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01.11.19 / Nicht mehr witzig / Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung – Wenn sich selbst Todesdrohungen noch als Humor tarnen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-19 vom 01. November 2019

Nicht mehr witzig
Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung – Wenn sich selbst Todesdrohungen noch als Humor tarnen
Günter Scholdt

1827 erschien Christian Dietrich Grabbes Komödie „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“. Der Titel brachte es zu einiger Bekanntheit, obwohl man das Stück heute kaum noch liest oder aufführt. Stattdessen wird es von unserer politmedialen Klasse fortlaufend weitergeschrieben beziehungsweise -gespielt, wobei die genannten Begriffe allerlei Umtriebe decken, die fraglos in deren Interesse liegen. 

Satire als Kunstform etwa wurde (auf sanften Druck höchster Regierungsinstanzen) von der löblichen thüringischen Justiz beschwichtigend bemüht, um das Verfahren gegen die Anti-Höcke-Aktivisten des „Zentrums für Politische Schönheit“ einzustellen: jene infamen Reanimatoren der Stasi. Man darf also ungestraft durch die Privatsphäre eines zur Unperson erklärten Oppositionspolitikers trampeln, ihn vom Nachbargarten aus täglich per Filmleinwand polemisch bestrahlen, darf terrorisierend den Eindruck erwecken, er sei über Monate vollkommen ausgespäht worden, um ihn zu bestimmten Erklärungen zu nötigen, und so weiter. Das alles gilt lediglich als besonders ausgefeilte Kunstform, die hierzulande „Satire“ heißt. 

Satirische Kunst wurde – laut Auskunft des Leiters der Hamburger Ida-Ehre-Schule – gleichfalls in seiner Lehranstalt geboten, als die Altonaer Antifa, eigentlich rechtswidrig, ihre Propaganda-Sticker gegen die AfD plakatierte. Ähnliches galt für Falk Richters Theaterschocker „Fear“, gegen den Hedwig von Beverfoerde und Beatrix von Storch vergeblich klagten, obwohl sogar ihre Wohnadresse im Stück veröffentlicht wurde. Zudem hatte man sie darin als Zombies dargestellt, denen man in den Kopf schießen müsse. 

Das weise Berliner Gerichtsurteil stellte auf durchweg „verständige“ Zuschauer ab, die gewiss allem nur die Botschaft entnähmen, „die gezeigten rechtskonservativen Akteure“ seien „rationalen Argumenten nicht mehr zugänglich“. Weitere im Stück Attackierte wie Birgit Kelle, Eva Herman, Bettina Rohl und Gabriele Kuby erzielten in der Berufungsverhandlung zwar einen Teilerfolg, künftig dürfen ihren Bühnenfiguren zumindest nicht mehr – unzutreffend – antisemitische oder faschistische Behauptungen in den Mund gelegt werden, ihre Fotos auf der Bühne mit ausgestochenen Augen seien jedoch nicht zu rügen. 

Oder gehen wir gut 20 Jahre zurück, als der Regisseur Christoph Schlingensief als Documenta-Performance mit dem Schild um den Hals herumlief: „Tötet Helmut Kohl“. Diese „reine Kunstaktion“ blieb juristisch ebenso folgenlos wie eine weitere Geschmacklosigkeit des Berufsdenunzianten Philipp Ruch vom „Zentrum für Politische Schönheit“, von dessen Namen etymologische Laien irrtümlich die Herkunft des Wortes „ruchlos“ ableiten könnten. 

Er fertigte 2015 für ein Dortmunder Theater ein Plakat, das den Schweizer Chefre­dakteur der „Weltwoche“ aufs Korn nahm: „Tötet Roger Köppel!“. Auch das war juristisch kein Faux pas. Kunst und besonders „Satire“ machen in Deutschland offenbar frei.

Wenn das alle Leser verstanden haben, können wir zum nächsten Stichwort übergehen, zur Ironie, deren heutiges Verständnis wie folgt illustriert wird: Die (offenbar fürs Subtile angestellte) ZDF-Journalistin Nicole Dieckmann wünschte ihren Followern zum Jahreswechsel nicht das übliche „Prost Neujahr!“, sondern twitterte das als origineller erachtete „Nazis raus!“ Und da sie auf diese ungemein geistreiche Aufforderung hin von einer Bloggerin um eine Definition gebeten wurde („Was ist denn für Sie ein Nazi?“), antwortete sie schlagfertig nach ideologischer Gutsherrnart: „Jede/r, der nicht die Grünen wählt.“ 

Als sie nun, dem Niveau ihrer Botschaft gemäß, deftige digitale Antworten erhielt, sah sie sich schnellstens als Hass-Opfer, wo sie doch nur etwas salopp auf eine „Fangfrage“ (?) geantwortet habe. Dabei meine sie eigentlich alles doch gar nicht so ernst. Denn die Netzgemeinde hätte ihre Replik als „Ironie“ durchschauen müssen. 

Aha! Nun, diese Art Ironie grassiert auf Deutschlands Straßen als intellektuell reduzierte Dutzendware, sodass die Begriffsbestimmung noch der Erläuterung respektive Einschränkung bedarf. Nehmen wir nämlich an, ein ganz böser Rechter ersänne die Parole „Tötet Angela Merkel!“. Das wäre gewiss nicht „Ironie“, sondern hassvolle „Hetze“ und Aufruf zum Mord. Und natürlich würden daraufhin in Zehntelsekunden der Staatsschutz und fast alle Staatsanwälte der Republik in Alarmbereitschaft versetzt. Insofern merke man sich besser folgende Faustregel: Fast alles, was zulasten unseres Herrschaftskartells von ir­gendwie „rechter“ Seite an Bissigem oder Geschmacklosem geboten wird, erfüllt zumindest den Verdacht der „Volksverhetzung“ (siehe Meuthens Sarkasmus gegen Özoguz). Was uns jedoch an Vergleichbarem von links beschert wird, ist wechselweise Humor, Satire und Ironie oder dient der Kunst. Das gilt vermutlich auch für eine „Stern“- und NDR-Redakteurin, die nach der Thüringer Landtagswahl twitterte, dort „bedenkenlos jedem fünften Menschen, der mir begegnet, einfach eine reinhauen“.

Bliebe noch die Definition von „Scherz“, die allerdings besonders heikel ist. Denn wo uns jahrein, jahraus (auch abseits vom Karneval) eine permanente politische Narrenschau geboten wird, erschwert dies unmissverständliche Begriffsbestimmungen. Ist es ein „Scherz“ oder bloß eine unfreiwillig komische Obszönität, wenn uns Deutschlandfunk-Kultur unlängst ein Interview mit der Bloggerin Julia Probst zumutete, in dem sie, natürlich um „Rassisten“ zu entlarven, auch hierzulande Lippenleser in Fußballstadien fordert? Mehr noch: einen „Ehrenkodex“ (!) propagiert, der dafür sorgen möge, dass nur die ‚schutzunwürdigen Richtigen‘ ausspioniert würden? 

Rubriziert es unter „Scherz“, als uns die Mainstream-Parteien im Dezember 2018 gleichzeitig den Bären aufbanden, der globale Migrationspakt sei einerseits ein Segen, andererseits nicht rechtsverbindlich, weshalb man sich nicht darüber erregen möge? War es ein, wenn auch bösartiger, Scherz, dass die dezidiert gewaltfreie Identitären-Bewegung durch einen liebedienerischen Verfassungsschutzpräsidenten als „extremistisch“ eingestuft wurde, während militante Linksrowdies sich sogar ministerieller Persilscheine erfreuen? War es nur „Scherz“, als die sächsische Wahlleitung sich anschickte, die einzig nennenswerte parlamentarische Opposition von vorneherein auf 18 Mandate zu begrenzen? Oder verhält es sich umgekehrt, dass unser Establishment Volkes Stimme schlicht für einen Scherz hält, den man jenseits von vierjährigem Wahlspektakeln im Grunde nicht ernst nimmt?

Vermutlich läuft auch die Medien-Entwarnung bezüglich ausländischer Messerstecher unter „Scherz“, ausgelöst durch eine Anfrage der saarländischen AfD nach den häufigsten Vornamen solcher Verbrecher. Die Regierungsantwort beschränkte sich, formalistisch korrekt, aber inhaltsleer, auf deutsche Täter und nannte Michael an erster Stelle, was dann landesweit als böse AfD-Blamage verkauft wurde. Die Aufklärungsposse per „Lückenpresse at its best“ lässt sich en detail in „Tichys Einblick“ studieren. Doch gilt dergleichen Trickserei für unsere politmediale Klasse als handelsüblich. Und wir können froh sein, wenn man uns weitere blutige Scherze in Form von schwertschwingenden oder Richtung        U-Bahn stoßenden menschlichen „Gottesgeschenken“ erspart. Hier nämlich versagt die Absicherungsklausel: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!“

Schließlich, um Grabbes Titel gänzlich auszuweiden, bleibt noch die Suche nach der tieferen Bedeutung! Da hilft das Stichwort „Postdemokratie“. Denn in dessen richtiger Deutung liegt der Schlüssel zum Verständnis für alle anderen politischen Definitionsfragen.