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25.10.19 / Beliebter als seine Partei / Angeblich 65 Prozent Zustimmung zu Thüringens Ministerpräsident

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-19 vom 25. Oktober 2019

Beliebter als seine Partei
Angeblich 65 Prozent Zustimmung zu Thüringens Ministerpräsident

Am Sonntag wählt Thüringen ein neues Landesparlament. Den letzten Umfragen zufolge lag die Linkspartei mit Bodo Ramelow klar vorne. Der Ministerpräsident ist in der Bevölkerung beliebter als in seiner eigenen Partei. 

Als der 63-Jährige vor fünf Jahren seinen Amtseid im Thüringer Landtag ablegte, startete Deutschlands erste rot-rot-grüne Landesregierung mit dem ersten Ministerpräsidenten der Linken. Dem Bündnis wurde ein schnelles Ende vorhergesagt, hatte es doch nur eine Stimme Mehrheit im Landtag. Das Dreierbündnis stellt sich am 27. Oktober zur Wiederwahl, und es hat realistische Chancen, im Amt zu bleiben, was ausschließlich am Landesvater liegt. „Wir sind ein konservatives Land mit einem linken Ministerpräsidenten“, sagt er und gibt sich optimistisch: „Die Umfragewerte zeigen in die richtige Richtung. Ich strebe Rot-Rot-Grün an.“ Auf knapp 30 Prozent kam seine Partei zuletzt in den Umfragen. Gemeinsam mit SPD und Grünen, die unterhalb der Zehn-Prozent-Marke liegen, könnte es dann reichen, sollte die FDP den Einzug ins Parlament verfehlen. 

1990 kam Ramelow als Gewerkschafter aus dem Westen nach Thüringen und ist nicht mehr gegangen. Früher trug er einen Knopf im Ohr, hatte eine extravagante Frisur und kultivierte eine gewisse Schnodderigkeit. Irgendwann habe ihn seine Frau gebeten, erwachsen zu werden, erzählte er während des Wahlkampfs. Der Ministerpräsident ist deutlich beliebter als seine Partei. Angeblich sind 65 Prozent der Thüringer mit seiner Arbeit zufrieden. Laut einer Umfrage ist Thüringens Regierungschef einer der fünf beliebtesten Ministerpräsidenten in Deutschland. Während des Wahlkampfs präsentierte er sich als gelassener Landesvater. In Sachsen und in Brandenburg hätten sich alle Parteien zu stark auf die AfD verkrampft, erklärt er. „Ich habe keine Lust, meine Politik über die AfD zu definieren“, sagt Ramelow. Dem AfD-Spitzenkandidaten Björn Höcke den Handschlag zu verweigern, kommt für ihn nicht in Frage. „Selbstverständlich, ich mache ihn doch nicht zum Helden. So viel Höflichkeit gestatte ich mir.“

Ramelow ist einer der belieb-

testen Politiker der Linkspartei, aber nicht unbedingt in der Linkspartei. In Sachen Abschiebungen liegt der Freistaat bundesweit prozentual im Vorderfeld, obwohl die Linkspartei ein generelles Abschiebeverbot fordert. Und auch in Sachen Klimapolitik liegt der 63-Jährige mit vielen seiner Parteifreunde über Kreuz. Kürzlich ärgerte sich Ramelow in der „Bild am Sonntag“ über die Forderung der Linken nach einem Kohleausstieg 2030. „Man kann viel beschließen und fordern. Aber wenn man nicht sagt, wie es am Ende gehen soll, dann bietet man keine Lösungen.“

Lösungen hat sein Regierungsbündnis einige gefunden. Zwar wurde eine groß angekündigte Gebietsreform vermasselt, aber in Sachen wirtschaftlicher Entwick­lung und Arbeitslosigkeit geht es aufwärts. „Wir stehen ganz ordentlich da“, sagt Ramelow und verteilt Nadelstiche in Richtung seiner Parteifreunde. Auf seinen Wahlplakaten sucht man vergeblich nach einem Logo der Linken. „Ich will daran gemessen werden, was wir praktisch gemacht haben“, sagt er, „nicht an irgendetwas, was auf Parteitagen beredet wurde.“ Die Zeichen stehen gut, dass diese Masche am Sonntag ziehen wird.P.E.