18.04.2024

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01.11.19 / Lehrreicher Deutschlandfunk

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-19 vom 01. November 2019

Lehrreicher Deutschlandfunk
Manuel Ruoff

Das Thüringer Wahlergebnis zeigt einmal mehr, dass die AfD im Osten der Bundesrepublik ungleich erfolgreicher ist als im Westen. Der Gründe gibt es zweifellos mehrere. 40 Jahre weniger Reeducation gehören dazu sicherlich ebenso wie die Erfahrung, dass die Obrigkeit nicht sakrosankt ist und eine friedliche Revolution möglich. Einen interessanten weiteren Erklärungsansatz hat der Deutschlandfunk geboten – wenn auch indirekt, unfreiwillig und sicherlich unbewusst. 

Natürlich würde der bundesweit ausgestrahlte Staatssender niemals der Führung der Bundesrepublik vorwerfen, Gegner, die für nationale Interessen eintreten, als Faschisten zu verunglimpfen, aber bei Russlands Führung darf man das schon einmal. Ersetzt man im Geiste in dem nachfolgenden Deutschlandfunktext von Sabine Adler einfach „Russland“ und „russisch“ durch „Deutschland“ und „deutsch“ sowie „die ukrainische Bürgerbewegung auf dem Majdan“ durch „die AfD“, liest man den nachfolgenden Text mit Gewinn für das Verständnis der Thüringenwahl: 

„Das schematische Verständnis, wer Faschist und wer Antifaschist ist, hat bis heute überlebt. Wenn die ukrainische Bürgerbewegung auf dem Majdan von Russlands Führung als Faschisten verunglimpft wird, regt das in Osteuropa kaum jemanden auf, denn dort wird der Begriff Faschist vor allem als Schimpfwort verstanden. Jeder Gegner, der für nationale Interessen eintrat, war schon zu Sowjetzeiten ein Faschist. Russische Propagandaprofis haben gelernt, dass in Westeuropa ein politischer Akteur kaum effektiver diskreditiert werden kann.“

Und noch eine interessante Erklärung für das so unterschiedliche Abschneiden der AfD in Ost und West bietet dieser Deutschlandfunkbeitrag indirekt an: „Der von der Obrigkeit diktierte Antifaschismus der DDR hat die Illusion erzeugt, in einem Land frei von Tätern zu leben. Und wo es keine Täter mehr gibt, muss sich niemand verantworten.“

In der Tat ist ein stärkeres Überleben einer Kollektivschuldthese light in Westdeutschland ein interessanter Erklärungsansatz für das unterschiedliche Wahlverhalten. In der DDR wurde der Bevölkerung vermittelt, dass der Faschismus ein in den eigenen Reihen überwundenes Problem sei, sodass die Mitteldeutschen wie die nichtdeutschen Europäer noch einen natürlichen Selbsterhaltungstrieb haben. In der Bundesrepublik hingegen wurde und wird der Bevölkerung kommuniziert, dass ihr Land voller Täter sei. Da kann es doch nicht verwundern, wenn vor allem in Westdeutschland ein staatlich ausgelebter Nationalmasochismus und systematische Verstöße gegen nationale Interessen auf anormal geringen Widerstand stoßen und die leidtragende Bevölkerung sich das zu großen Teilen bieten lässt.