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18.10.19 / Zu Gast im Wald / Beim Pilzsammeln im Herbst Rücksicht nehmen auf die Wildtiere

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-19 vom 18. Oktober 2019

Zu Gast im Wald
Beim Pilzsammeln im Herbst Rücksicht nehmen auf die Wildtiere
H. Tews

Der Wald bietet im Herbst ein reiches Angebot an Speisepilzen wie Pfifferlinge, Steinpilze und Maronen. Dabei heißt es beim Sammeln aber Vorsicht walten zu lassen und Rücksicht zu nehmen. Und zwar Vorsicht vor giftigen Pilzen und Rücksicht auf Wildtiere.

Seit etwa Ende September bereiten sich viele Wildtiere auf den Winter vor und bauen Fettreserven auf. Dichtes Unterholz und ausgewiesene Wildruhezonen sind wichtige Rückzugsorte für Reh, Wildschwein und zahlreiche andere Tiere. Sie sollten ebenso wenig betreten werden wie un­übersichtliche Dickungen, etwa aus Brombeeren oder jungen Bäumen. 

Für ein harmonisches Miteinander sollten Pilz- und Beerensammler ihre Leidenschaft nicht in der Dämmerung und nachts ausleben – zum Schutz der Wildtiere. „Wer möchte schon im Wohn- oder Schlafzimmer von ungebetenen Gästen überrascht werden?“, sagt der Präsident des Deutschen Jagdverbands (DJV), Volker Böhning.

Der DJV bittet Waldbesucher daher, sich rücksichtsvoll und umsichtig zu verhalten. Denn eines sollten Pilzsammler immer beherzigen: dass der Wald das Wohnzimmer vieler Wildtiere, der Waldbesucher hingegen dort nur zu Gast ist.

Im Sinne der Nachhaltigkeit sollten Sammler außerdem nur so viele Pilze mitnehmen, wie sie am selben Tag verwerten können. Das Bundesnaturschutzgesetz schreibt ausdrücklich vor, dass jedermann Früchte des Waldes und Pilze für den eigenen Gebrauch in kleinen Mengen sammeln darf, sofern ein Gebiet nicht einem Betretungsverbot unterliegt. Einzelheiten regeln die Länder. 

Im eigenen Sinne sollte man es mit dem Sammeln nicht übertreiben, denn die Haltbarkeit von Pilzen in Kühlschrank oder Keller ist auf ein bis zwei Tage begrenzt. Zum Sammeln eignen sich am besten klassische Pilzkörbchen aus Holzgeflecht. Tüten oder Gefäße aus Kunststoff sind nicht empfehlenswert – das gilt auch für die Aufbewahrung. Die Pilze drohen darin schnell zu faulen.

Pilze lassen sich für bis zu sechs Monate einfrieren. Sie zu trocknen ist gut fürs Aroma. Das geht zum Beispiel im Backofen. Danach sollte man die dünnen Scheiben in einem luftdichten Gefäß aufbewahren. Waldpilze sind übrigens hervorragende Begleiter für Wildgerichte. Entsprechende herbstliche Rezeptideen gibt es im Internet auf der Seite www.wild-auf-wild.de.

Einige heimische Speisepilze haben übrigens giftige Doppelgänger. Im Allgemeinen gilt beim Pilzesammeln die goldene Grundregel: nur das ernten, was man hundertprozentig kennt beziehungsweise bestimmen kann. Anfängern empfiehlt sich die Teilnahme an Pilzexkursionen. Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V. in Frankfurt am Main  bietet eine Pilzberatung an und vermittelt außerdem Pilzsachverständige aus der Region. Sie überprüfen Pilze auf Essbarkeit (Internet: www.dgfm-ev.de).

Pilz des Jahres 2019 ist übrigens der Grüne Knollenblätterpilz. Er ähnelt dem Champignon, ist aber nicht zum Verzehr geeignet, da er hochgiftig ist. Diesem Pilz sollen schon berühmte Personen wie  Papst Clemens VII. oder der römisch-deutsche Kaiser Karl VI. zum Opfer gefallen sein. Inzwischen steht schon der Pilz des Jahres 2020 fest: Es ist die Gemeine Stinkmorchel.