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01.11.19 / TBC wütet in Gefängnissen / Zahl der Tuberkulose-Erkrankungen in Haftanstalten steigt rapide

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-19 vom 01. November 2019

TBC wütet in Gefängnissen
Zahl der Tuberkulose-Erkrankungen in Haftanstalten steigt rapide

Eine offene Tuberkulose-Erkrankung (TBC) bei einem Häftling der Berliner Justizvollzugsanstalt (JVA) Heidering im vergangenen September hat die Aufmerksamkeit auf ein wachsendes Gesundheitsproblem gelenkt. Laut einer Antwort des Landesamts für Gesundheit und Soziales auf eine Anfrage der AfD-Fraktion wurden von 2015 bis 2019 in den Berliner Gefängnissen bislang 71 TBC-Fälle diagnostiziert.

Die früher Schwindsucht genannte Krankheit wird insbesondere beim Husten und Niesen über Tröpfchen in der Luft übertragen. Gerade Häftlinge gelten als eine Gruppe mit einem erhöhtem Infektionsrisiko: Ein längerer und enger Kontakt mit Erkrankten steigert die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung. Zudem ist in den vergangenen Jahren die Zahl ausländischer Gefangener gestiegen, die aus Regionen mit hoher TBC-Belastung stammen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entfällt ein Großteil der Neuerkrankungen auf Südostasien und Afrika. In Europa treten die meisten in osteuropäischen Ländern auf. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind im Land Berlin in diesem Jahr bislang 276 Tuberkulose-Fälle gemeldet worden. Bundesweit wurden vergangenes Jahr 5429 TBC-Erkrankungen registriert. 

Im Fall des im September erkrankten Berliner Häftlings wird angenommen, dass er bereits vor der Inhaftierung infiziert war, seine Erkrankung bei der Aufnahmeuntersuchung allerdings nicht erkannt wurde. Bei Häftlingen findet routinemäßig eine Röntgenuntersuchung statt. Der Häftling wird in einer Isolierstation im Justizvollzugskrankenhaus Berlin behandelt. 

Nicht nur in den Berliner Gefängnissen sind in den vergangenen Jahren die Zahlen von TBC-Erkrankungen drastisch gestiegen. Auch aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg wird eine entsprechende Entwicklung berichtet. 

In Niedersachsen ist im Januar ein Häftling der JVA Sehnde aus Somalia an TBC verstorben. Bereits 2018 bestätigte das Justizministerium in Baden-Württemberg einen Bericht der „Stuttgarter Nachrichten“, demzufolge Beamte im Justizvollzug bei Tuberkulose-Ansteckungen besser abgesichert werden. So sollen Tuberkulose-Erkrankungen von JVA-Beamten grundsätzlich als Dienstunfall anerkannt werden, wenn es zuvor einen Kontakt mit einem infizierten Häftling gegeben hat. N.H.