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25.10.19 / Jahrestag des Ehrengastes / Vor einem Jahr entschuldigte sich Norwegen bei seinen »Deutschenmädchen«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-19 vom 25. Oktober 2019

Jahrestag des Ehrengastes
Vor einem Jahr entschuldigte sich Norwegen bei seinen »Deutschenmädchen«
Thomas Wyrwoll

Vor einem Jahr hat sich die Regierung des Ehrengastes der diesjährigen Frankfurter Buchmesse erstmals für das Verhalten ihres Landes gegenüber all jenen Frauen entschuldigt, die während der Zeit des Zweiten Weltkrieges ein Verhältnis mit deutschen Soldaten unterhielten. 

Diese sogenannten Tyskerjenter (Deutschenmädchen) oder Tyskertøser (Deutschenflittchen) wurden bis in die jüngste Zeit in Norwegen übel behandelt. Am 16. Oktober 2018 entschuldigte sich erstmals eine norwegische Regierung formal für das unsägliche Handeln ihrer Vorgänger. 

Eine persönliche Bitte um Entschuldigung formulierte zwar bereits 1998 der damalige christdemokratische Ministerpräsident Kjell Magne Bondevik und wiederholte sie auch in seiner Neujahrsansprache vom 1. Januar 2000, aber dies war kein Akt im Namen von Staat und Regierung. 

Nun erklärte die seit 2013 im Amt befindliche Ministerpräsidentin Erna Solberg von der konservativen Partei Høyre (Rechte), die Behörden hätten lange Zeit zu ihrer persönlichen Enttäuschung „entgegen den Grundprinzipien des Rechtsstaates“ gehandelt. Die Frauen wären damals ganz einfach in die deutschen Soldaten verliebt gewesen und seien dafür „ohne Gesetz und Urteil“ verhaftet, ihrer Staatsbürgerschaft beraubt und außer Landes deportiert worden. Eine solche unwürdige Behandlung habe keine von ihnen verdient. Wörtlich sagte sie: „Die Behandlung dieser Frauen entsprach nicht einmal den grundlegendsten Regeln eines Rechtsstaats. Aus diesem Grund entschuldige ich mich heute im Namen der Regierung dafür, wie die norwegischen Behörden Mädchen und Frauen behandelt haben, die während des Zweiten Weltkriegs eine Beziehung zu deutschen Soldaten hatten.“

Das Deutsche Reich hatte 1940 das nominell neutrale Norwegen besetzt, nachdem die britische Marine dort begonnen hatte, die für Berlin kriegswirtschaftlich unverzichtbaren Lieferungen schwedischen Eisenerzes zu unterbinden. 

Während der folgenden fünf Jahre waren zahlreiche deutsche Soldaten im Lande stationiert, die rasch ein durchweg gutes Verhältnis zur einheimischen Bevölkerung aufbauten. Dabei begannen wohl mindestens 100000 Norwegerinnen – über fünf Prozent der gesamten weiblichen Bevölkerung – ein Liebesverhältnis oder schlossen gar eine Ehe mit einem dieser Männer, von denen sich viele nach dem Ende des Krieges in Norwegen niederlassen wollten. 

Durch das lange Zeit geltende Heiratsverbot sahen sich viele dieser Paare gezwungen, auf die Erfüllung ihres Ehewunsches während des Krieges zu verzichten, sodass ohne Frage auch bei einem Großteil der unverheirateten Paare von durchaus ernsthaften Beziehungen auszugehen ist. Hierfür spricht auch die relativ hohe Zahl der aus diesen Beziehungen hervorgegangenen Kinder, von denen es wohl mehrere Zehntausend gegeben haben dürfte.

Für die meisten der direkt betroffenen Frauen kommt die Entschuldigung zu spät. Die allerjüngsten von ihnen wären inzwischen um die 90 Jahre alt, und nur die wenigsten dürften aufgrund ihres damaligen Schick­sals ein solches Alter erreicht haben. Allerdings werden ihre Familien diesen Schritt zu schätzen wissen – ebenso wie Deutsche, deren Soldaten auf diese Weise indirekt eine Ehrenerklärung erhielten.