetzt ist, wie dies auch bei Unternehmensführungen der Fall ist. 

Das Umfeld, in dem Politiker und Manager heute arbeiten, kann psychopathologische Auffälligkeiten dabei durchaus bestärken. Es ist geprägt durch häufige Veränderungen, die letztlich auch soziale Normen betreffen. Dies führt zu einer Vielzahl von höchst unterschiedlichen Erwartungen, die an politische Verantwortungsträger herangetragen werden. Anders als in früheren Tagen werden die gewählten Amtsträger an der Spitze des Staates auch nicht mehr automatisch als Respektspersonen wahrgenommen. 

Wer morgens im Parlament den knallharten Kriminalitätsbekämpfer, nachmittags im Kabinett den ausgleichenden Taktierer und abends bei Markus Lanz den gefühlvollen Landesvater mimen muss, der hat nicht selten Schwierigkeiten, eine stabile Rollenidentität zu finden. Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung fällt die Erbringung dieser Anpassungsleistung leichter. 

Sie kompensieren die unterschiedlichen an sie gestellten Erwartungen schlichtweg damit, dass sie sich ein grandioses Selbstbild herbeiphantasieren. Positive Effekte schreiben sie ausschließlich ihrer eigenen Leistung zu, wohingegen die Beiträge anderer Akteure geleugnet oder kleingeredet werden. Meist umgeben sie sich mit einer Kamarilla von Mitarbeitern, die ihnen bedingungslose Loyalität erweist und ihre Entscheidungen nicht infrage stellt. Dies führt zu einer verzerrten Realitätswahrnehmung und nicht selten dazu, dass Narzissten Entscheidungen mit erheblichem Risiko und fatalen Konsequenzen treffen. 

Doch auch Menschen mit einer dissozialen Persönlichkeitsstörung werden von Führungspositionen angezogen. Sie zeichnen sich aus durch fehlendes Verantwortungsgefühl, einen übersteigerten Machtdrang, oberflächlichen Charme und überzogenes Selbstvertrauen. Ihre Mitmenschen manipulieren sie, ohne jedoch tiefgehende Beziehungen zu ihnen begründen zu können. 

Es ist unschwer zu erkennen, dass solche Eigenschaften im politischen Alltagsgeschäft einen Wettbewerbsvorteil darstellen können, doch im Zentrum des Handelns von Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung steht nicht das Allgemeinwohl, sondern die Erzielung eines psychischen Spielgewinns.