20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
25.10.19 / »Aushandlungsprozess« / Wie sich Foroutan die »postmigrantische Gesellschaft« vorstellt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-19 vom 25. Oktober 2019

»Aushandlungsprozess«
Wie sich Foroutan die »postmigrantische Gesellschaft« vorstellt
Erik Lommatzsch

In einem Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ hat Naika Foroutan, Professorin für Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik an der Humboldt-Universität, die „postmigrantische Gesellschaft“ erklärt. Ihre Ausführungen sind überschrieben mit: „Wir können sagen: Wer in Deutschland wohnt, ist Deutscher.“ 

In diesem Sinne folgt eine Reihe von Aussagen. So stelle sich in der „postmigrantischen Gesellschaft“ etwa die Frage: „Wer hat das Gefühl, bei diesem Aushandlungsprozess zur Gestaltung der pluralen Demokratie in den Hintergrund zu geraten?“ Dass sich Deutschland in einem „Aushandlungsprozess“ befindet, scheint festzustehen. Foroutan führt Artikel 3 des Grundgesetzes – Gleichheit vor dem Gesetz – an: „Dieses Versprechen gilt für alle Bürgerinnen und Bürger in Deutschland … Also auch für Migranten!“ 

Mit neuen Erkenntnissen zur Geschichte weiß die Wissenschaftlerin zu überraschen. Deutschland sei „nicht erst durch die Migrationsfrage plural geworden“. Dies sei es schon immer gewesen, sofern man nicht „den Homogenitätswahn der Nazis“ zugrunde lege. Deutschland, so Foroutan, „entstand aus 39 Fürstentümern. Die waren multireligiös, multisprachlich und multikulturell.“ Als historischer Gewährsmann für die Aussage, dass jeder, der hier wohnt, Deutscher sei, dient ihr ausgerechnet der 1848er-Abgeordnete Wilhelm Jordan – der seinerzeit von der „Überlegenheit des deutschen Stammes gegen die meisten slawischen Stämme“ sprach. Dies hat Foroutan offenbar übersehen.

Die Professorin führt weiter aus, dass „Fragen um Rechte, Positionen und Privilegien“ nicht nur Immigranten beträfen. „Ostdeutsche, Arbeiter, Landbewohner, Frauen etc.“, sie alle diskutierten sie gerade. Die „Ostdeutschen“ sieht Foroutan gern in einer ähnlichen Position wie die Immigranten. Die „obsessive Vorstellung, dass die zentralen Konflikte unserer Gesellschaft durch Migration hereingetragen würden“, will sie hinterfragen. Foroutan betont, „dass Migranten – völlig zu Recht – die gleichen Rechte einfordern wie die Etablierten“.

2001 habe die „Süssmuth-Kommission“ festgestellt: „Deutschland ist faktisch ein Einwanderungsland“. Damit sei die Politik „endlich in der Wirklichkeit angekommen“. Foroutan unterstreicht abermals: „Postmigrantische Gesellschaften sind Aushandlungsgesellschaften, da wird um Positionen und Privilegien gerungen … Die ehemals andere Seite ist nun mittendrin und will dazugehören.“ 

Integration sei nicht Bringschuld der Zugereisten, sondern „dauernde Arbeit einer Gesellschaft“. Zudem meint Foroutan, „wir reden zu viel von Migranten. Wir haben nicht verstanden, dass es um Demokratie geht.“ 

Online abrufbar ist das Interview mit dem Datum des 3. Oktober, dem „Tag der Deutschen Einheit“. Dem Duktus des Gesagten folgend, sollte man hinzufügen: seit 1997 in Deutschland zugleich „Tag der offenen Moschee“. Die „Frankfurter Rundschau“-Redaktion hat die Kommentarfunktion für diesen Beitrag abgeschaltet.