19.04.2024

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25.10.19 / MELDUNGEN / ZUR PERSON

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-19 vom 25. Oktober 2019

MELDUNGEN / ZUR PERSON

Diversität am Staatstheater

Karlsruhe – Das Badische Staatstheater Karlsruhe hat mit dem Beginn der Spielzeit 2019/2020 eine „Agentin für Diver­sitätsentwicklung“ bekommen. Finanziert wird die Stelle über die Kulturstiftung des Bundes, die ein Programm mit der Bezeichnung „360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ aufgelegt hat. Ziel dieses Programms ist eine „dauerhafte, diversitätsorientierte Öffnung von Kultureinrichtungen“. N.H.





Abfuhr für Seehofer

Berlin – Laut Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) soll die Bundespolizei die Landespolizeien beim Schutz von Synagogen unterstützen. Dem hat der Vorsitzende der Bundespolizeigewerkschaft, Ernst G. Walter, eine klare Absage erteilt. Dem „Handelsblatt“ sagte Walter, seine Kollegen seien mit ihren derzeitigen Aufgaben derart ausgelastet, dass für eine solche Unterstützung keine Kräfte verfügbar seien.  H.H.





Dünnhäutiger »Querdenker«

Noch in sehr hohem Alter konnte Erhard Eppler überraschend aufbrausend werden, sobald er an den Slogan „Freiheit statt Sozialismus“ erinnert wurde. Damit hatten Hans Filbinger und die CDU 1976 im baden-württembergischen Landtagswahlkampf geworben. Eppler, damals aussichtsloser Spitzenkandidat für die SPD, verwahrte sich noch Jahrzehnte danach gegen die Unterstellung, als Sozialist würde er den Wert der Freiheit missachten. 

Ungerecht behandelt fühlte sich der dünnhäutige Eppler wohl fast sein ganzes politisches Leben lang. Oft betrachtete er sich als verkannter Visionär. Die Äußerung von Bundeskanzler Helmut Schmidt aus dem Jahr 1974, er habe ihn als Minister „rausgeworfen“, beklagte Eppler als „menschliche Verletzung“. 

Immer wollte er etwas mehr werden, als er wurde. Schließlich richtete er sich als „Querdenker“ ein. Zur Selbstcharakterisierung wählte er als Titel seiner 2015 erschienenen Memoiren: „Linkes Leben. Erinnerungen eines Wertkonservativen“.

1926 in Ulm geboren, wurde er nach dem Krieg, den er ab 1943 als Soldat erlebt hatte, Lehrer. Anfang der 1950er Jahre zog es ihn zunächst zur Gesamtdeutschen Volkspartei, die für Neutralität und gegen Wiederbewaffnung war. Er wechselte zur SPD, wurde Bundestagsabgeordneter und 1968 für knapp sechs Jahre Entwicklungshilfeminister. Anschließend wirkte er in der baden-württembergischen Landespolitik. 1982 schied er aus dem Parlament aus. Er war Kirchentagspräsident, Vorsitzender der SPD-Grundwertekommission und engagierte sich in der Friedensbewegung. Prinzipien konnte der „Querdenker“ auch revidieren. So sprach er sich später für Kosovokrieg und Afghanistaneinsatz aus. Am 19. Oktober ist Erhard Eppler gestorben.  Erik Lommatzsch