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08.11.19 / In Gefahr: Das Erbe von 1989 / Die Verlierer von damals haben ihren Kampf nie beendet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-19 vom 08. November 2019

In Gefahr: Das Erbe von 1989
Die Verlierer von damals haben ihren Kampf nie beendet
Hans Heckel

30 Jahre nach dem Mauerfall sind viele Errungenschaften der friedlichen Revolution in Gefahr. Es geht um Einigkeit und Recht und Freiheit, nichts weniger.

„So viel Anfang war nie!“, jubelten die Zeitgenossen angesichts der epochalen Umwälzung, die sich da vor ihren eigenen Augen am Abend des 9. November 1989  in Windeseile abspielte.

Selbst Optimisten und leidenschaftliche Anhänger der deutschen Einheit hatten sich den Vollzug ihres Traums, das Ende der Blockspaltung ihres Vaterlandes, Europas, ja der Welt, selbst im besten Falle nur als Abschluss eines langwierigen, schrittweisen Prozesses vorstellen können. Mauerfall über Nacht? Verbrüderungsszenen und unbeschreibliche, überschwängliche Freude allerorten? Kinderglauben, Politik geht anders, so die Überzeugung der vermeintlichen Realisten.

Doch genau so, eigentlich wie im Märchen, sollte es dann tatsächlich kommen. 

Die Vereinigung dessen, was von Deutschland nach der Amputation seiner Ostgebiete übrig bleiben sollte, war zum Greifen nah: Die Wiedergeburt einer Nation in Freiheit und Einheit, in Demokratie und Rechtsstaat. Was sollte jetzt noch passieren? Die Zukunft strahlte in majestätischem Glanz.

Die letzten Vertreter des kommunistischen Irrwegs und die ins Mark erschütterten Antideutschen – es gab sie zwar noch. Doch ihre dunkle Zeit schien endgültig vorbei. So dachten die meisten. Was für ein Irrtum!

30 Jahre später erleben wir die Transformation Deutschlands in eine andere Republik und erkennen, dass die Wurzeln dieser Transformation schon damals gelegt wurden, im Schatten der großartigen Ereignisse von 1989/90.

Die SED wurde weder verboten, noch löste sie sich auf. Schon, um das vermutlich milliardenschwere Parteivermögen zu retten, klebte sie sich bloß andere Etiketten ans Revers. Die Antideutschen, ihre Parole lautete schon 1989 „Nie wieder Deutschland!“, rappelten sich schnell auf, auch und gerade in Westdeutschland. Es wurde ihnen leicht gemacht: Das eigene Land zu verachten, gehörte in großen Teilen der tonangebenden Eliten der alten Bundesrepublik schon vor 1989 zum Repertoire. 

So machten sich die Verlierer jener großen Nacht umgehend daran, den Deutschen die Revolution zu stehlen. Heute darf alles, was patriotisch oder „national“ daherkommt, als „Nazi“ verunglimpft werden. Das Bundesamt für Verfassungsschutz rief die Bürger dieser Tage sogar dazu auf, ihre Nachbarn, Freunde, Verwandte oder Kollegen auf „Hinweise für Rechtsextremismus“ hin zu beobachten und gegebenenfalls beim Geheimdienst zu melden.

Die Deutschen geben zu rund zwei Dritteln an, dass sie (wieder) Bedenken haben, ihre Meinung frei und offen zu äußern. Zu groß ist (wieder) die Furcht, Probleme zu bekommen wegen einer „falschen“ Äußerung. Demonstrationen von Regierungskritikern werden nicht mehr von der Stasi auseinandergeprügelt. Dafür rücken heute die Rollkommandos der Antifa an, denen es schon reicht, wenn jemand öffentlich einen anderen Kanzler will, um ihn niederzuschlagen.

Im Deutschlandfunk wird offen zum „Hass“ (wörtlich!) aufgerufen gegen das, was man ganz links als zu weit rechts betrachtet. Dabei wissen wir, wie weit die ganz Linken einen Begriff wie „rechtsextrem“ fassen können, wenn es ihnen in den Kram passt. Eben jener „Antifaschistische Schutzwall“, der vor 30 Jahren fiel, legte Zeugnis darüber ab: Faschismus, das waren die Demokratie im Westen und alle Deutschen, die nichts als ihr Recht auf Freiheit durch Flucht in die alte Bundesrepublik durchsetzen wollten.

„Antifa“, das ist das alte Bündniskonzept der Bolschewisten. Es funktioniert nach der Salamitaktik: Nach und nach wird alles unter Faschismusverdacht gestellt, was den Vorstellungen der extremen Linken zuwiderläuft. Dabei werden Sozialdemokraten und Bürgerliche zunächst eingespannt, bis sie (zu spät) merken, dass sie ebenfalls Ziel dieser Strategie sind.

Sie sind weit gekommen. Der sozialdemokratische Bundespräsident Steinmeier gratuliert einer gewaltverherrlichenden, linksextremen Musikgruppe, die SPD koaliert, wo es geht, mit den SED-Fortsetzern, und in Thüringen liebäugelt ein CDU-Chef mit einer Zusammenarbeit mit alten SED-Kadern, die sich immer noch zuhauf in der Linkspartei des Bundeslandes tummeln. Derweil werden die Reste der bürgerlichen Konservativen im etablierten Spektrum, wie die „Werte-Union“, fast schon genauso giftig in den Faschismus-Senkel gestellt wie die junge AfD-Opposition.

Dass die Parteineugründung vor allem in den Ländern der früheren DDR Erfolge feiert, verwundert nicht. Freie, selbstbestimmte Deutsche in einem freien, selbstbestimmten Land wollten sie sein. Und nicht in etwas aufgehen, was der erste Präsident des wieder unabhängigen Estland, Lennart Meri, den „grauen Völkerbrei“ nannte, den man auf den Bahnhöfen der Sowjetunion habe besichtigen können. Heute aber sehen sie sich von einer Kanzlerin regiert, die bloß noch zwischen „denen, die schon länger hier leben“, und „denen, die erst kürzlich zu uns gekommen sind“, unterscheiden will. Die damit alle Bezüge zu Volk, Heimat und Verwurzelung verbal niedertrampelt. 

Dabei geriet schon die nutzlose, ja wirtschaftlich schädliche Aufgabe der nationalen Währung zum Desaster. Nun, so scheint es, sollen Land und Volk ebenso in einem kulturell amorphen Sammelsurium aufgehen. Und sie, die doch für ihr Land in der friedlichen Revolution von 1989 so viel riskiert haben, sollen das nicht einmal kritisieren dürfen, ohne in die „Nazi“-Ecke geschoben zu werden?

Die Errungenschaften von 1989 sind in Gefahr. Wo der Staatssender zum Hass gegen Abweichler aufruft, der Geheimdienst zum Spitzeln animiert, das Staatsoberhaupt nach ganz links offen ist und wo die Meinungs- und Versammlungsfreiheit vielerorts nur noch auf dem Papier stehen, da müssen die Alarmglocken schrillen.

Noch sind wir weit von einer neuen Herrschaft der Unfreiheit entfernt. Aber der Horizont hat sich bereits bedenklich verdüstert. Das Erbe von 1989 darf nicht verschwendet werden. Wie damals bedarf es wachen Bürgersinns und manchmal auch einigen Mutes, um es zu verteidigen.  An uns Bürgern ist es, das Erbe von 1989 zu bewahren und uns damit seiner würdig zu zeigen. Es geht um Einigkeit und Recht und Freiheit, nichts weniger.