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25.10.19 / Amtsverlust

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-19 vom 25. Oktober 2019

Amtsverlust
Erik Lommatzsch

Bereits nach einem Drittel seiner zwölfjährigen Amtszeit hat der sächsische Landesbischof Carsten Rentzing am 11. Oktober seinen Rücktritt angekündigt. Der nicht nur theologisch als konservativ geltende Kirchenmann stand von Anfang an in der Kritik, war aber nach Kräften bemüht, das von ihm existente Bild aufzuweichen. So beteiligte er sich an einer Lichterkette gegen Pegida beziehungsweise den Leipziger Ableger Legida und begrüßte die „Fridays for Future“-Initiative. Eine direkte Stellungnahme gegen die AfD gab es zwar nicht, allerdings veröffentlichte seine Landeskirche eine eindeutige „Orientierungshilfe zum Umgang mit politischen Parteien“. Dies und vieles andere befriedigte die Positionierungsforderer nicht. Im September wurde die „Vergangenheit“ Rentzings aufs Tableau gehoben. Mitglied einer schlagenden Verbindung sei er in seiner Studienzeit geworden, er gehöre dieser – was üblich ist – noch immer an. 2013 habe er in der Berliner „Bibliothek des Konservatismus“ (BdK) gesprochen. Eine Petition „Nächstenliebe verlangt Klarheit“ forderte von dem Bischof abermalige und noch klarere Abgrenzungen. In einem peinlichen Interview erklärte Rentzing, die Verbindungsaktivitäten ruhten, abgesehen von persönlichen Kontakten, seit „über 25 Jahren“. Über die Bibliothek und ihr Umfeld gab er sich unwissend, noch einmal würde er dort nicht vortragen. Damit beugte er sich seinen Kritikern, setzte sich selbst grundlos ins Unrecht und diskreditierte zugleich die BdK. 

Schließlich erfolgte der Amtsverzicht doch. Erst danach war zu erfahren, dass es einen weiteren, über die bekannten „Vorwürfe“ hinausgehenden Anlass gegeben hatte. Obwohl die Gegner am Ziel waren – der Bischof hatte mit gekrümmtem Rücken das Feld geräumt –, wurde noch ein weiteres Stück „Vergangenheit“ öffentlich ausgekippt. Konfrontiert hatte man ihn mit Beiträgen, die er als Student für die Zeitschrift „Fragmente – das konservative Kulturmagazin“ verfasst hatte. „Verachtung für die liberale Demokratie“ und „ein autoritär-elitäres und völkisches Staatsverständnis“ zeige Rentzing hier, „rechtsextreme Texte“ habe er verschwiegen, so heißt es nicht nur beim WDR. Als Belege dienen Textpassagen, welche die Kritiker teilweise intellektuell überfordern, von denen sie aber festgelegt haben, dass sie sich außerhalb des erlaubten Meinungshorizonts befinden. Rentzing selbst hatte allerdings schon vor dem allgemeinen Bekanntwerden seiner Artikel gesagt: „Positionen, die ich vor 30 Jahren vertreten habe, teile ich heute nicht mehr.“ 

Es gab auch mehrere Initiativen für sein Verbleiben im Amt. So offensichtlich Rentzing der Propaganda- und Wühlarbeit seiner Gegner erlegen ist, so stellt sich auch die Frage, was von einem Bischof zu halten ist, dem jeglicher Aufschrei mit Diffamierungsabsicht Grund für die Distanzierung von einst wohlüberlegt eingenommenen Standpunkten ist.