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01.11.19 / Heroine Adrenaline / Im neuen Asterix-Heft mischt eine Greta mit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-19 vom 01. November 2019

Heroine Adrenaline
Im neuen Asterix-Heft mischt eine Greta mit
Harald Tews

Es musste ja so kommen. Jetzt wird auch das Asterix-Imperium in MeeToo-Zeiten immer femininer. Im neuen Asterix-Heft „Die Tochter des Vercingetorix“ spielen Asterix und Obelix kaum noch eine Rolle. Die neue Heroine heißt Adrenaline, ist die Tochter des von Cäsar in der Schlacht von Alesia besiegten Gallierhäuptlings und benimmt sich wie eine Greta auf Weltfriedensmission.

Seitdem ein neues Autorenduo für die französische Comicserie verantwortlich zeichnet, beugen sich Asterix und Obelix dem Zeitgeschmack. Das war noch anders, als die Asterix-Erfinder René Goscinny und Albert Uderzo ihre Bildergeschichten um die un­beugsamen Gallier mit einem subversiv-hintergründigen Witz würzten. Die Anspielungen auf die Résistance im Zweiten Weltkrieg und die Seitenhiebe gegen Kollaborateure in den eigenen Reihen waren unverkennbar.

Das, was die Asterix-Hefte seit 1959 zu Kult-Comics machte, ist Schnee von gestern. Es gab Hoffnung, dass der alte rebellische Satire-Geist wieder in die Hefte einzieht, nachdem der Zeichner Uderzo, der die Serie nach dem Tod seinen genialen Textpartners Goscinny ab 1977 im Alleingang mit seinem Krawallhumor fortsetzte, sich zurückzog und dem Texter Jean-Yves Ferri und dem Zeichner Didier Conrad die Geschicke der Serie überließ.

Seit dem Band 35 verwalten sie die Asterix-Tradition. Mehr aber auch nicht. Im jetzigen Band 38, in dem Asterix und Obelix die Kindermädchen für Adrenaline geben, gibt es die üblichen Raufereien zwischen den mit Zaubertrank gedopten Galliern und den Römern, der obligatorische Un­tergang des Piratenschiffs und sprachliche Gags. Da machen dann die von den Galliern auf dem Galeerenschiff in die Luft verprügelten Römer „die Fliege“ oder geraten „ins Schwimmen“.

Wenn etwas ins Schwimmen gerät, dann ist es diese bei ihrem Erscheinen medial übertrieben hochgejazzte Comicserie, die in­zwischen bloß noch vom Glanz alter Tage lebt.