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18.10.19 / Die zweite Marienburg / Polen wollen das Johanniterschloss in Sonnenburg retten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-19 vom 18. Oktober 2019

Die zweite Marienburg
Polen wollen das Johanniterschloss in Sonnenburg retten
Chris W. Wagner

Sonnenburg [Slonsk] bei Zielenzig [Sulecin] gehörte zur Neumark und liegt 14 Kilometer von Küstrin im Warthebruch-Naturschutzgebiet. Geschichte und Entwicklung der Neumark wurden wesentlich durch den Johanniterorden bestimmt, der hier seit dem frühen 14. Jahrhundert ansässig war.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg und zu Zeiten des Johanniter-Herrenmeisters Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen gelangte Sonnenburg zu seiner Blütezeit. „Das Kurfürstentum Brandenburg verdankt ihm wesentliche Impulse zur Besiedelung, zur Landschaftsgestaltung und zur Durchsetzung der Religionsfreiheit. Das geflügelte Wort über Potsdam: „...dass gantze Eyland mus ein paradis werden“, so erläutert die Internetseite der Johanniter, stamme von ihm aus dem Jahre 1664. In Sonnenburg ließ Johann Moritz von Nassau-Siegen die Kirche restaurieren und ein neues Ordensschloss erbauen, das er weitgehend aus der eigenen Schatulle finanzierte. Das Schloss blieb bis 1945 im Eigentum des Johanniterordens. „Im 19. Jahrhundert befand sich im Schloss ein Archiv und Museum der Geschichte der Johanniter. Nach Kriegsende verfiel das Johanniterschloss zunehmend, bis es 1975 abbrannte und heute als Ruine dasteht“, bedauert Zbigniew Bodnar von Radio Zachod (Radio des Westens). Doch hofft er auf ein Licht am Ende des Tunnels.

Seit etwa sechs Jahren macht sich der Sonnenburger Gemeindevorsteher (Bürgermeister) Janusz Krzyskow für einen Wiederaufbau der Schlossruine stark. Die vielen Anträge, die er im polnischen Kultusministerium stellte, wurden immer mit der Begründung abgelehnt, es fehle das Geld dafür. „Nun bekam ich die Information vom Denkmalschutz, dass eine Sicherung des Gemäuers finanziert wird, um dieses wenigstens vor dem Zusammenfall zu bewahren“, so der in Landsberg an der Warthe [Gorzow Wlkp.] geborene Kommunalpolitiker Krzyskow. Der Durchbruch kam dank der Unterstützung des Johanniterordens Berlin-Brandenburg. „Sie haben gesehen, dass wir gewillt sind, die Ruine wiederaufzubauen, und ich hoffe, dass wir dem Schloss gemeinsam zu alten Glanze verhelfen“, so Krzyskow.

Bei einer Konferenz in Berlin wurde die Wiederaufbauidee in ein grenzübergreifendes Projekt gefasst und ein entsprechender Antrag an die Europäische Union gestellt. Prompt wurden etwa 500000 Euro bewilligt. „Nach unseren Berechnungen könnten wir dafür die Mauern sichern, das Innere des Schlosses säubern sowie die Fensteröffnungen und das Dach sichern“, versichert der Gemeindevorsteher. Mitte des kommenden Jahres möchten Krzyskow mit den Sicherungsarbeiten fertig sein.

Einer, der sich für den Wiederaufbau des Schlosses in Sonnenburg ebenso starkmacht, ist Pastor Axel Luther, Leiter des Arbeitskreises Sonnenburg. Zusammen mit dem Verein der Freunde von Sonnenburg „Unitis Viribus“ organisierte der Johanniter bereits 2015 in der heute katholischen Kirche, die nach dem Krieg der Tschenstochauer Mutter Gottes gewidmet wurde, ein Benefizkonzert zugunsten der Kirchenorgel. Diese Woche erwartete Gemeindevorsteher Krzyskow eine Delegation des Johanniterordens aus Berlin zwecks weiterer Gespräche und Sanierungsplanungen.

Sonnenburg soll durch das Johanniterschloss eine touristische Attraktion bekommen, denn schließlich bedeutete das Schloss den Johannitern genauso viel, wie die Marienburg den Kreuzrittern, meint Krzyskow.