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25.10.19 / Alles im Blick / Fotografien des Modekönigs Karl Lagerfeld im Barlach-Museum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-19 vom 25. Oktober 2019

Alles im Blick
Fotografien des Modekönigs Karl Lagerfeld im Barlach-Museum
D. Jestrzemski

Das Ernst-Barlach-Museum in der an Hamburgs westlicher Landesgrenze liegenden Stadt Wedel präsentiert eine Fotoausstellung mit dem Titel „Karl Lagerfeld – Visions“ als Hommage an den Stardesigner, der am 19. Februar gestorben ist. Der gebürtige Hamburger wäre am 10. September 86 Jahre alt geworden. Karl Lagerfeld war nicht nur Modeschöpfer, sondern auch leidenschaftlicher Fotograf, Zeichner, Verleger, Büchersammler und Filmregisseur. 

In den intimen Räumlichkeiten des Museums werden rund 

150 Fotos sowie Dokumentationen und Videos gezeigt. Über 100 davon sind kleinformatige Porträts von Lagerfeld, davon die meisten Selbstporträts. Sie entstanden, weil er die Kontrolle über die Bilder von sich selbst wollte. Kuratoren der Ausstellung sind der Göttinger Verleger von Lagerfelds Fotobänden und Editionen, Gerhard Steidl, und Eric Pfrunder, Art-Direktor bei Chanel. Mit ihrer Auswahl sind sämtliche künstlerischen Interessen Lagerfelds abgedeckt, von Model-Porträts über Mode und Lebensstil, Aktaufnahmen und Abstraktion bis zu Architektur.

Seine Leidenschaft für die Fotokamera entdeckte „Karl der Große“, wie man ihn in Paris nannte, als er 1987 erstmals die Pressemappe für Chanel selbst fotografierte. Auch seine Fotografie diente zumeist dem Verkauf von Mode, Accessoires und Zeitschriften wie der Pariser Vogue, also kommerziellen Zwecken. Der Faszination, die seine Eleganz verströmenden fotografischen In­szenierungen auf den Betrachter ausüben, tut dies keinen Abbruch. 

Auf der Suche nach dem perfekten Ausdruck posierender, durchgestylter Schönheiten, männlich oder weiblich, – Lagerfeld sprach von dem perfekten Moment – überließ er nichts dem Zufall. Bis ins letzte Detail durchkomponiert sind die im Erdgeschoss ausgestellten seriellen Fotos mit teils in extremen Posen erstarrten Modellen vor gemalter Kulisse. Einige der Fotostrecken sind mit Themen unterlegt, andere entstanden als Hommage an bekannte Künstler.

Im Untergeschoss erhält man einen filmischen Überblick über den Lebensweg und beruflichen Werdegang des Meisters der Couture. Das Beste daran sind seine genuschelten, witzigen Kommentierungen. Aufgewachsen in der Nachkriegszeit als Sohn des Glücks­klee-Fabrikanten Otto La­gerfeld im schleswig-holsteinischen Bad Bramstedt, zog es den modebesessenen Gymnasiasten mit 17 Jahren nach Paris, wo er Assistent bekannter Modeschöpfer wurde. Unter seiner künstlerischen Leitung stieg das angestaubte Modehaus Chanel ab 1983 wieder zu einer führenden Modemarke auf. 1984 gründete er sein eigenes Modelabel.

Über dem Aufgang zum Obergeschoss prangen 36 erotische Aufnahmen bekannter Fotomodelle, die Lagerfeld für den Pirelli-Kalender 2011 in Schwarz-Weiß als moderne Inkarnationen griechischer Gottheiten inszeniert hat. Ebenfalls vor antiken Ruinen in der Nähe von Tivoli hat er den perfekten Körper seiner letzten Muse Baptiste Giabiconi fotografisch gefeiert und das Model mit der Filmkamera in bewegten Ak­tionen beobachtet.


Die Lagerfeld-Ausstellung läuft bis 14. Februar 2020 im Ernst- Barlach-Museum Wedel, Mühlenstraße 1, 22880 Wedel, geöffnet Dienstag bis Sonntag 11 bis 

17 Uhr, Eintritt: 7 Euro. Internet: www.ernst-barlach.de