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01.11.19 / Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel / Volksfront / Was die Leute bloß treibt, wie Merkels Männer der CDU den letzten Schub geben wollten, und warum es jetzt einfach reicht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-19 vom 01. November 2019

Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel
Volksfront / Was die Leute bloß treibt, wie Merkels Männer der CDU den letzten Schub geben wollten, und warum es jetzt einfach reicht

Das allein schon ist ja wohl die Höhe! Da hat also fast jeder vierte Thüringer Wähler einem Mann zum           Triumph verholfen, den man laut Gerichtsurteil als „Faschist“ bezeichnen darf. Laut „Spiegel“ hatten die Antragsteller vor Gericht ihren Faschismusvorwurf an Björn Höcke unter anderem durch „Presseberichte über den AfD-Politiker“ untermauert. Die Presse lügt nie.

Es muss uns beängstigen, wie sich unser Land verändert. Gefühlt ist es bloß ein paar Tage her, da musste man den Vorwurf „Faschist“ nur laut genug hinausbrüllen, und der Angeschwärzte war im Handumdrehen erledigt. Plötzlich aber scheint das Gebrülle einen erschreckend großen Teil des Volkes nicht mehr zu kratzen. Hat sich die einst so wirkungsvolle Faschismus-Keule zu Tode getanzt?

Nein, nein, so weit sind wir zum Glück noch nicht, zumindest nicht im Westen der Republik. Im Osten dagegen scheinen sich noch ein paar Leute daran zu erinnern, dass sie einst nicht durch unterschiedliche Wahlergebnisse vom Westen getrennt waren, sondern durch einen Todesstreifen, der den heroischen Titel „Antifaschistischer Schutzwall“ trug. 

Der „Faschist“ war in dieser Betrachtung die „BRD“ und alles, was mit ihr zusammenhing wie Rechtsstaat, Demokratie, Freiheit oder Marktwirtschaft. Könnte ja sein, dass sich der eine oder andere östlich der einstigen „Wall“-Linie heute noch sein ganz eigenes Bild macht, wenn mal wieder jemand zum Kampf gegen den „Faschismus“ aufruft.

Dafür fehlt uns natürlich jedes Verständnis, zumal wir ohnehin fast nichts mehr verstehen. Jahrelang haben kluge Köpfe am Objekt „AfD-Wähler“ herumgefingert, um seinen Kern zu ergründen. Abgehängte seien das, Wende-Traumatisierte oder was nicht alles. Auf jeden Fall irgendwie defizitäre Gestalten. Besonders einprägsam erscheint das Prädikat „autoritätshörig“. Einprägsam deshalb, weil es in keiner deutschen Partei so rebellisch und  streitlustig zugeht wie in der blauen, deren Basis am liebsten Doppelspitzen wählt, weil man sich auf keinen Fall einer Führungsfigur unterordnen will. Damit erst gar keine solche Figur entsteht, wählt man eben immer zwei an die Spitze, die sich dann gegenseitig in Schach halten sollen. So also sieht „Autoritätshörigkeit“ im 21. Jahrhundert aus, interessant.

Die CDU ist von diesem Verdacht erfreulicherweise völlig frei. Die Christdemokraten sind in keiner Weise „autoritätshörig“. Sie haben es sich nur zu Füßen einer Überfrau gemütlich gemacht, welche die einst stolze deutsche Christdemokratie mit bestechender Zielstrebigkeit näher und näher an den politischen Absturz heranmanövriert.

Thüringen sollte dem schlingernden Kahn kurz vor dem Wasserfall offenbar den letzten Schub geben. Merkels Lautsprecher, der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, gaben das Signal zur finalen Beschleunigung, indem sie für Sondierungen mit der Linkspartei eintraten. 

Auch Medien, welche seit Generationen gegen die alte CDU zu Felde gezogen sind, legen sich ordentlich ins Zeug. Der „Spiegel“ empfiehlt den Schwarzen, sich hinter der umbenannten SED in eine „Volksfront“ einzureihen, denn: „Der Gegner steht rechts.“

Allerdings hören auf einmal mehr und mehr CDUler, wie das Rauschen des Wasserfalls immer lauter wird, und sinnen darüber nach, ob sie auf dem richtigen Kurs sind. Einige wagen sogar das Unerhörte und kriteln an der Überfrau herum. Gibt es eine Meuterei? Keiner weiß es, aber es könnte spannend werden.

Doch davor lieber noch mal zurück zu diesen AfD-Wählern. Also, was treibt die nun? In der Frage liegt ein hässliches Problem vergraben, weshalb die meisten „Experten“ sie trotz allen Analyse-Geschwafels in Wahrheit gar nicht beantworten wollen. Die vielen Reden über „Abgehängte“, „Traumatisierte“ oder „Autoritätshörige“ dient ehrlich gesagt dem Zweck, die tatsächlichen Gründe für die Abwanderung zur „Alternative“ gerade nicht aufzudecken, sondern zu verkleistern.

Die Szenerie erinnert an eine Anekdote, die Gregor Gysi mal erzählt hat. Er, Gysi, habe im Spätsommer 1989, als zigtausende Deutsche aus der DDR über Ungarn, die Prager Botschaft und so weiter gen Westen drängten, einem Politbüro-Mitglied die Frage gestellt: „Wie diskutiert ihr im Politbüro eigentlich die Flüchtlingsfrage?“ Der Oberbonze habe geantwortet: „Gar nicht.“ Darauf der bestürzte Gysi: „Und warum nicht?“ Antwort: „Weil wir keine Antwort haben.“

Jetzt stellen wir uns mal vor, die Groko-Führung müsste sich mit Fragen aus dem Volk befassen wie: Wieso schafft ihr es immer noch nicht, die Grenzen Deutschlands und der EU ordentlich zu kontrollieren? Warum werden Ausreisepflichtige kaum abgeschoben? Warum stützt ihr eine Währungspolitik, die bis zum vergangenen Sommer den deutschen Privathaushalten netto 358 Milliarden Euro entwendet hat (Berechnung der DZ-Bank)? Warum kommt die deutsche Infrastruktur trotz seit Jahren sprudelnder Steuereinnahmen immer mehr auf den Hund? Warum pfeifen Bundeswehr, Polizei und Justiz trotz des vielen Steuergeldes aus dem letzten Loch? 

Die Liste ließe sich gewiss noch kräftig erweitern. Doch sollten die Regierenden auch nur eine dieser Fragen ehrlich beantworten, käme das einem politischen Suizid gleich. Also hält man die Klappe und vermöbelt lieber die potenziellen Fragesteller.

Also weiter um den heißen Brei der wahren AfD-Wahlgründe herumtanzen, um sich und das Publikum mit vorgetäuschten Begründungen für das „Fehlverhalten“ dieser Wähler zu betäuben? Ach nein, das wirkt auf die Dauer immer lächerlicher und wird außerdem irgendwann langweilig. Also verlegen sich die erschöpften Erklärungs-Ausweicher nun aufs bloße und frontale Beschimpfen: Die Blau-Wähler hätten gewusst, was sie ankreuzen, und sind daher alles Bösewichte, so die neue Losung nach dem Schock von Erfurt. 

Giftdurchwirkt gibt sich Deutschlandfunk-Autor Christian Schüle „dankbar“ für den AfD-Erfolg. Es werde „mit und durch die AfD das Geschäftsmodell der Niedertracht und die Verachtungsbereitschaft erstaunlich vieler Mitbürger erkennbar“, schreibt Schüle seine Verachtung für diese niederträchtigen Bürger heraus, und resümiert hoffnungsfroh: „Die Therapie kann also beginnen.“

Aha, „Therapie“ – nach „Volksfront“ noch so ein Wort mit dröhnendem historischen Echo. In gewissen Systemen roter Färbung gehörte es zum Umgang mit Oppositionellen, sie für verrückt zu erklären und in sogenannte psychiatrische Haftanstalten zu sperren. Wir sehen: Nachsicht ist jedenfalls nicht mehr am Platz.

Wobei nicht allein die AfD und ihre Wählerschaft ins Visier gehört, sondern alles, was irgendwie quer liegt zur Regierungspolitik. Die Bauern beispielsweise: Die protestieren dagegen, von Umweltschützern und der Politik nach und nach an die Wand gedrückt zu werden, und kämpfen gegen das „Agrarpaket“ der Bundesregierung.

Das kommt der „Taz“ überaus verdächtig vor, und das wache Linksblatt wurde auch sofort fündig auf der Suche nach Belastungsmaterial gegen das aufmüpfige Landvolk. Da sei ja schon mal die Tatsache, dass die Bauernproteste nur von einer Partei im Bundestag unterstützt würden, nämlich ... Sie wissen schon. Ein Pressesprecher der Demonstranten sei bis 2015 sogar mal AfD-Kommunalpolitiker gewesen und die Demo-Veranstalter hegten – „Wie im AfD-Milieu“ – Misstrauen gegenüber den Medien. Wo dieses Misstrauen wohl herkommt? 

So knallt die Peitsche der Gerechten nun auch über den Landwirten. Und wir alle werden demnächst wieder ganz überrascht sein, wohin sie die gezüchtigten Bauern parteipolitisch getrieben hat. Aber egal, dann sind sie eben auch „Faschisten“.