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25.10.19 / Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel / Die schaffen wir schon! / Wie man uns für die Bahn begeistert, warum die Bürger unruhig werden könnten, und wie wir den Pöbel in den Griff kriegen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-19 vom 25. Oktober 2019

Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel
Die schaffen wir schon! / Wie man uns für die Bahn begeistert, warum die Bürger unruhig werden könnten, und wie wir den Pöbel in den Griff kriegen

Endlich mal eine gute Nachricht aus der Dunkelkammer der Klimapolitik, aus der uns Bürgern sonst nur Mehrbelastungen ins Gesicht springen. Nein, diesmal wird wirklich mal was billiger: Ab dem 1. Januar wird auf Bahnfahrkarten nur noch der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent erhoben, statt des vollen von 19, der bislang die Preise treibt.

Dadurch sollen wir dazu bewegt werden, auf die Schiene umzusteigen. Das machen wir natürlich gern. Zumal man unserem klimapolitischen Gewissen zusätzlich mit einer Verteuerung von Inlandsflügen ein wenig nachzuhelfen gedenkt. 

Um sich auf die neue Reisefreude einzustimmen, ist der Verfasser dieser Zeilen gleich mal ins Reisezentrum gestürmt, um eine Bahnreise übers Wochenende in eine süddeutsche Großstadt zu buchen. Dass mehr als 5000 Kilometer Schienen im Namen der „Bahnreform“ verschrottet wurden, kratzt dabei nicht. Die Stadt liegt nämlich an der Hauptstrecke Hamburg-München, ihr Bahnhof hat die „Reform“ also bestens angebunden überlebt.

Zunächst eine tolle Überraschung: Der Preis der 1. Klasse lag so nahe an dem der 2., dass der Autor erstmals in seinem Leben einen Platz im Nobelwaggon buchen wollte. Dann die kalte Dusche: Für die Rückfahrt am Sonntag konnte der engagierte Schalterangestellte keinen einzigen Platz mehr finden, dabei hatten wir die mögliche Abreisezeit in gemeinsamer Verzweiflung nach und nach auf einen Zeitraum von sieben Stunden ausgedehnt mit acht möglichen Verbindungen. Aber: nichts, weder in der 1. noch der  2. Klasse.

Wie toll das wohl erst wird, wenn die braven Deutschen im großen Stil auf die Eisenbahn umsteigen! Da müssen sie die Plätze im Fernverkehr wohl verlosen. Und im Nahverkehr, wo man selbst stehend in manchen Zügen und Bussen kaum noch Platz findet? Bei der Bahn sollte man sich aufs Altbewährte besinnen und Installationen wie Trittbretter und Haltebügel an die Waggons montieren, wie wir sie aus alten Filmen oder Reportagen über das Leben in der Dritten Welt kennen. Dann können sich die Leute, die nicht mehr reinkommen, draußen festklammern wie damals nach Kriegsende oder heute noch in Ländern mit „Fluchtursache“.

So oder so: Reisen in Deutschland wird zur Glückssache. Immerhin taucht die Meldung auf, dass sogar Robert Habeck im September während einer Fahrt von Frankfurt am Main nach Berlin auf dem Fußboden sitzen        musste. Zwar auf dem der 1. Klasse, aber dennoch. Ob ihn das zum Nachdenken angeregt hat?

Na ja, der Mann ist Chef der Grünen. Den Posten teilt er sich mit einer gewissen Frau Baerbock, die Kobalt nicht von Kobold unterscheiden kann und empfohlen hat, den überschüssigen Ökostrom „in den Netzen“ zu speichern, als könne man elektrischen Strom im Kabel einfach anhalten wie Wasser in der Leitung.

Wo solche Bestleistungen zum Chefposten qualifizieren, sollten wir unsere Erwartungen in Sachen „Nachdenken“ also nicht allzu hoch stecken. Zumal Habeck selbst ja erst im Laufe eines TV-Interviews ganz beiläufig lernen musste, dass die Pendlerpauschale auch für Bahnfahrer berechnet wird.

Bislang liebten die Deutschen die Grünen aber trotzdem. Allerdings scheint sich das gerade zu ändern. Zwar scheuen die Mittelmaßmedien keinen Kniff, um ihre Lieblingspartei so schön wie möglich zu schminken. Doch die Wirkung lässt Demoskopen zufolge bedenklich nach.

Woher das wohl kommt? Nun, wer schon einmal von Klimagretas blockiert wurde oder feststellen muss, dass sein Job irgendwas mit Automobil zu tun hat und daher wegen der Klimapolitik nicht mehr sicher sein könnte, dessen Begeisterung für die Grünen dürfte Schaden nehmen.

In England haben aufgebrachte Pendler ein paar Klima-Aktivisten sogar beinahe vermöbelt, als diese ihre U-Bahn an der Abfahrt hindern wollten. In jedem Falle sieht man in den Aufnahmen ein kleines Handgemenge. Die französischen Gelbwesten wiederum waren eine direkte Reaktion auf höhere Spritpreise infolge von Frankreichs „Energiewende“. Wir sehen: Grün wirkt ganz anders auf die Menschen, wenn sie es direkt zu spüren bekommen.

Werden jetzt langsam auch die Deutschen ungemütlich? Damit müssen wir immerhin rechnen. Geboten scheint da eine deutlich bessere Überwachung des Pöbels, um mögliche Unruheherde rechtzeitig erkennen und ersticken zu können.

Aber wir sind ja nicht unvorbereitet: Mit „Extinction Rebellion“ haben wir bereits eine Art Klima-Antifa aufgestellt, die im Ernstfall jede noch so kleine Kundgebung aufmüpfiger Bürger niederknüppeln kann. Die sollen ruhig kommen. 

Wenn sie sich überhaupt trauen, was nicht umsonst fraglich erscheint. Rund zwei Drittel der Deutschen trauen sich ja nicht mal mehr, zu heiklen Themen wie Asyl, Ausländer oder Sicherheit ihre Meinung frei zu äußern. Das Klimathema muss nur noch hinreichend aufgeladen werden, dann findet auch dieses Feld Eingang in den gut umzäunten Bereich der Tabus – und schon wagt es keiner mehr, öffentlich an den staatlichen Dogmen und Verordnungen herumzukritteln. Eine große Bürgerbewegung der Klimapolitik-Geschädigten kann da gar nicht erst entstehen.

Die Methoden der Überwachung und Gängelung werden derweil immer weiter ausgefeilt. Der Bremer Verfassungsschutz hat die Bürger der Hansestadt aufgefordert, sie sollten „auffällige Äußerungen oder Verhaltensweisen, die auf einen rechtsextremistischen Hintergrund hindeuten können, bei der Behörde melden. Dies sei telefonisch, per Mail oder anonym möglich“, wie Radio Bremen (RB) meldet. 

Bremens Verfassungsschutz-Chef Dierk Schittkowski sagte bei einem Pressegespräch: „Wir wollen ein Verfassungsschutz sein, mit dem man redet. Sicherheitsbehörden sind Teil der Zivilgesellschaft.“

Aha, ein Geheimdienst, „mit dem man redet“, falls gewünscht auch „anonym“, sobald einem als stets aufmerksames Auge und Ohr der „Zivilgesellschaft“ etwas „aufgefallen“ ist, das auf einen gewissen Hintergrund „hindeuten“ könnte. 

Gänsehaut? Man denkt spontan an den unvergessenen deutschen Geheimdienstchef E. M. (Aufgrund der versprochenen Anonymität verzichten wir auf die Nennung des vollen Namens), der im November 1989 die feste Einbindung seines Dienstes in die „Zivilgesellschaft“ mit den Worten umriss: „Wir haben einen außerordentlich hohen Kontakt mit allen werktätigen Menschen.“ 

Die seinerzeit „hoch Kontaktierten“ konnten die Allgegenwart von M.s Mannen tatsächlich in jeder Lage ihres Lebens spüren, weshalb sie auch voller Rührung auf die Worte reagierten, mit denen der Chefspion seine legendäre Rede krönte: „Ich liebe doch alle ... alle Menschen!“

Wenn Sie also in Bremen wohnen sollten, achten Sie vielleicht darauf, ob sich beim Nachhause­kommen die Gardinen einer Nachbarswohnung bewegen oder ob im Bus ein unauffälliger Mitfahrer etwas mitschreibt von dem Gespräch, welches Sie mit ihrer Begleitung führen. Jemandem könnte etwas „auffallen“, das später anonym, telefonisch oder per Mail auf dem Schreibtisch des Herrn Schittkowski landet. Der, mit dem „man redet“.

Natürlich weiß Schittkowski vom Jagdtrieb des Menschen. Eine bestimmte Abart unserer Gattung wird die Aufforderung zum Beobachten und Melden begeistert aufnehmen und sofort gierig Ausschau halten. Solche Leute hat es immer gegeben, man muss sie nur aktivieren. Nach einem künftigen politischen Umbruch könnte es Ihnen allerdings passieren, dass unverhofft eine graue Figur bei Ihnen klingelt und barmt: „Bevor Sie meinen Namen in Ihrer Geheimdienstakte finden, möchte ich Ihnen versichern, dass ich niemandem persönlich geschadet habe, glauben Sie mir!“