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25.10.19 / Mit einem populären Strich / Warhol, Pollock, Disney und ein großer Unbekannter – In Hamburg macht man sich ein Bild von den USA

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-19 vom 25. Oktober 2019

Mit einem populären Strich
Warhol, Pollock, Disney und ein großer Unbekannter – In Hamburg macht man sich ein Bild von den USA
H. Tews

Andy Warhol? Ja, klar, der Pop-Art-Künstler. Walt Disney? Auch klar, der Comic-König, der über das Entenhausen-Imperium herrschte. Jack­son Pollock? Kennt man auch wegen seiner mit Farbe bespritzten Bilder. Aber wer zum Teufel ist Norman Rockwell?

In der Ausstellung „Amerika! Disney, Rockwell, Pollock, Warhol“, die im Hamburger Bucerius Kunst Forum neu eröffnet wurde,   dürfte unter den vier Künstlern der Name Rockwell den meisten unbekannt sein. Er gilt mit seinen fotorealistischen Arbeiten als Chronist der amerikanischen Ostküsten-Gesellschaft und ist in der Populärkultur des Landes fest verankert. So nannte die US-Sängerin Lana Del Ray ein Album nach dem 1978 gestorbenen Ma­ler: „Norman Fucking Rockwell“.

Seine dem Kitsch gefährlich nahestehenden Werke werden im Bucerius erstmals in Deutschland ausgestellt. Doch was haben diese vier höchst verschiedenartigen Künstler gemeinsam, dass man Werke miteinander kombiniert?

Sie alle porträtierten den „American Way of Life“ auf ihre eigene Weise und prägten weltweit mit ihren Arbeiten das Bild der USA, und zwar in der Hoch- wie in der Populärkultur. Insgesamt umfasst die Schau rund 170 Gemälde, Zeichnungen und Grafiken. Sie kommen aus international renommierten Sammlungen wie der Londoner Tate Gallery, dem Amsterdamer Stedelijk Museum, dem Israel Museum, dem Kölner Museum Ludwig oder dem Münchener Museum Brandhorst.

Die Ausstellung präsentiert zum Teil hochkarätige und millionenteure Werke wie etwa Warhols lila Pop-Art-Porträt von Liz Taylor, seine legendären Campbell’s Suppendosen oder Disneys Filmskizzen zu „Bambi“ oder Ausschnitten aus dem visionären „Fantasia“-Film von 1940.

Mit Gemälden in der von ihm entwickelten „Drip“-Technik wur­de Jackson Pollock bereits zu Lebzeiten zum Star. In seiner Radikalität avancierte der Begründer des Action Paintings zum wohl einflussreichsten abstrakten Künstler des 20. Jahrhunderts. Eine Reihe großformatiger Bilder, die mit Pinsel oder gleich direkt aus der Farbtube besprüht und besprenkelt wurden, hat man in dieser Anzahl lange nicht mehr in Deutschland gesehen.

Rockwells realistische bis satirische Schilderungen des amerikanischen „Way of Life“ zierten über 40 Jahre die Titelblätter der wichtigsten Zeitungen der USA. Ähnlich wie bei den anderen Künstlern verwischt sich die bereits zu­vor diskutierte Grenze zwischen Kunst und Kommerz, zwischen „U“ und „E“, also zwischen Unterhaltung und Ernst. Die Beispiele der populären Kunst regen zum Nachdenken an über die Unterscheidung von freier Kunst und Kulturindustrie. Diese Ausstellung ist für Kunstliebhaber ein wahrer Leckerbissen.

Bis 12. Januar im Bucerius Kunst Forum, Alter Wall 12, 20457 Hamburg, geöffnet täglich von 11 bis 19 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr, Eintritt: 9 Euro. Der Katalog zur Ausstellung erscheint im Hirmer Verlag, München. Internet: www.buceriuskunstforum.de